Der Mai ist gekommen ....


Alle Arbeiten sind erledigt, einkaufen, packen und Sachen an Bord bringen. Vom Salzstreuer über Ersatzteile, Proviant, Foto- und Filmausrüstung bis zur Bekleidung - mit anderen Worten, ein Umzug ohne Möbel - alles muss mit. Die Blumen  versorgt Annelene, die Sichtung unserer Post  obliegt wieder Elke und das Auto steht abgekabelt in der Garage. Die Kinder sind selbst auf Reisen, so dass wir uns vorerst nicht sehen können, aber wir haben ja Whatsapp und Internet und vielleicht klappt es mit einem Besuch an Bord.
Der Abreisetermin steht fest für den 13. Mai. Morgens die große Überraschung, über Schilksee wabert dicker Nebel, als wir mit den letzten Taschen bepackt mit dem Rad zum Hafen fahren. Die Sichtweite beträgt ca. 200 m als wir uns vorsichtig aus dem Hafen schleichen. Die ersten Jollen starten zur Regatta. Es ist kalt und nass im Nebel und weht mit 2-3 Windstärken aus Ost. es kann also nur noch besser werden. Unter Vorsegel geht es Richtung Friedrichsort und langsam verlassen wir das Nebelloch. Es wird zunehmend heller und sonniger und als wir nach 1 1/2 Std. Wartezeit in die Schleuse einlaufen, lacht die Sonne von einem strahlend blauen Himmel.
Die Kanalfahrt  verläuft sehr ruhig, es sind nur wenige Schiffe, die wir passieren. Vor der Obereider bekommen wir ein Stoppsignal (drei rot) und nach Peters Erfahrungen, kann es bis zu 11/2 Std. dauern, bis wir wieder freie Fahrt bekommen. es ist mittlerweile 16.15 Uhr, also biegen wir in die Obereider ab und übernachten beim Büdelsdorfer Yacht Club. Ein sehr ruhiger Hafen in einer schönen Umgebung.
Am Montag sind wir um 7.10 Uhr bereits wieder unterwegs. Es ist herrliches Sommerwetter, auf dem Kanal kommen uns einige Großsegler und eine Kogge entgegen, die wohl den Hafengeburtstag in Hamburg besucht hatten. In Brunsbüttel bunkern wir noch 300 l biofreinen Diesel (Care Diesel ist hier nirgends zu bekommen) und bekommen anschließend sofort das okay, in die Schleuse einzulaufen - so ein Glück. Zwischen den alten und den neuen Schleusen befindet sich die riesige Baustelle für die neuen Schleusen, ein Jahrhundertbauwerk!
Um 14.15 laufen wir aus der Schleuse aus und sind um 17.25 Uhr fest in Cuxhaven. Das Wasser lief ab und langsam setzte der Strom richtig ein, so daß wir zeitweise bei wenig achterlichem Wind 8-9 Knoten liefen. Vor dem Yachthafen mussten wir ordentlich vorhalten, um nicht an der Einfahrt vorbeizusegeln.
Das schöne Wetter am 15. haben wir mit einer Radtour, am Strand und waten im auflaufenden Wasser verbracht, das schon angenehme Temperaturen hatte. Leider war das der letzte Tag mit leichtem Ostwind. Seit gestern bläst es aus N und NW. Am Sonnabend heißt es früh aufstehen, ab 5.00 Uhr sollen wir mitlaufenden Strom und laut Wetterbericht östliche Winde bekommen.

Kugelbake in Cuxhaven
Kugelbake in Cuxhaven

Nordseeinseln: Norderney - Borkum - Vlieland in Holland


Sonnabend, 19. Mai, 5.05 Uhr, Auslaufen Cuxhaven - ist das ungewohnt früh! Langsam schieben uns Maschine und der Ebbstrom elbabwärts. Der Himmel ist noch bedeckt und mit einem leichten Wind aus SSE klart es langsam auf. Um 8.10 passieren wir Elbe 1, um 10.00 setzen wir das Groß und wenig später die Genua, aber bereits nach 40 Minuten läuft die Maschine wieder mit und die Genua wird  eingerollt. Um 16.00 Uhr erreichen wir die Ansteuerung von Norderney und fahren in das Dovetief. Leider läuft inzwischen das Wasser ab, es ist Springtide und die Strömung fällt stärker aus. An den Tonnen gurgelt das Wasser nur so vorbei. Wir laufen nur noch 2 Knoten über Grund. Erst um 18.00 Uhr sind wir  im Hafen fest als 3. Schiff im Päckchen ohne Landverbindung. Es ist Pfingstsonnabend, der Hafen ist gesteckt voll.
Am nächsten Morgen wird am Schwimmsteg ein Platz frei, auf den wir sofort verholen. Schnell sind die Fahrräder ausgepackt und wir radeln über die Insel zum Strand - das Wasser ist mit 12 Grad noch zu kalt zum Baden - und mit einem Abstecher in den Ort geht es zurück an Bord.
Am Montag sind wir schon wieder früh unterwegs. Tidengewässer  bestimmen die Auslaufzeiten. Es ist 5.00 Uhr. Es weht aus E mit 2-3 Windstärken. Schon im Hafen setzen wir das Großsegel. Mit Wind und Tidenstrom machen wir gute Fahrt. Über das Schluchtertief führt eine Rinne durch die Flachs nach Westen. Wir erreichen bereits um 10.00 Uhr Borkumriff und steuern mit dem Strom die Ems aufwärts. Um 12.15 Uhr sind wir im Burkana Yachthafen fest an einem neuen Schwimmsteg. Das Hafenbecken ist riesig und wir drehen einige Runden, bis uns von Land aus jemand auf einen freien Platz hinweist.
Abends geht es lebhaft und laut zu. Von den Windparks vor Borkum kommen große Arbeitsschiffe, bringen Leute an Land und laufen sofort wieder aus.
Da wir schon früh im Hafen sind, fahren wir gleich in den Ort. 3 km schnurgerade führt die Straße dorthin. An der Promenade lassen es sich die Leute gut gehen, am Strand herrscht reger Betrieb und Kitesurfer jagen über das Wasser. Am Bahnhof wartet ein langer Zug der Inselbahn, um die Fahrgäste zur Fähre zu bringen. Zurück geht es hinter dem Dünengürtel einen schönen Radweg abseits der Straße.
Am nächsten Tag fahren wir quer über die Insel zum Strand, der hier noch breiter ist als auf Norderney. Am Dünenrand können wir uns einigermaßen windgeschützt sonnen, aber das reine Sommervergnügen ist das noch nicht. Auf dem Rückweg machen wir noch Halt bei einer Räucherei und kaufen für ein leckeres Abendessen ein.
Am 23. Mai sind wir um 6.30 Uhr wieder unterwegs. Setzen das Groß im Hafen und segeln durch das Hubertgatt nach Westen. Gefrühstückt haben wir an allen Frühaufstehertagen auf See, sonst müßte der Wecker ja noch viel früher klingeln.
Der Wind weht aus ENE, legt im Laufe des Tages bis auf 4-5 Windstärken zu, so dass wir gute Fahrt machen. Leider schaffen wir es nicht, mit auflaufendem Wasser das Fahrwasser nach Vlieland zu erreichen. Hoch am Wind machen wir erst noch gute Fahrt, müssen dann aber die Segel wegnehmen und motoren wieder mühsam gegen den Strom bis zum Hafen.
Der Hafen ist seit unserem letzten Besuch hier total umgebaut und erweitert worden. Im vorderen Teil liegen große Plattbodenschiffe und im hinteren Teil sind hervorragende Schwimmstege ausgelegt. Pfingsten ist vorbei und es gibt noch viele Liegeplätze. Im Juli und August soll es schwer sein, Platz zu finden. Der Ort besteht hauptsächlich aus der langen Dorpstraat. Rechts und links einer Allee stehen kleine Giebelhäuser. Hyggelig, würde der Däne sagen.
Wir haben eine schöne Tour durch die Insel gemacht, den Ausblick vom Leuchtturm  und von den hohen Dünen genossen, bevor wir gegen den Wind wieder an Bord gestrampelt sind.

 

Vlieland – Ijmuiden – Scheveningen – Vlissingen

 

 

 

Vllieland haben wir am Samstag, dem 26.5. verlassen. Mit einer kleinen flauen Ausnahme weht der Wind aus östlichen Richtungen, so dass wir trotz einsetzendem Strom von vorn die 64 sm segeln können. Um 20.30 Uhr sind wir fest in Ijmuiden an der Außenmole. In diesem riesigen Hafen bedeutet das einen Fußmarsch von locker 10-15 Minuten, um ans Hafenkontor zu kommen. Zum ersten Mal haben wir eine recht angenehme Auslaufzeit, als wir am nächsten Morgen um 9.10 Uhr wieder ablegen. Unschönes Erlebnis: Von der ca. 10 m hohen Hafenmauer werden 2 Fahrräder ins Wasser geworfen und klatschen zum Glück ins Wasser. Der Hafenmeister, der morgens seine Runde (Fahrradfahren ist in den meisten Häfen verboten, hier gibt es eine Ausnahme) dreht, kennt diese Böse-Buben-Streiche, fotografiert und will später die Räder auffischen.

 

 

 

Nach 28 sm erreichen wir Scheveningen. Wenige Seemeilen vor der Einfahrt erwischt uns ein Gewitter. Zum Glück können wir gleich einlaufen und beim Festmachen dampfen wir in der Hitze im Ölzeug.

 

Auch hier ist der Hafen total erneuert worden. Vor allem ist das gesamte Umfeld des Hafens bebaut worden. Es entsteht ein neuer Stadtteil. Als wir 2007 hier waren, durften wir nur eine Nacht bleiben, da für den nächsten Tag an die 100 Boote von einer Regatta kommen sollten und kein Platz zur Verfügung stand. Diesmal wollen wir länger bleiben.

 

 

 

Da es noch sehr früh ist, satteln wir die Räder und fahren zur Promenade mit der markanten Seebrücke. Es ist ein hochsommerlicher Sonntag. Welch ein Trubel am Strand und auf der Promenade – Kiellinie zur Kieler Woche!. Verkaufsstände und eine beachtliche Zur-Schau-Stellung von VW Bullis und Käfern – da kommen gleich die Erinnerungen an unsere ersten Autos hoch. Am Ende der Seebrücke gibt es einen Bungee-Sprungturm und ein Riesenrad mitten im Wasser und vom Turm aus kann man mit einer Seilbahn – man sitzt in einer Art Bootsmannsstuhl und hat über sich zwei Griffe zum Festhalten - bis an den Strand rasen.

 

Auf der Rückfahrt besuchen wir noch Volker auf der „Hitch-hike-Heidi“, der auf der Fahrt nach Hause ist. Leider will er abends auslaufen, so dass es nur bei einem kurzen Schnack im Cockpit bleibt. Julia und Stefan hatten uns darauf aufmerksam gemacht, dass Volker in unserer Reichweite ist und dank AIS konnten wir das Boot mühelos finden.

