Drymat

Ein Video der ganzen Reise mit englischen Untertiteln

Wir sind wieder unterwegs.

 

Was bisher geschah:

Am 31.3. sind wir von Hamburg geflogen. Dank Walter Stoffers hatten wir den vollen und pünktlichen Service von zu Hause zum Flugplatz. Mit dem Koffer aufgeben fing es dann an zu haken: Stromausfall im Terminal. Als das geklärt war, hatte unser Flieger 1 Stunde Verspätung. Ankunft in Lissabon bei leichtem Niesel, was sich in den nächsten Tagen dann oftmals zum ergiebigen Dauerregen steigerte.

Einen Tag waren wir in Lissabon und haben uns die exquisite Privatsammlung des Armeniers Calouste Gulbenkian angesehen. Sie reicht von einer 3000 Jahre alten Maske des Pharaos Amenem III.  bis zu wunderschönen Seidenteppichen, Fayencen, Gemälden  von Rubens, Rembrandt, Monet, Degat u.a.  und asiatischer Kunst. Eine Sammlung von Schmuckstücken von Rene Laliques rundet diese Ausstellung ab.

Am Sonnabend haben wir Setubal besucht, hauptsächlich haben wir die Markthalle aufgesucht, die uns mit ihrem üppigen Angebot wieder begeistert hat. Auf der Rückfahrt haben wir noch Palmela besucht mit seinem Castelo aus dem 12. Jh