 

 

 

Den Montag genießen wir am weitläufigen Strand und unternehmen den ersten Badeversuch. Es kneift in den Waden, aber zum Abkühlen reicht es.

 

 

 

Am Dienstag laufen wir um 8.00 Uhr aus Scheveningen aus. Es ist diesig und es weht ein leichter Wind aus N. Wir nehmen die Maschine zu Hilfe und erreichen um 9.45 Uhr das Fahrwasser, das uns an Hoek van Holland vorbeiführt, der Einfahrt nach Rotterdam. Schiffe die ein- oder auslaufen, Lotsenboote, die vorbeibrettern. Es ist ein sehr aufgewühltes Fahrwasser, die schlechte Sicht macht es nicht einfacher. Da sind wir doch richtig froh über das neu eingebaute AIS, das uns über Kurs und Geschwindigkeit der vielen Schiffe Auskunft gibt. Nach einer halben Stunde ist die größte Aufregung vorbei, selbst das Wasser wird ruhiger und für 3 Stunden können wir schön segeln bis wir in das Scheldefahrwasser segeln. Wie erwartet, setzt der Strom gegenan und wir motoren mühsam durch das Oostgatt nach Vlissingen. Um 19.40 sind wir in Vlissingen fest. Vor dem Hafen befindet sich ein Fluttor mit einer Brücke, die wir „übersehen“ hatten, aber zum Glück wurde sie sofort geöffnet. Hier liegen wir wie „in Abrahams Schoß“ von riesigen Mauern umgeben. Das Hafenbüro befindet sich in einem Restaurant an der Brücke (am Tresen) und bedient diese auch. Auf Zuruf bekommt man den Liegeplatz zugewiesen.

 

 

 

Vlissingen hat eine sehr schöne Altstadt mit einer überdachten Fußgängerpassage. Es gibt gleich neben dem Hafen alte Kasematten von 1816, aber die ersten Befestigungsanlagen stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Deiche und Hafenmauern sind extrem hoch. Ein Schild zeigt den Wasserstand an von 1953, als es in Holland die große Sturmflut gab. Seit dem ist ungeheuer viel investiert worden in die Sicherung des Landes.

 

 

 

 

 

Heute morgen wurden wir geweckt von einem regelmäßigen Nebelhorn. Bis in die Mittagstunden hielt sich der Nebel recht hartnäckig. Für morgen hoffen wir auf klare Sicht. Da wollen wir weiter nach Nieupoort in Belgien. Wir hoffen sehr, dass es diesmal ausreicht, mit dem Strom zu segeln

 

 

 

 

 

 

Vlissingen – Blankenberge (Belgien)

 

 

 

Morgens um 6.20 Uhr am 1. Juni schiebt sich „ Düvel ok“ langsam durch das enge Fluttor. Die darüber befindliche Brücke bleibt bis 8.00 Uhr geöffnet für die Durchfahrt. Aus dem benachbarten Hafenbecken läuft ein Lotsenboot aus. Wir queren das Scheldefahrwasser und setzen neben dem Tonnenstrich unsere Fahrt fort. Zeit zum Frühstücken. Es weht aus WNW mit 1-2 Windstärken. Gerade konnten wir noch in der Ferne die Einfahrt von Zeebrügge sehen, als uns auch schon dicker Nebel umhüllt. Als wir die Einfahrt passieren ist nichts mehr zu sehen.

 

Unter diesen Bedingungen wollen wir keine 20 sm weiterfahren nach Nieuwport und setzen den Kurs auf Blankenberge ab. Sehr spät kommen die gelben Tonnen vor der Einfahrt und dann das Leitwerk in Sicht. Auf Zuruf kuppelt Peter die Maschine aus – die Angler auf der Mole holen in Windeseile ihre Schnur ein. Zum Glück geht alles klar.

 

 

 

Blankenberge hat eine lange Promenade mit hohen Häusern davor. Die Seebrücke hat schon bessere Zeiten gesehen und von den Lokalen sind etliche noch geschlossen oder auch zu verkaufen. Der Ort liegt etwas geduckt hinter der Hochhaus-Wasserfront. Eine Straßenbahn fährt von hier nach Knokke oder Brügge.

 

 

 

Vor einigen Jahren sind wir mal von Zeebrügge aus zu Fuß hergelaufen bei herrlichem Sommerwetter und da fielen uns zum ersten Mal die vielen kleinen Schoßhunde auf, die in kleinen Karren spazieren gefahren wurden. Die Vorliebe der Blankenberger speziell für kleine Hunde gibt es immer noch, oftmals sitzen gleich zwei davon in einer Karre – gern auch mit Sonnenschirm!. Bei einem Hundeausrüster haben wir sehr lustige Outfits für Hunde entdeckt. Für die kleine Hundedame alles in pink mit Schutenhut und für den lebhaften Rüden ein Ledergewand mit Schirmmütze.

 

 

 

Es ist Wochenmarkt. Wir erstehen 2 große Doraden und freuen uns abends über ein leckeres Mahl.

 

Am 2. 6. ist es ungemütlich, der Wind weht aus W, also bleiben wir und erkunden die Umgebung mit dem Rad.

 

 

 

Am Sonntag wollen wir weiter. Alles ist seefest verstaut, das Kabel eingerollt und dann … nichts. Die Starterbatterie will nicht mehr. 18 Jahre hat sie durchgehalten, eine wirklich stolze Leistung. Nun ist guter Rat teuer. Der Hafenmeister bietet uns an, am Montag mit ihm zu einem Batterieshop zu fahren, was ausgesprochen nett ist und gern von uns angenommen wird. Wir bauen inzwischen die Verbraucherbatterie (ca.70 kg) und die Starterbatterie (nur 27 kg) aus. Erstere mittels Talje, die wir durch die Luke lassen, letztere im Hau-ruck-Verfahren. Leider mußte die große Batterie raus,um an die kleine heranzukommen. Den Rest des Tages genießen wir bei herrlichem Sonnenschein im Cockpit.

 

Am Abend ist es ungemütlich an Bord. Uns fehlen die 12 V, um die Frischwasserpumpe zu betreiben und Licht gibt die Neon-Arbeitsleuchte. Die dicke Batterie thront auf meinem Lieblingsplatz, die Matratze liegt in der Lotsenkoje. Immerhin haben wir Landstrom.

 

 

 

Der Batterieshop hatte leider montags geschlossen, aber auf der anderen Seite des Hafens ist ein Schiffsausrüster. Der hilfreiche Hafenmeister hat dann kurzerhand die alte Batterie und uns in sein Auto geladen und innerhalb einer halben Stunde waren wir mit einer frischen Batterie an Bord. So einen tollen und hilfsbereiten Hafenmeister findet man wirklich nicht alle Tage. Eine Entschädigung für seine Mühe lehnte er rundheraus ab, das sei doch selbstverständlich. Da haben wir wirklich schon anderes erlebt und können uns nur herzlich bedanken.

 

Der Einbau ging uns flotter von der Hand. Der Probestart verlief einwandfrei.

 

 

 

Nun wollen wir morgen los und dann soll es hoffentlich ohne Überraschungen bis nach Dünkirchen gehen.

 

 

Blankenberge - Dünkirchen – Boulogne sur Mer – Dieppe

 

 

 

Es weht aus NNE mit Windstärke 4, als wir Blankenberge morgens gegen 9.00 Uhr verlassen. Wir rollen nur die Fock aus, da der Wind so achterlich kommt, dass beide Segel nicht stehen würden. Keine angenehme Segelei, das Boot macht Bewegungen, die uns beiden etwas den Appetit nehmen. Aber um kurz nach 14.00 Uhr sind wir fest in Dünkirchen, satteln die Fahrräder, fahren in die Stadt und erstehen zwei große Rotzungen für das Abendessen. In der Stadt sind viele Baustellen, das Radfahren kein Vergnügen und Strandwetter haben wir auch nicht.

 

 

 

Der NNE hält weiter an, als wir am 6.5. wieder ablegen. Im Hafen setzen wir das Groß mit einem Reff und später die Fock und rauschen Calais entgegen. Das Fahrwasser bei Calais mit seinen vielen ein- und auslaufenden Fähren zu queren, hatte ich aufregender in Erinnerung. Wir haben nur zwei Fähren, die aber in gehörigem Abstand passieren und bei einer Geschwindigkeit von 7-8 Knoten sind wir schnell auf der sicheren Seite.

 

 

 

Bei Cap Gris Nez brist es merklich auf, zeitweilig preschen wir mit 10,5 Knoten dahin. Eine Netzboje bekommen wir zu spät zu sehen, aber wir sind so schnell drüber, dass sie hinter uns einen Meter in die Luft fliegt und verschwindet. Nicht auszudenken, wenn sie sich hinter dem Ruder verfangen hätte bei der Geschwindigkeit!

 

 

 

Um 14.30 Uhr passieren wir die Mole von Boulogne sur Mer, bergen die Segel und sind um 14.50 Uhr fest im Hafen. 45 Seemeilen in knapp 7 Stunden, eine schnelle Reise.

 

 

 

Hier hat offensichtlich die Saison noch nicht so recht begonnen, es sind viele Plätze frei. Besonders lohnenswert ist hier der Besuch der „geschlossenen Stadt“, die sich hoch über dem Hafen befindet. Auf der gut erhaltenen Stadtmauer kann man schön spazieren und hat eine gute Aussicht über die Stadt und den Hafen.

 

 

 

Vor allem zieht es uns aber zu den Fischständen am Hafen. Hummer, Krebse, Rochen und Petermännchen werden reichlich angeboten. Wir erstehen 2 kg Krebsbeine und Scheren und abends ist unsere Werkzeugkiste mit am Tisch mit den verschiedensten Zangen. Am praktikabelsten sind Rohrzange und Seitenschneider und ein spitzes Messer, um an den köstlichen Inhalt zu kommen. Dazu gibt es Baguette und Salat, einfach lecker!!

 

 

 

Unser Auslaufen aus Boulogne sur Mer verschieben wir um eine Stunde – die kleine Diesel-Handpumpe zum Tagestank leckt und wir können den Schaden nicht ganz beheben. Mit Ölauffangtüchern dick umwickelt und möglichst ohne die Pumpe weiter zu betätigen, segeln wir los bei wenig Wind aus NNE. Mal segeln wir nur mit der großen Genua, dann kreuzen wir mit Groß und Fock vor dem Wind, setzen für 2 Stunden die Maschine ein und sind gegen 18.00 Uhr fest im Hafen von Dieppe.

 

Welch ein Unterschied zu der Rauschefahrt vorher, aber auch sehr entspannt, sobald wir an den vielen Netzbojen vorbei sind.

 

 

 

Bis Mitternacht hat Peter die Dieselpumpe bearbeitet, nun hoffen wir, dass die Leckage behoben ist. Danach hatten wir beide keine Lust mehr auf unser Scrabble.

 

 

 

Heute, Sonnabend, war hier ein Wochenmarkt, der sich durch die gesamte Innenstadt erstreckte. Gemüse, Obst, Käse, Wurst und Schinken aus der Region, da kann man schon ins Schwelgen kommen. Die überwiegenden Stände boten allerdings Klamotten aller Art an.

 

 

 

Eine Radtour zum steinigen Strand bis an die steile Küste, die fast mystisch im Dunst verschwand, rundete den heutigen Tag ab.

 

 

 

 

Dieppe – Fecamp – Cherbourg

 

 

 

Dieppe verlassen wir am Sonntag bei bedecktem Himmel und mäßiger Sicht ,und setzen das Groß noch im Hafen. Vor der Einfahrt kann eine unangenehme See stehen, da wird es ungemütlich, um das Groß zu setzen. Der Wind weht aus NE mit 2-3 Windstärken, es klart leider nicht auf. Einziger Lichtblick, der Trainer einer Segelgruppe besucht uns mit seinem Schlauchboot, fragt nach dem Woher und Wohin und heißt uns Willkommen in der Normandie.

 

Um 15.00 sind wir fest in Fecamp. Sonntags ist das Hafenmeisterbüro nicht besetzt und nach einem kleinen Rundgang am Wasser kehren wir an Bord zurück. Fecamp liegt in einem engen Einschnitt der Steilküste, deren höchste Erhebung 110 m hoch ist. Die Küste, der steinige Strand und das Meer haben schon den Maler Claude Monet inspiriert.

 

 

 

Die Stadt hat seit unserem letzten Besuch hier wenig Veränderung erfahren, d.h. es wirkt alles etwas abgewirtschaftet und den vielen Apotheken und Sanitärgeschäften nach zu urteilen, leben viele ältere Menschen hier.

 

Etwas Besonderes ist das prachtvolle Palais Bénédictine, das eine Likörbrennerei und ein Kunstmuseum beherbergt.

 

 

 

Für Dienstag hat der Wetterbericht den vorerst letzten Tag mit Wind aus NE angekündigt. Obwohl es mit 5 Windstärken weht, bleibt es bei der mäßigen Sicht. Wir legen ein Reff ins Groß ein und rollen auch die Fock nicht ganz aus. Die Wellen haben schon eine beachtliche Höhe und ab und zu heißt es „Wasser über Deck und Luken“. Eigentlich wollen wir gar nicht so früh bei Barfleur sein, dort steht ein heftiger Strom, den wir nicht gegenan brauchen können. Aber wie das so ist: Um 17.30 kentert der Strom, der Wind ist weg und wir motoren die letzten Meilen sehr mühsam mit zum Teil nur einem Knoten über Grund, frustrierend. Um 23.00 Uhr liegt der Leuchtturm Barfleur endlich achteraus, der Strom läuft wieder mit. Um 0.50 passieren wir die Außenmole des riesigen Hafens und sind um 1.30 Uhr fest.

 

 

 

Der Mittwoch beschert uns endlich Sonne. Wir bummeln durch die Altstadt und fahren zum Strand. Endlich mal wieder barfuss laufen.

 

 

 

Heute Vormittag war der Himmel regenschwer und entlud sich, als wir gerade vom Markt zurück waren. Jetzt ist es 19.00 Uhr und die Sonne lacht noch vom wolkenfreien Himmel.

 

 

 

Morgen wollen wir um das Cap de la Hague nach Guernsey.

 

 

 

 

 

Fecamp

 

Cherbourg – St. Peter Port/ Guernsey

 

 

 

Am Freitag, dem 15.6., verlassen wir Cherbourg um 10.15 Uhr. Unter Maschine steuern wir mit 290 Grad unter der Küste, bis langsam der Strom kentert. Als wir das Atomkraftwerk bei Cap de la Hague quer haben, setzen wir Segel und segeln hoch am Wind, bis wir endlich den Turm am Cap achteraus haben. Um 13.40 haben wir das Cap hinter uns. Der Strom schiebt uns, so daß wir trotz flauer Winde bis zu 9 Knoten laufen. Um 14.15 Uhr müssen wir die Maschine wieder zu Hilfe nehmen, um auch für die letzten Meilen noch den Strom mit zu haben.

 

Wir schaffen es und sind um 17.45 Uhr am Warteschlengel in St. Peter Port fest. Gegen 21.00 Uhr sollen wir einlaufen können. Bis dahin warten noch an die 20 Boote auf die Freigabe.

 

 

 

Im Hafen wird Hafenfest gefeiert. Hauptsächlich geht es um Wasserspiele mit Wakeboards, Tauziehen quer über die Hafeneinfahrt (das Verliererteam fällt natürlich ins Wasser) und später springen Jugendliche mit selbstgebauten Drachen unter großem Applaus von einem Podest in den Hafen.

 

 

 

Wir sehen dass alles nur vom Warteschlengel aus und warten …

 

 

 

Als endlich das Signal kommt, lösen sich die Päckchen viel zu schnell und undiszipliniert auf. Die letzten wollen die ersten sein und der Hafenmeister kurvt mit seinem Einsatzboot wild herum, um eine gewissen Ordnung aufrecht zu erhalten, was dann noch mehr Chaos erzeugt. Es bedarf einiger starker Hände, um Schaden zu verhindern. Schließlich kommen wir als vorletztes Boot in den Hafen, nachdem wir noch einmal festgemacht hatten, um dem Chaos zu entgehen. Eigentlich unverständlich, da im Hafen ausreichend Liegeplätze vorhanden sind.

 

Engländer sind eigentlich doch bekannt für ihre Disziplin beim Anstehen und die Franzosen stehen sehr geduldig Schlange bei ihrem Lieblingsbäcker, -Gemüsestand oder -Fischmann, wie wir mehrfach beobachten konnten.

 

Eine ähnliche Situation hatten wir in Holland vor einer Brücke, wo es dann zwischen zwei Schiffen zur Kollision kam und wir beinahe rückwärts durch die Brücke fahren mussten. Und es waren überwiegend Holländer, die solche Kanalfahrten täglich unternehmen.

 

 

 

Abends ging das Hafenfest mit einem Feuerwerk zu Ende und am Sonnabend haben wir dann einen kleinen Stadtbummel gemacht und sind mit den Rädern los. Zunächst muss man eine Serpentinenstraße hochschieben, um auf die Insel zu kommen. Kaum waren wir oben, fing es an zu nieseln und zu regnen, so dass wir schnell wieder an Bord wollten. Leider haben wir dabei etwas die Orientierung verloren – die Straßennamen in der Karte waren in der Realität nicht zu finden – und so kamen wir ziemlich nass und verfroren an Bord zurück.

 

 

 

Sonntag wurden an der Straße kleine Stände mit regionalen Produkten und Handarbeiten aufgebaut. Die gesamte Uferstraße wurde für den Verkehr gesperrt, weil gleichzeitig ein Volkslauf stattfand mit Ziel im Hafengebiet. Außerdem lag ein Passagierschiff auf Reede und es herrschte reger Betrieb in den Straßen. Dafür öffnen dann auch die Geschäfte, um hauptsächlich Schmuck zu verkaufen. Aber auch die Stände wurden ihre Waren los, vor allem selbstgestrickte Puppen, bunte Törtchen und Erdbeeren fanden dankbare Abnehmer

 

 

 

Vor unserer Weiterfahrt wollte Peter die Schaltung kontrollieren und neu einstellen, hatten wir doch in letzter Zeit manchmal das Problem, dass der Vorwärtsgang nicht sofort einrastete. Außerdem mußte das Getriebeöl gewechselt werden. Beim Probelauf waren merkwürdige Geräusche aus der Maschine zu hören, die wir nicht einordnen konnten. Heute früh hatten wir dann Besuch von einem Mechaniker und der stellte fest, daß unser Phyton-Drive (Gelenkwelle) nicht mehr in Ordnung ist. Für einen neuen müssten wir hier ca. 7 Tage liegen bleiben, da dieser vom Festland nach England und dann hierher gebracht werden muss.

 

 

 

Daher haben wir beschlossen, zurück nach Cherbourg zu segeln, da wir dort hoffentlich das beste und schnellste Angebot an Hilfe finden werden. Inzwischen liegen wir im Außenbereich des Hafens am Schwimmsteg (mit Landverbindung, aber ohne Strom und Wasser), damit wir morgen mit dem auflaufenden Wasser und mitlaufendem Strom das Cap de la Hague runden können.

 

 

 

 

 

 

Guernsey – Jersey – St. Malo - Lezardrieux

 

 

 

Nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit einigen französischen Seglern sind wir doch nicht nach Cherbourg zurück, sondern mit kurzem Zwischenstopp auf Jersey nach St. Malo gefahren. Hört sich simpel an, ist aber einigermaßen umständlich. Zunächst muss man in Guernsey bei Hochwasser aus dem Innenhafen nach draußen verholen. Das haben wir gleich noch mit dem Bunkern verbunden. Diesel ist steuerfrei, biofrei und kostet unschlagbare 69 p!

 

An den Außenstegen liegt man im Päckchen und da das Wetter vorher nicht gut war, kamen an diesem Abend zahlreiche Boote innerhalb kurzer Zeit. Am nächsten Morgen lösten sich die Päckchen schnell wieder auf. Mit schwachem Südwestwind und mitlaufendem Strom konnten wir streckenweise segeln, aber auch die Maschine musste helfen, vor allem beim Leuchtturm Pt. Corbiere, da dort schon wieder Gegenstrom einsetzte. Den Leuchtturm Corbiere an der SE-Seite von Jersey haben wir von Land aus mal besucht. Bei Niedrigwasser ist die vorgelagerte Insel zu Fuß zu erreichen.

 

 

 

In St. Helier war noch ein Platz am Schwimmsteg frei, dafür gingen weitere 5 Boote zu uns ins Päckchen. Auf den letzten drei Booten waren mindestens 15 Kinder im Alter von ca. 12-15 Jahren, dazu die Betreuer und die Besatzungen der anderen beiden Boote und damit tobten wohl über 30 Leute mehrfach hin und her über unser Deck. Läßt sich nicht vermeiden, aber die Kinder sprangen und hüpften und blieben auch gern am Relingsdraht hängen, so daß die Geräuschkulisse unter Deck kaum auszuhalten war. Kurz vor Mitternacht, alle Kinder waren an Land mit Zahnbürsten bewaffnet, legten die Boote ab und verholten in den Innenhafen, so daß uns die weitere Enterung erspart blieb. Endlich Ruhe im Schiff! Wir waren nur kurz an Land und haben uns Fish&Chips geholt. Eine riesige Packung. Es ist schon merkwürdig, die verarbeiteten Chips sind billiger als die Kartoffeln auf dem Markt oder im Supermarkt.

 

 

 

Für Mittwoch hatte der Wetterbericht zunehmenden Wind aus NE angekündigt. Beim Auslaufen herrschte Flaute und Nebel. Weder kam der Wind aus NE, noch löste sich der Nebel im Laufe des Tages auf, also mussten wir die 39 sm nach St. Malo motoren. Peter lotste uns mit Radar in das Fahrwasser, das gleich zu Beginn einen großen Leuchtturm auf einer Klippe hat. Als erstes sah ich weiß leuchtende Gischt und dann war der Leuchtturm als grauer Schatten zu sehen. Wenig später tauchte hinter uns ein großes rotes Segel auf, da waren doch ein paar Verrückte unter Spinnaker unterwegs. Müssen wohl Nachfahren von Robert Surcouf gewesen sein, dem großen Korsaren aus St. Malo. Vor dem Hafen wurde der Nebel immer dicker, das Nebelhorn war zu hören, aber die Hafenmauer nicht zu sehen. Zum Glück überholte uns dann ein offensichtlich ortskundiger Segler, dem wir folgen konnten. Im Hafen waberte der Nebel, mal konnte man die andere Seite der Bucht sehen, mal kam sogar die Sonne durch. Eine eigenartige Stimmung über dem Hafen und eine anstrengende Fahrt.

 

 

 

Am Donnerstag kam dann der angesagte Wind, der Nebel war verschwunden und das Panorama der geschlossenen Stadt und die schöne Hafenbucht lagen in der Sonne vor uns.

 

Peter hat die Gelenkwelle des Phython-Drive ausgebaut und einem Mechaniker zur Begutachtung gegeben, aber der konnte keinen Fehl daran entdecken. Filter- und Ölwechsel haben wir dann auch gleich noch gemacht. Vorwärts- und Rückwärtsgang funktionieren, aber das Geräusch ist – bei Leerlaufdrehzahl – immer noch da.

 

 

 

Zweimal waren wir in der geschlossenen Stadt zum Bummeln, sind auf der Seeseite über die Stadtmauer gelaufen und haben die vielen vorgelagerten Inseln und Felsen gesehen, an denen wir „blind“ vorbeigefahren sind. Heute war Ruhetag in einer kleinen Strandbucht bei dem Turm Solidor in dem das Cap Hornier-Museum untergebracht ist.

 

 

 

Morgen soll es immer noch aus NE wehen, genau richtig für die nächsten 46 sm nach Lezardrieux.

 

 

 

Um 7.30 Uhr sind wir ausgelaufen, gerade rechtzeitig vor der einlaufenden Fähre, denn dann ist die Ausfahrt aus dem Yachthafen gesperrt. Der Wind ließ uns schon wieder im Stich, es reichte gerade für das Groß als Stützsegel und Motorfahrt.

 

 

 

Inzwischen liegen wir in Lezardrieux. Der Wind setzte mal wieder ein, als wir auf dem Fluss waren. Ein interessantes Fahrwasser führt an der Ile de Brehat vorbei und auf dem Fluss herrschte reger Betrieb – das Wochenende geht zu Ende. Im Ort war nur eine Creperie geöffnet, am Hafen ein Lokal. Sehr ruhig ist es hier.

 

 

 

Morgen wollen wir weiter nach Roscoff.

 

 

 

 

 

 

Lezardrieux – Roscoff – L'Aber Wrac'H – Brest – Camaret sur Mer

 

 

 

Am Montag, dem 25.6. laufen wir kurz vor 8.00 Uhr aus Lezardrieux aus. Um 9.00 können wir Segel setzen – auf dem Fluss wollten wir nicht so gern kreuzen – und steuern mit 280° an einer Untiefe vorbei. Die Stromverwirbelungen reichen dabei bis ins tiefe Wasser. Am späten Vormittag legt der Wind eine Pause ein und legt danach stetig zu auf ENE 4. Um 16.30 sind wir fest in Roscoff.

 

Abends läuft Ove mit der SY „Häwelmann“ vom Strander Yacht Club ein. Ove und Sven waren von Guernsey gekommen, mussten aber mangels Wind lange Zeit motoren.

 

 

 

Roscoff ist ein sehr schönes Städtchen und mit der vorgelagerten Ile de Batz ein Anziehungspunkt für Touristen. Der Anleger für die kleine Fähre zur Insel liegt an einer sehr langen Seebrücke, da der eigentliche Hafen fällt trocken. Bei Ebbe ist in der Fahrrinne nur sehr wenig Wasser. Peter hat ernsthaft erwogen, dieses Rinne bei ablaufendem Wasser zu durchfahren, aber wir haben dann doch die „Außenrum-Variante“ gewählt und sind am Mittwoch zusammen mit „Häwelmann“ ausgelaufen. Der Wind wehte stetig aus ENE mit 3 Windstärken. Unser Ziel L'Aber Wrac'H erreichten wir um 13.30 Uhr bei Niedrigwasser. Die Sandbänke reichen bis ans Fahrwasser und an einer Muschelfarm wurde fleissig gearbeitet. Der Hafen ist mit 34 sm von Roscoff ein schönes Zwischenziel für die Reise nach Brest oder Camaret sur Mer. So läßt sich auch besser die Passage am Pointe de St. Mathieu mit seinem Race ausrechnen.

 

 

 

Eigentlich wollten wir noch in L'Aber Wrac'H bleiben, die Landschaft ist einfach schön anzusehen und wäre einen längeren Aufenthalt wert. Wir sind um 9.00 Uhr doch noch los - „Häwelmann“ und viele andere waren längst unterwegs. Kaum waren wir aus dem Fluss heraus, überraschte uns Seenebel. Ein mitlaufendes Boot war nur noch vage zu erkennen und war doch keine 200 m weit entfernt. Zum Glück klarte es 8 sm vor dem Pointe de St. Mathieu wieder auf und bei strahlender Sonne und Gegenstrom mit 4 kn mühten wir uns durch das Race. Schön war der Anblick von zahlreichen Delfinen, die in dieser Strömung auf Nahrungssuche waren.

 

Es war ein toller Segeltag mit Wind von vorn bis achterlich, ebenso der Strom, Geschwindigkeiten über Grund von 0,5 bis 9,5 Knoten.

 

Bei zunehmendem Wind aus NE sind wir dann nach Brest gekreuzt. Brest ist keine schöne Stadt. Ein großer Teil des Hafens ist der Marine vorbehalten. Während des Krieges wurde die Stadt zu 80 % zerstört und „praktisch“ wieder errichtet. Alle Straßen laufen rechtwinklig, geteilt durch eine breite Straße, auf der auch eine moderne und leise Straßenbahn fährt. Erhalten geblieben ist eine große Festung und von dort führt eine breite Allee an der Festungsmauer entlang.

 

 

 

Am Freitag sind wir dann gemütlich nach Camaret sur Mer gesegelt und haben einen sehr schönen Platz an der Innenseite der Mole bekommen, da wir taktisch gegen Mittag ankamen und mit dem Auslaufen einiger Segler gerechnet hatten.

 

Heute waren wir mit dem Rad auf der steilen Küste bei Pen-Hir mit einer grandiosen Aussicht auf Felsen im Meer und schöne Badestrände.

 

 

 

Camaret sur Mer liegt wunderschön um eine Bucht. Eine Künstlerkolonie hat sich hier angesiedelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Camaret sur Mer – Ankerplatz Plage de Veryac – Loctudy – Port Louis

 

 

 

Nach einem netten Abend mit Ove und Sven an Bord der „Häwelmann“ sind wir heute vormittag ausgelaufen und liegen 7 sm weiter südlich vor der Plage de Veryac vor Anker.

 

Ove und Sven warten auf günstigen Wind, um über die Biscaya zu segeln, wir wollen noch einige Häfen der Bretagne besuchen.

 

 

 

Unseren Ankerplatz haben wir schon um 7.00 Uhr bei leichtem Regen verlassen. In der Ferne zuckten ab und zu Blitze. Bei Raz du Sein läuft der Strom mit und schiebt uns mit 8 Knoten voran. Um 13.15 haben wir den Leuchtturm Eckmühl quer an Backbord und um 16.20 sind wir in Loctudy fest. 53 sm unter Motor, da ist man froh, wenn endlich Ruhe im Schiff ist.

 

 

 

Am 3.7. trommelt Regen den ganzen Tag aufs Dach, so dass wir einen Tag länger bleiben, um mit der kleinen Fähre zur Ile Tudy überzusetzen. Eigentlich wollten wir dort – wie bei unserem letzten Besuch – direkt beim Züchter Austern erstehen, aber leider ist die Zucht eingestellt und an einen anderen Ort verlegt worden. Auch die Fischauktion im Hafen findet nicht mehr täglich statt. 2011 war es total spannend, wenn gegen Abend die Fischer anlandeten und die Fänge in der großen Auktionshalle aufgereiht wurden. Neben den vielen Langostinos (Jomfruhummer in DK) waren Exoten wie Mondfisch unter den Fängen.

 

Zum Glück gibt es noch den Fischladen neben der Halle. Abends gab es Austern, Langostinos und Muscheln vom feinsten. Leben „wie Gott in Frankreich“. Die Langostinos werden im Laden tischfertig gegartt. Den Tipp gab uns eine deutsche Touristin, die in dem tollen Laden seit 30 Jahren gern Schlange steht. Noch nie haben wir eine so fröhliche Fischverkäuferin erlebt.

 

 

Am Donnerstag sind wir dann weiter gesegelt und motort bei schwachen westlichen Winden nach Port Louis bei Lorient. Der Hafen liegt hinter einer gewaltigen Festungsanlage total geschützt und war bis ins frühe 18. Jahrhundert der Sitz der ersten Ostindienkompanie. An Bedeutung verlor der Hafen, als die Kompanie nach Lorient umzog. Die Zitadelle war lange Zeit ein Gefängnis und beherbergt heute ein Museum. Die Anlage ringsum ist ein Freizeitgelände. In der mittelalterlichen Altstadt sind zahlreiche kleine Restaurants und Geschäfte.

 

 

 

Port Louis – Port Médoc

 

 

 

Unsere Reise geht am 7. Juli weiter. Bei herrlichem Wetter segeln wir unter Groß und Genua los, aber bereits gegen Mittag wird der Wind so flau, dass wir die Maschine zu Hilfe nehmen müssen. Die Halbinsel Quiberon passieren wir mittags. Laut Wetterbericht sollte der Wind nachmittags aus NE zunehmen, pendelt sich aber bei NW 2 ein. Unter Groß – wir steuern 140 Grad, da würde das Vorsegel nicht stehen und nachts wollen wir nicht mit einem ausgebaumten Vorsegel fahren – segeln wir in die Nacht. Gegen 1.00 dreht der Wind langsam über N auf NE, so dass endlich auch die Fock ausgerollt werden kann. Es ist eine laue Nacht mit einem unendlichen Sternenhimmel. Leider erreichen wir das Fahrwasser der Gironde erst kurz vor dem Kentern des Stroms und so brauchen wir für die letzten 12 sm glatte 4 Stunden, bevor wir endlich Port Médoc erreichen.

 

 

 

Port Médoc gefällt uns so gut, dass wir gleich für 7 Tage bleiben. Der Rabatt bei so einer langen Liegezeit ist doch erheblich. Statt 32,-- bezahlen wir knapp 22,--- € pro Tag.

 

Bis zum nächsten Ort, Le Verdon, sind es 3 km. Es gibt dort einen großen Supermarkt. Leider nicht mehr den tollen Schlachter, bei dem wir vor ein paar Jahren hervorragende Steaks bekommen haben.

 

Durch einen kleinen Wald erreicht man einen sehr schönen und breiten Strand, unser tägliches Ziel bei Temperaturen zwischen 25 und 33 Grad. Der Strand ist bewacht, da die Strömung vor der Küste erheblich ist (s.o.) Bei unseren langen Spaziergängen am Wassersaum finden wir immer wieder kleine Versteinerungen. Vor allem werden bei Hochwasser riesige Lungenquallen angeschwemmt. Die sind zwar nicht giftig, aber mit so einem „Oschi“ möchte ich mich beim Schwimmen nicht anlegen (iiiih).

 

 

 

Wir sind ja keine Fußballfans, aber über den Einzug der Franzosen ins Endspiel haben wir uns gefreut.

 

 

 

Gestern war abends am Hafen ein kleiner Markt mit einigen Kunsthandwerkern, im wesentlichen aber Fressbuden, Weinständen und Live-Musik und insgesamt eine gute Stimmung.

 

Heute ist der 14. Juli, Nationalfeiertag. Mit dem Rad sind wir nach Sulac sur Mer gefahren, einem kleinen Seebad. Ein sehr schöner Radweg führt durch Wald und hinter hohen Dünen parallel zu einer kleinen Bimmelbahn dorthin. In Sulac sur Mer herrschte Hochbetrieb, in der Markthalle haben wir nur Baguette erstanden. Gemüse, Obst, Käse und vor allem die Früchte des Meeres haben in einem Seebad ihren eigenen Preis. Da waren wir doch froh, dass wir in Port Médoc morgens beim Fischer Seezungen erworben hatten zu einem „zivilen“ Preis.

 

Die Rückfahrt haben wir „abgekürzt“ und sind mit der kleinen Bahn gefahren. Im offenen Wagen war das gut auszuhalten und so waren wir auch schneller am Strand und im Wasser.

 

Es ist jetzt 23.00 Uhr, in der Ferne hört man Feuerwerk knallen.

 

 

 

Nachtrag am 15.7.: Als wir heute vom Strand kamen, war im Hafen kein Auto und kein Fußgänger unterwegs. In der Hafenkneipe hockte alles vor dem Fernseher. Wir kamen gerade zum 4:2 im Endspiel der WM Frankreich-Kroatien ins Lokal und haben uns bei einem kalten Bier das Ende des Spiels mit angesehen. Welch ein Jubel!!! Einige hielt es nicht, sie sprangen vor Freude ins Hafenbecken.

 

 

 

 

Port Médoc

 

 

 

Eigentlich wollten wir am 16. Juli auslaufen und die Reise über die Biscaya in Angriff nehmen. Wunschziel ist das 235 sm entfernte Gijon.

 

 

 

Nach der gewonnenen Weltmeisterschaft wurde im „Le Ponton“, der kleinen Hafenkneipe noch gefeiert und getanzt und gegen Abend meinten wir, in der Ferne ein Freudenfeuerwerk zu hören, das sich dann leider als aufziehendes Gewitter entpuppte. Mit gewaltigem Donner, eindrucksvollen Blitzen und prasselndem Regen entlud es sich über uns. Einher ging alles mit kräftigen Böen. Bei einem Nachbarboot entrollte sich das Leichtwettersegel mit ohrenbetäubendem Knallen, bis der Eigner, der zum Glück noch an Bord war, es abbergen konnte.

 

Ein Blick auf die neueste Wetterkarte zeigte uns Gewitterzellen auf unserem Kurs durch die Biscaya. Eine Wetterlage, die uns doch bewog, lieber in Port Médoc zu bleiben.

 

 

 

Gestern fing es mittags an zu regnen und gerade ist das nächste Gewitter vorbei. Mal sehen, wie sich die Wetterlage entwickelt, auf keinen Fall werden wir bei der Gewitterlage auslaufen!

 

 

Port Médoc – Les Sables d'Olonne – Ile de Yeu – Pornichet

 

 

 

Man soll immer auf seine innere Stimme hören. Nach 14 Tagen in Port Médoc und reiflichem Überlegen haben wir die Weiterfahrt nach Lissabon aufgegeben und segeln wieder nach Kiel. Peter fühlte sich einfach nicht fit genug für die Überquerung der Biscaya und die Fahrt an der Atlantikküste.

 

 

 

Am Sonnabend, dem 21.7. sind wir mit ablaufendem Wasser und Wind aus WSW die Gironde hinabgesegelt. Zeitweilig haben wir auf der Weiterfahrt ein Reff ins Groß genommen, da der Himmel sich arg verfinsterte – wer weiß, was in so einer Wolke drin steckt. War aber nichts.

 

 

 

Gegen 22.00 Uhr schlief der Wind ein und unter Motor erreichten wir nachts um 2.00 Uhr den Hafen von Les Sables d'Olonne. Ein Nachtwächter leuchtete uns mit seiner Taschenlampe an und zeigte dann auf einen Platz an der Tankstelle, denn der Hafen war gesteckt voll.

 

Morgens sahen wir viele Boote auslaufen und konnten an einen Boxenplatz verholen. Schnell waren die Fahrräder ausgepackt, um den interessanten Ort zu erkunden. Im Ortsteil la Chaume ist sonntags die Markthalle auf mit dem entsprechenden Betrieb und an der Außenmole konnten wir den Start zu einer Regatta zu den Azoren verfolgen. Die Teilnehmer – Einhandsegler - wurden namentlich vorgestellt und mit Beifall verabschiedet. Draußen waberte noch Frühnebel herum, in dem die Segler dann verschwanden.

 

 

 

Nachmittags wollten wir am Grande Plage zum Schwimmen, leider wurde uns der Gang ins Wasser mit der Trillerpfeife verwehrt – Öl im Wasser. War das bitter, so trösteten wir uns mit einem Eis - Eis ist hier sehr teuer mit 2.50 € für eine Kugel - und genossen die einzigartige breite Promenade.

 

 

 

Am Montag ging es dann mangels Wind unter Motor weiter zur Ile de Yeu in eine traumhafte Ankerbucht, die erwartungsgemäß stark frequentiert war. Zum erstem Mal ist unser neues Schlauchboot zum Einsatz gekommen. Den Außenborder konnten wir nach zwei Jahren in der Garage leider nicht zum Leben erwecken, also ist Peter an Land gepullt. Unser nächster Nachbar verfolgte die vergeblichen Anreißversuche, konnte uns aber auch keinen Tipp geben.

 

Wir waren dann froh, dass bei uns „nur“ der Außenborder nicht ansprang, besagter Nachbar mußte seine Kette Hand über Hand hoch holen. Bei 12 m Wassertiefe kommen da einige Meter zusammen.

 

 

 

Die zweite Nacht am Anker war leider sehr ungemütlich. Schwell lief um die kleine Insel mit den lästigen Begleiterscheingungen, so dass wir am nächsten Morgen nach dem Baden ankerauf gingen und die 46 sm nach Pornichet gesegelt sind.

 

 

 

Pornichet lohnt schon wegen der Markthalle mit dem reichhaltigen Fisch- und Muschelangebot. Entsprechend sieht hier unser Speiseplan aus: Thunfisch, Miesmuscheln, Austern und Sardinen.

 

 

 

Mit dem Rad sind wir die Küstenstraße entlang und haben per Zufall die Bucht entdeckt, wo der Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“ gedreht wurde. Neben dem Hotel hat man Jaques Tati ein Denkmal gesetzt und den Strand nach ihm benannt.

 

Gestern haben wir die weite Bucht nach Norden abgefahren bis zum kleinen Flusshafen Le Pouliguen. Bei Ebbe stehen einige Leute knietief im Rinnsal des Flusses und graben nach Muscheln. Hinter dem Ort beginnen große Salinenfelder. Wo, wenn nicht hier kann man gut das kostbare „Fleur de Sel“ erwerben.

 

 

 

Internet gibt es hier nur im Hafengebäude. Also wandere ich abends hin und stöber mal und rufe Mails ab. Gestern wurde vor dem Gebäude eine Plane ausgerollt, Musik aufgestellt und Tango für Jedermann angeboten. Ich konnte Peter leider nicht überreden, aber ich denke schlechter als die Tänzer dort, wären wir auch nicht dabei!

 

 

 

Zur Zeit zieht hier ein Tief durch mit ordentlich Wind und Regen. Morgen soll es vorbei sein, da werden wir weitersegeln.

 

 

Pornichet – Port Louis – Loctudy – Camaret sur Mer – Roscoff

 

 

 

Nach 5 Tagen „Fisch satt“ haben wir am 30.7. Pornichet verlassen. Auslaufend hatten wir doch eine erstaunlich hohe See, aber günstigen Wind aus SW. Peter hatte den Kurs so abgesetzt, dass uns die Inseln Houat und Hoedic und die Belle Ile Schutz boten, so daß das Segeln doch recht angenehm war. Um die Halbinsel Quiberon herum erreichten wir abends nach 56 sm Port Louis.

 

 

 

Am 31. sind wir gleich weitergefahren nach Loctudy, mal mit Maschinenunterstützung, mal nur segelnderweise. Unterwegs kreuzte eine Hightec-Yacht unseren Kurs, die auch bei leichtestem Wind sehr zügig vorankam. Aber bei der „Segel-Garderobe“ kein Wunder!

 

 

 

In Loctudy haben wir uns noch einmal eine Seezunge gegönnt, bevor wir uns am 2.8. wieder auf die Reise begeben haben. Eigentlich wollten wir bei Audierne ankern, um am nächsten Morgen Raz de Sein zu durchfahren, aber da wir mangels Wind unter Maschine liefen, erreichten wir Raz de Sein pünktlich, um mit dem Strom zu fahren. Kaum hatten wir den Leuchtturm quer wehte der Wind aus NNW, also Wind gegen den 5 kn starken Strom und es bauten sich steile und durcheinanderlaufende Wellen auf. Unter Groß und Fock erreichten wir hoch am Wind die schöne Ankerbucht bei Pen-Hir.

 

 

 

Am 3.8. haben wir dann verholt nach Camaret sur mer. Zur allgemeinen Auslaufzeit konnte man sich den Platz dort aussuchen. Einen Abend verbrachten wir mit Heinz und Janet, die mit ihrer „Dar Melica“ auf dem Weg gen Süden sind. Zwei Tage haben wir noch an einer Mooring vor dem Hafen gelegen, viel gebadet und sind mit dem Schlauchboot und repariertem Außenborder an Land gefahren. Den Blick auf den Hafen mit den ständig ein- und auslaufenden Booten und vor allem morgens auf den sonnenbeschienen Ort haben wir sehr genossen.

 

 

 

Für den 7.8. hatte der Wetterbericht NW und später Westwind angekündigt, also sind wir schon um 6.40 los, aber schon bei Pt. De Saint Mathieu, nach 9 sm, war es mit dem Wind so flau, dass wir wieder die Maschine zu Hilfe nehmen mussten. Der Westwind artete in Windstille aus. Ein Lichtblick war der mitlaufende Strom, der erst querab der Ile de Batz kenterte. Schon um 16.45 waren wir in Roscoff fest nach 63 sm.

 

 

 

Heute war in Roscoff Markt. So große Krebse und Hummer haben wir selten gesehen und sie wurden reißend verkauft. Der Kilopreis von 26,-- € für die Riesenhummer war offensichtlich ein Schnäppchen. Zwei Chinesen kauften gleich 4 Hummer (die letzten Bestände) und 2 Riesenkrebse.

 

 

 

Roscoff ist berühmt für den Anbau Zwiebeln. Von hier wurden diese früher nach England verschifft. Jetzt findet man Zwiebelzöpfe an jedem Souvenierstand. Am 18./19.8. findet ein besonderes Fest zu Ehren der Zwiebel statt, aber so lange wollen wir nicht bleiben.

 

Morgen soll der Wind laut Wetterbericht günstig für unsere Weiterfahrt nach Guernsey sein.

 

 

 

 

 

 

Roscoff – St. Peter Port/Guernsey – Cherbourg

 

 

 

Roscoff verlassen wir am 9.8. morgens um 7.20 Uhr, da gegen 7.30 die Fähre kommt und die Ausfahrt dann gesperrt wird. Der Wind weht wie angekündigt aus NW. Groß und Fock sind schnell gesetzt. Leider haben wir den Strom gegenan und das ergibt mit der Atlantikdünung und der Windsee keine angenehme See. Das ändert sich erst, als der Strom nachmittags mitläuft und der Wind zunimmt auf 4-5 Windstärken. Da düsen wir ab mit 8 Knoten und sind um 19.05 Uhr fest am Schwimmsteg vor dem Hafen. Englisch korrekt begrüßt vom Hafenboot und an den Liegeplatz geleitet.

 

 

 

Am nächsten Tag weht es kräftig mit 6-7 Windstärken, also bleiben wir einen Tag liegen. Abends kommt ein Boot zu uns ins Päckchen, wird aber mit vereinten Kräften verholt, da wir bereits gegen 5.30 Uhr auslaufen wollen. Der Skipper war einhand bei dem Wind von Alderney gekommen und ihm war die längere Nachtruhe doch lieber. Seine Frau hatte gleich die Fähre genommen.

 

 

 

Morgens um 5.20 haben wir mit Hilfe unseres Scheinwerfers das Bojenfeld umrundet und sind bei Flaute aus dem Hafen motort. Gern hätten wir noch gebunkert, aber zeitlich passte das gar nicht. Und bei viel Wind an den Bunkersteg zu verholen, wäre kein Vergnügen gewesen.

 

Bereits um 8.00 hatten wir die Insel Alderney quer, der Strom schob uns kräftig voran. In der Spitze tippten wir 12 Knoten an. Vor Cap de la Hague hatten wir dann doch noch einige Eddies (Stromwirbel) zu durchqueren. Da kann man nur per Hand steuern, bei dem Geschlinger streikt die Selbststeueranlage.

 

 

 

Hinter dem Cap herrlich glatte See.Und für kurze Zeit konnten wir sogar segeln. Bis eine Meile vor den Hafen hatten wir den Strom mitlaufen. Um 11.50 Uhr waren wir fest in Cherbourg.

 

 

 

Hier ist nun erst einmal Pause. Unser Vorwärtsgang funktioniert nicht so, wie er soll. Das wollen wir für die Weiterfahrt, die uns eventuell durch die „Stehende Mastroute“ führt, aber auch für „normale“ Hafenmanöver nicht riskieren. Bei drei Firmen haben wir am 11.8. angefragt, damit sich jemand unser Getriebe ansieht, nach 2 Absagen haben wir dann einen Termin für den 16.8. bekommen. Heute – am 15.8. - ist hier Feiertag und es ist eben auch noch Ferienzeit.

 

 

 

Gestern kam Peter auf die glorreiche Idee, ob wir vielleicht etwas in der Schraube haben könnten, das das Einlegen des Ganges erschwert und so haben wir unsere kleine wasserdichte Kamera an den langen Bootshaken montiert und ein Unterwasser-Video gedreht und siehe da, es hing ein Wust von Tauwerk um die Schraube. Auf dem Video ist nur noch ein Flügel zu erkennen. Mit Bleigewicht und Sorgleine ausgerüstet habe ich dann getaucht, aber es ist mir nicht gelungen, diesem Elend beizukommen. Unterstützt hat uns unser Nachbar John zunächst mit einem Griff, den ich unter Wasser anbringen konnte und dann erbarmte er sich als ehemaliger Berufstaucher – es gibt doch wunderbare Zufälle - und hat das ganze Elend in mehreren Tauchgängen weggesäbelt.

 

Als Dankeschön akzeptierte er ein Glas Wein im Cockpit.

 

 

 

Er hat uns noch wertvolle Tipps gegeben. Einmal ist es besser, mit den Füßen zuerst abzutauchen und zum anderen kann man eine Leine unter dem Schiff durchziehen, an der man sich entlang hangeln kann. Der Sauggriff ist gut, um sich zum Verschnaufen dran festzuhalten, damit man nicht zu viel Energie verschwendet durch das Schwimmen nach dem Auftauchen.

 

 

Cherbourg – imer noch wg. Getriebeschaden

 

Am Sonnabend, 11.08. sind wir hier eingelaufen, am Montag, 13.8. eine Reparaturfirma gefunden. Wegen Feiertag am 15.8. wurde das Getriebe am 16.8. ausgebaut. Am nächsten Tag teilte man uns mit das die Lieferfrist für ein Teil (Dämpferkupplung) 6 Tage beträgt.

 

Inzwischen soll es auf dem Weg nach Paris sein. Warum man das Teil nicht direkt versenden kann, ist uns ein Rätsel. Da muss an der Logistik doch noch mächtig gearbeitet werden. Morgen ist der 27. August und es könnte ankommen. Fertigstellung dann evtl. am 28. oder 29.

 

Ein Lichtblick: Unsere Versicherung übernimmt den Schaden und für lange Liegezeiten gibt es hier Rabatt, evtl. zahlt das auch die Versicherung.

 

 

 

Da wir die gesamte Zeit Westwind hatten, seit wir hier sind, sind wir vorwiegend auf unserer Radtour nach Westen gefahren, um mit Rückenwind zurückzukommen. Leider ereilte mich dabei mal wieder weitab vom Hafen ein Plattfuß am – wo auch sonst – Hinterrad. Mit 2x aufpumpen und kräftig in die Pedale treten bin ich bis zum Boot gekommen und Peter hat den Schaden behoben. Jetzt haben wir ein Flickmittel aus der Sprühdose dabei, da wird das sicherlich nicht mehr passieren.

 

 

 

Jeden Tag kommen und gehen Boote, die Ein- und Auslaufzeiten bestimmt die Tide. Wenn der Hafen sich leert und wir immer noch hier liegen, kommen wir uns langsam vor wie ein Zugvogel, der den großen Flug verpasst. Die moderate Westwindlage der letzten Woche ist vorbei. Für heute erwarten wir viel Wind und Regen und in der kommenden Woche Wind aus N bis NO. Abends haben wir wieder den Heizlüfter an, es wird herbstlich kühl.

 

 

 

Noch sind wir ja nicht komplett und wir hoffen, dass der Wetterbericht wieder mal daneben liegt, wenn wir dann endlich loskommen!

 

27.8. Ein Nachtrag: das Teil hätte ja heute ankommen sollen, jetzt ist es angeblich verlorengegangen auf dem langen Weg. Leider ist in England auch noch Feiertag, also warten. Ohne Getriebe geht es leider nicht.

30.8. Das Teil ist in Paris ausgeliefert worden (angekommen lt. Tracking schon am 21.8.)

Es soll morgen hier sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cherbourg – Finale

 

 

 

Endlich haben wir es geschafft. Am 31.8. wurde unser Ersatzteil angeliefert und nachmittags eingebaut. Woran es gehakt hat, wissen wir nicht. An Chronopost, einem Partner von DPD, an BETA France??? Es wurde 3 x versucht, die Sendung zuzustellen, aber BETA France hat offenbar auch nie nachgefragt, wo die Sendung bleibt trotz mehrfacher Nachfrage unserers Reparaturbetriebs in Cherbourg. Peter hatte lange mit BETA England telefoniert und die Sendungsnummer bekommen, so dass sich alle informieren konnten. Am Freitag gegen 11.00 Uhr kam das Ersatzteil dann endlich in Cherbourg an. Gegen 14.00 Uhr stand der Monteur am Boot und um 16.00 Uhr war alles zur Zufriedenheit eingebaut, alle Rechnungen bezahlt.

 

(Peter hatte auch mit unserem BETA Vertreter in Deutschland telefoniert, um über ihn das Ersatzteil notfalls noch einmal direkt zu bestellen zur Lieferung an uns, falls das Paket sich nicht auftrebein läßt.)

 

 

 

Ende gut, alles gut – Wir haben die nächste Chance genutzt und sind mit dem auflaufenden Wasser um 17.20 Uhr losgefahren. Hinter Barfleur setzte dann erst richtig der Strom ein, so dass wir mit 8 Knoten in die Bucht von Le Havre fuhren. Leider wehte nur ein sehr schwacher Wind, der aber im Laufe der Nacht zulegte, so dass wir unser Ziel, Dieppe, anliegen konnten. Die Nacht war angenehm lau mit einem wunderschönen Sternenhimmel, im Mondschein war es dann auch nicht so stockdunkel. Verwunderlich ist immer wieder die Lichterführung bei den Schiffen. Passagierdampfer sind derart erleuchtet, dass man überhaupt keine Positionslaternen ausmachen kann. Ein Riesenpott führte ein rotes Blinklicht, das uns aus der Seeschifffahrtsordnung auch nicht geläufig war. Netze sind ausgerüstet mit blinkenden Lichtern, von denen man sich dann besser fernhält.

 

 

 

Morgens hatten wir Fecamp quer, entschieden uns aber, die 30 sm bis Dieppe weiter zu segeln. Aus dem Hafen lief ein Boot aus, das auf dem AIS als „Noe“ erkennbar war. Wir hatten Christine und Thomas in Cherbourg kennen gelernt. Die beiden sind nicht nur Segler, sondern auch Bergsteiger und Wanderer und außerdem TO-Mitglieder. Mir waren sie bekannt durch ihren blog mit wunderschönen Bildern und tollen Touren in Norwegen und Groß Brittanien. Außerdem segeln die beiden eine „Bristol“, ein Boot, das ebenfalls von unserem Konstrukteur Berckemeyer gezeichnet wurde. Hier in Dieppe liegen wir vis á vis.

 

 

 

Wie haben wir die nervige Wartezeit in Cherbourg verbracht? Neben zahlreichen Radtouren, mal rechts, mal links um den Hafen, die tägliche Runde durch die Stadt, haben wir zum Trost (oder aus Frust) ausgesprochen gut gegessen und auch mal was Exotisches probiert. Ein Reinfall war dann der Conger, den wir gekauft hatten. Dieser Fisch hat – das haben wir bei der Rezeptsuche erfahren – Gräten, wo eigentlich keine sein sollten und davon ganz viele. Im rohen Zustand kann man sie nicht entfernen, also geht es nur mit Messer, Gabel und den Fingern und „spitzen“ Zähnen. Das Rezept „auf bretonische Art“ war sehr lecker, die Nahrungsaufnahme allerdings sehr mühsam und mit einem anderen grätenfreien Filet sicher ein Genuss.

 

 

 

Das Wetter zeigte sich heute sommerlich. Das Wasser hat 20 Grad. Sollte es morgen wieder so schön werden, werde ich mich auf jeden Fall noch einmal in die Fluten stürzen.

 

In Cherbourg wird das Wetter gebacken. Wir hatten meistens dicke Wolken am Himmel, ab und zu Regen und Anflüge von herbstlicher Kühle. Für die Weiterreise wünschen wir uns vor allem den Wind aus der richtigen Richtung – damit ist in den nächsten Tagen leider schon mal nicht zu rechnen.

 

 

 

 

Dieppe – Boulogne sur Mer

 

 

 

Dieppe am Wochenende bei herrlichem Wetter. Da sind unglaublich viele Leute unterwegs. Wir haben es auch am „Strand“ ausgehalten, eigentlich kann man von Strand nicht reden. Es sind nur Steine (kein Kies) und der feine Sand kommt nur bei Ebbe zum Vorschein. Die kleinen Kinder kommen trotzdem mit Eimer und Schaufel. Das Wasser war sehr angenehm, aber ohne Badeschuhe nur sehr mühsam zu erreichen.

 

Um den Hafen herum sind viele Lokale und eine Oldtimer-Ausstellung lockte das Publikum. Auf der breiten Promenade flanierten die Menschen.

 

 

 

Am Montag, dem 3.9. sind wir morgens um 10.00 ausgelaufen. Bis mittags lief die Maschine, dann setzte der Wind zunehmend aus NE ein, so dass wir aufkreuzen mussten. Abends um 22.00 Uhr waren wir in Boulogne sur Mer fest. Die Temperaturen waren noch sehr angenehm, die Sonne schien ins Cockpit.

 

 

 

Boulogne sur Mer hat – wie auf der Herfahrt schon beschrieben – einen ausgesprochen gut sortierten Fischmarkt. Seezunge, Hummer und Krebsscheren machen uns das Liegen hier bei bedecktem Himmel und zeitweiligem Regen doch erträglicher. Jedenfalls etwas, auf das man sich freuen kann. Wir haben innerhalb von 2 Tagen erstanden: 1 Hummer (ca 1,2 kg), 2 kg Krebsscheren, 4 Seezungen.

 

Morgen soll der Wind westlicher kommen, so dass wir früh starten, um den Strom möglichst lange mit zu haben. Bei Calais setzt er mit 2-3 Knoten. Vielleicht schaffen wir es bis Ostende.

 

 

 

Im Hafen liegen nur noch wenige Boote, die Saison geht ihrem Ende entgegen. Ein besonderes Boot liegt neben uns. Auch so kann man die Meere bereisen. Es ist ein Atlantikruderboot. Die äußeren Stege werden von Möwen und Kormoranen besiedelt.

 

 

 

 

 

 

Boulogne sur Mer – Nieuwpoort/Belgien – Middelburg/Holland

 

 

 

Am 7.9. verlassen wir Boulogne sur Mer morgens um 7.20 Uhr. Der Wind weht aus NW mit 4 Windstärken. Wir legen ein Reff ins Groß und bis Cap Gris Nez bleiben uns einige Kreuzschläge nicht erspart. Um 10.30 ist das Fahrwasser bei Calais passiert und um 11.00 setzen wir die Genua bei nachlassendem Wind. Gegen 14.45, es hat wieder aufgebrist, wollen wir die Genua bergen, aber sie läßt sich nicht aufrollen. Die Aufrollleine hat sich unter dem unteren Teller der Rollanlage verfangen und wir müssen die Genua abbergen. Maschine an, Groß runter und die Genua runterlassen. Alles bei einer sehr unruhigen See und prompt geht ein Teil der Genua, es sind immerhin 64 qm, ins Wasser und muss mühsam wieder an Bord gehievt und an der Seereling festgebunden werden. Danach fahren wir unter Maschine weiter und erreichen um 17.00 Uhr den Hafen von Nieupoort, wo wir an einem Außensteg liegen bleiben können.

 

 

 

Nachdem die Rollanlage wieder klariert ist, legen wir das Segel auf dem Steg zusammen und verstauen alles in der Backskiste – zuvor müssen allerdings die Fahrräder raus, denn die brauchen wir ja noch. Abends sind wir richtig geschafft, die Erkundung des Ortes und seiner Umgebung fällt aus. Der Hafen von Nieuwpoort ist riesig mit 2.400 Booten. An der Zufahrt sind auf der einen Seite große Ferienhauskomplexe – wie an der gesamten Küste – und auf der anderen Seite trockenfallende Bereiche mit einer vielfältigen Vogelwelt. Kormorane, Ibisse, Gänse, Möwen und Austernfischer sehen wir in großer Zahl. Ein ziemlich krasser Gegensatz.

 

Mit dem ablaufenden Wasser erreichte uns ein Teppich von Entenflott, in dem einige Blesshühner herumschwammen. Die Fender waren ebenfalls mit Entenflott begrünt. Da werden wir wohl öfter einen Blick in unsere Kühlwasser-Vorfilter werfen müssen, da wir in Holland die „Stehende Mastroute“ befahren wollen und wir dort auch schon im „Grünen“ gefahren sind.

 

 

 

Heute, am Sonnabend, 8.9., sind wir um 9.45 Uhr aus Nieuwpoort ausgelaufen und bis kurz vor Vlissingen schob uns der auflaufende Strom zunächst unter Groß bei WSW 3 – Wind von achtern – zur Schelde. Ab Zeebrügge mußte dann die Maschine helfen. Vor Vlissingen wird die Fahrt mal wieder zäh. Gegen den Strom schaffen wir gerade mal 3 Knoten.

 

 

 

Nach kurzer Wartezeit werden wir als einziges Boot eingeschleust und nach der Passage von 5 Brücken sind wir um 18.20 Uhr nach 10 km fest im idyllischen Middelburg.

 

 

 

 

Middelburg – Dordrecht – Gouda – Meldesteiger Lissebrug – Amsterdam – Makkum

 

 

 

Oder auch die „Stehende Mastroute“

 

 

 

Am Sonntagmorgen um 7.30 laufen wir aus Middelburg ast und kommen zügig und ohne Wartezeit durch die vier Schleusen. Um 16.20 verlassen wir die Volkeraksluis. Lassen das schöne Willemstad an Steuerbord liegen und fahren durch bis Dordrecht. Im Hauptfahrwasser nimmt der Strom an Binnenschiffen nicht ab, die AIS Signale haben wegen der hohen Geschwindigkeit im Gegensatz zu uns sehr lange Pfeile voraus. Es sind Kolosse von fast 200 m Länge dabei. Zeitweilig können wir neben dem Tonnenstrich in einem Nebenfahrwasser fahren, aber die letzten Meilen vor Dordrecht ist es damit vorbei. Die Eisenbahnbrücke vor Dordrecht, eine gewaltige Hubbrücke, öffnet allein für uns innerhalb von 7 Minuten. Dafür warten wir an der kleinen Engelsburgbrug in Dordrecht 20 Minuten, bevor wir in den Hafen einlaufen können. Eine Dame grüßt freundlich aus ihrem Fenster, vor dem wir an einem Wartesteig liegen. Der Hafen ist voll und wir dürfen am Meldesteig liegen bleiben, da wir morgens gleich weiter wollen.

 

Bei unserem kleinen Stadtbummel suchen wir vergeblich einen Bäcker. Montags öffnen die Geschäfte spät oder gar nicht. Eigentlich hofften wir, hier auch Unterlagen für die „Stehende Mastroute“ zu bekommen, immerhin versorgt uns der Hafenmeister mit einem Hafenguide, dem wir einige Informationen entlocken können.

 

 

 

Um 10.35 öffnet die kleine Brücke, die Dame grüßt wieder von ihrem Fenster und die Binnenschifferautobahn hat uns wieder. Es ist das Hauptfahrwasser nach Rotterdam. Nach 2 weiteren Brücken und einer Schleuse machen wir in Gouda fest. Der Yachthafen liegt in einem sehr engen Kanal. Wenden können wir wegen des Windes nur mit langen Leinen und kräftiger Hilfe von Land, liegen dann aber sehr schön am Wohnboot beim Hafenmeister. Mit den Fahrrädern ist man in wenigen Minuten in der schönen Altstadt. Leider ist keine Saison mehr für den „Gouda Käsemarkt“ und auf den „Nippesmarkt“ am Mittwoch wollen wir nicht warten.

 

 

 

Zur Öffnung der „Spoorbrug“, die nur alle paar Stunden öffnet, sind wir rechtzeitig vor Ort. Die nächsten Brücken öffnen zum Teil mit Wartezeit, teils muss man an den Meldesteiger, um sich anzumelden, d.h. festmachen, teils manövriert man davor herum, weil weder ein Rufkanal angegeben noch ein Meldesteiger vorhanden ist. Diesmal sind wir ganz dankbar, dass noch Binnenschiffe fahren, denn für die wird sofort geöffnet. 16 Brücken passieren wir mit vielen Manövern davor bis wir die Kaagbrug erreichen. Es ist fast 16.00 Uhr, es weht inzwischen mit 5 Windstärken und kräftigen Boen.

 

Diese besondere Brücke öffnet nur für 3 Minuten – wir hatten sie vor 4 Jahren mit einem großen Konvoi passiert. Ähnlich wie jetzt bei viel Wind. Alle Boote schmissen nahezu gleichzeitig vom Meldesteiger los, es gab Rammings und wilde Ausweichmanöver und wir fuhren zuletzt rückwärts auf die Brücke zu, konnten aber doch noch drehen und dem Tross hinterherfahren.

 

Diesmal hatten wir den Warteschlengel anfangs für uns allein. Alles rufen auf VHF half nichts. Ein Schild mit einer Telefonnummer war weit weg direkt an der Brücke. Mit dem Fernglas nicht zu lesen, aber mit Zoom haben wir es fotografiert und die Nummer herausgefunden. Um 19.02 sollte die Brücke noch einmal öffnen. Später kam noch ein weiteres Boot. Diese Öffnung wollten wir auf jeden Fall noch mitnehmen, um noch dichter an Haarlem heranzukommen. Unser Mitstreiter ist vorher in einen kleinen Hafen abgebogen, der nur 1,50 m Wassertiefe hat und unser Versuch längsseits zu gehen an einer Kai endet im Schlick. Also machen wir am Warteschlengel vor der nächsten Brücke fest und verbringen dort eine ruhige Nacht. Immerhin haben wir noch 33 sm geschafft!

 

Am nächsten Morgen trommelt der Regen aufs Dach und achteraus ist alles grau. Eine „Steigerung“ zum gestrigen Tag. Die Brücke öffnet erst um 8.30. Inzwischen hat sich unser Mitstreiter vom gestrigen Endspurt eingefunden und nun wollen wir gemeinsam bis Haarlem oder wenn es gut läuft gleich bis Amsterdam fahren. Unser Elan wird schon an der übernächsten Brücke ausgebremst, wegen Arbeiten – es wird ausgiebig im Regen Farbe gewaschen – haben wir eine Wartezeit von 90 Minuten. Wir erfahren dabei, dass es eine „blaue Welle“ durch Haarlem gibt, wenn man von der der Kaagbrug im Konvoi kommt. Er beklagte aber auch, die schlechteste Durchfahrt erwischt zu haben. Dabei fährt er alle Jahre mindestens 2 x die Strecke.

 

Während der Wartezeit kommt ein Binnenschiff „Claudia“ und pflanzt sich vor die Durchfahrt. Die Binnenschiffe haben teilweise Stempel, die sie auf den Grund setzen und sich in Position halten. Und zwei weitere Schiffe mit Jugendlichen an Bord kommen heran, so dass wir schon einen guten Konvoi bilden. Dank „Claudia“ kommen wir zügig durch die Brücken und kurz vor Haarlem werden wir überholt und können bewundern, wie dieses Schiff die engen Radien in Haarlem mit viel Bravour und Steuervermögen nimmt.

 

Wir müssen nach dem Passieren der Brücken kurz festmachen und die Passage bezahlen, erreichen aber gemeinsam die letzte Schleuse und nach dem Passieren der Autobahnbrücke haben wir freie Fahrt im Nordzeekanal und sind um 16.15 Uhr im Sixthaven fest.

 

 

 

Von hier aus kann man kostenfrei in wenigen Minuten die Altstadt von Amsterdam erreichen. Die Fähren fahren ununterbrochen und sind immer voll, vor allem mit Radfahrern. Es ist unglaublich, was es um die Centralstation herum an Fahrrädern gibt. Auf den Brücken, an den Hauswänden – überall Fahrräder. Hinzu kommt, dass zum Teil mit großen Geschwindigkeiten gefahren wird – und kein Mensch trägt einen Helm!

 

 

 

Wir bummeln durch enge Gassen mit vielen kleinen Läden, Kneipen, Restaurants und Coffeeshops und wir haben schon mal einen ersten Eindruck. Die Straßen sind voller Menschen aus aller Herren Länder und es ist auch manch ein „Paradiesvogel“ darunter.

 

 

 

Für den nächsten Tag nehmen wir uns eine andere Gegend vor, diesmal mit Fahrrad. Wir haben Mühe, einen geeigneten Platz zum Abstellen zu finden. Abends besuchen wir ein Lokal, wo wir eine tolle indonesische Reistafel essen. Hinterher laufen wir noch in eine besondere Gasse. Gegenüber einer Kirche gibt es eine Kneipe „Das 11. Gebot“ und sehr viele chinesische Lokale. Als Spezialität hängen fetttriefende braune Enten im Fenster und am Ende der Gasse stoßen wir auf einen Tempel, der so gar nicht zwischen diese alten Häuser passt.

 

 

 

Amsterdam ist beeindruckend. Wie man so schön sagt: Da tobt der Bär.

 

Wir sind abends kaputt vom Laufen, Radfahren und der schieren Menschenmenge.

 

Zum Sixthaven bleibt noch nachzutragen, dass alles per Karte funktioniert, aber es gibt noch eine Seele, den Hafenmeister, der sich sehr nett um seine Gäste kümmert.

 

 

 

Am Freitag, dem 14.9., laufen wir um 7.45 aus, passieren die Oranjesluis und die Schellingwouderbrug, nehmen Leinen und Fender weg, setzen Groß und Fock segeln mit südlichem Wind ins Markermeer, ein herrliches Gefühl!

 

Um 14.00 passieren wir die Krabbengatsluis und segeln bei zunehmendem Wind aus WSW durch das Ijsselmeer. Um 18.20 sind wir in Makkum fest.

 

 

 

 

 

 

Makkum – Dokkum – Lauwersoog – Brunsbüttel – Giselaukanal -

 

 

 

In Makkum halten wir uns nur kurz auf. Es weht aus NW mit 3 Windstärken. Um 9.45 verlassen wir die Lorentzsluizen bei auflaufendem Wasser nach Harlingen, um dort wieder einzuschleusen. Aus Harlingen kommt eine große Flotte von Traditionsschiffen und es ist schön anzusehen, wie sie Segel setzen und in die Weite des Wattenmeeres davonsegeln.

 

Wir haben jetzt Friesland erreicht. Der Brückenwärter in Dronrijp hatte uns schon von weitem gesehen und öffnete die Brücke, so dass wir nicht einmal die Fahrt runternehmen mußten. Das hätten wir gern öfter gehabt! Vor Leuwarden wird das erste Mal Klompengeld kassiert für die Öffnung der Stadtbrücken. Mit einer Angel wird der kleine Holzschuh zielsicher heruntergelassen und im Vorbeifahren kann man seinen Obulos entrichten (7,00 €)

 

 

 

Wenig später ist das nächste Klompengeld fällig (3,50) für zwei Brücken. Hier ist es etwas heikler, da der Brückenwärter nach dem Schließen der 1. Brücke mit dem Rad losfährt, um die 2. Brücke zu öffnen. Das kann dauern, da er auch noch einen kleinen Hafen umfahren muss.

 

Gegen17.00 Uhr sind noch einmal 5,00 € fällig und wir sind fest im malerischen Dokkum. Gern hätten wir unterhalb der Windmühle angelegt, aber dort reichte das Wasser nicht, erst im 3. Anlauf hatten wir eine Pier mit genug Wasser.

 

 

 

Weiter geht es am nächsten Morgen und wir schleusen bei Lauwersoog gleich in den Außenhafen. Der Hafen ist bei unserer Ankunft ziemlich leer, die Stege sind von Hunderten von Alpenstrandläufern und Möwen bevölkert.

 

 

 

Die Fahrt durch Friesland hat uns gut gefallen. Schon von weitem kann man an den Kirchtürmen erkennen, wo die nächste Brücke kommt. Am Fahrwasser der kleinen Orte liegen die Häuser mit ihren Terrassen direkt am Wasser. Auf freier Strecke gibt es viele kleine Anlegemöglichkeiten.

 

 

 

In Lauwersoog versorgen wir uns noch einmal mit Frisch- und Räucherfisch und am 17.9. legen wir morgens um 6.40 Uhr ab. Es wird gerade hell. Der Wind weht aus SSW mit 3 Beaufort, unter Groß und Fock und wir segeln flott mit der Tide bis zur Ansteuerung. Bis Juist hält der gute Wind an, dann bricht die große Flaute aus. Eigentlich sollte der Wind zulegen. In der Dämmerung passieren wir die Reede für Weser und Jade und zählen 14 Ankerlieger. Darunter zwei, für deren Reederei Peter früher gefahren hat.

 

 

 

Ab Elbe 1 fahren wir am äußersten Fahrwasserrand. Der Schiffsverkehr ist unglaublich stark, entsprechend unruhig ist das Wasser. Um 3.55 passieren wir die Kugelbake und schleusen um 7.30 Uhr ein. In Brunsbüttel geht es noch zum Bunkern und dann in die Koje. 131 sm haben wir geschafft.

 

 

 

Mittags geht es nach einem verspäteten Frühstück weiter bis in den Gieselaukanal. Die Sonne brannte derart ins Cockpit, dass wir unterwegs eine Badepause eingelegt haben. Das Wasser hat noch 19 Grad.

 

Ein auf dem Kanal vorbeifahrendes Schiff löste eine ziemlich große Welle aus (Mini-Zunami), die Schiffe zerrten ganz scöhön an den Leinen. Deutlich war die Rückwelle zu sehen, da der Kanal durch die Schleuse versperrt ist.

 

Hier takeln wir das Groß und die Fock ab. Die Segel kommen in die Hundekoje.

 

 

 

Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen, morgens liegt Herbstlaub an Deck.

 

 

 

 

Gieselau – Büdelsdorf – RVR Rendsburg – Kiel-Wik

 

 

 

Vom Gieselaukanal sind wir am Mittwoch,dem 19.9., zum Yacht Club Büdelsdorf gefahren, wo wir uns am Außensteg den Platz aussuchen konnten. Gegen ein kleines Aufgeld haben wir das Boot gründlich mit Frischwasser gereinigt, da die Bootswäsche eigentlich nicht erlaubt ist, wie uns der sehr nette Hafenmeister erklärte, als wir fast fertig waren.

 

 

 

Da für Freitag, unseren vorgesehenen Slipptermin, Sturm vorhergesagt war, hat Peter am Donnerstag sicherheitshalber bei der Firma Dick nachgefragt, ob wegen der Windvorhersage überhaupt gekrant würde. Man hatte dort keine Bedenken, also sind wir losgefahren. Kaum waren wir wieder auf dem Kanal, erreichte uns ein Anruf, dass sämtliche Krantermine für Freitag gestrichen sind. Wir wollten ursprünglich für eine Nacht bei der Werft Knieriem bleiben und von dort unter den Kran fahren. Am Kanal gibt es im Bereich der Schleusen sonst keine Stelle, an der man übernachten kann und ausschleusen wollten wir nicht. Es ist immer mit sehr viel Wartezeit verbunden und davon hatten wir in den letzten Tagen genug und schönes Segelwetter war nicht mehr zu erwarten. Die Werft Dick hat ihr Gelände vor den Schleusen im Kanal.

 

 

 

Da die Brücke in Büdelsdorf gegen die vorhergesagte Windrichtung nicht gut geschützt liegt, haben wir im RVR Rendsburg festgemacht, doppelte Leinen ausgebracht und uns per Bahn und Bus auf den Nachhauseweg gemacht, weil der nächste Krantermin frühestens eine Woche später stattfinden sollte. Der Yachtclub liegt nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt.

 

 

 

Am Freitag, den 28.9. wurde der nächste Krantermin festgelegt. Zusammen mit unserem Freund Jürgen Rau haben wir das Boot nach Holtenau verholt.

 

 

 

Kaum waren wir am Warteschlengel in Holtenau fest, rief man uns, zum Kran zu kommen. Dort wurde das Boot förmlich geentert von den Mitarbeitern der Firma Dick und alles vorbereitet, die Achterstagen gelöst, die Gurte befestigt und schon hing „Düvel ok“ in der Luft. Kaum im Lagerbock, wurde das Unterwasserschiff mit Hochdruck gereinigt und nach alles in allem einer Stunde waren wir auf unserem Winterlagerplatz.

 

 

 

Ende der Reise des Sommers 2018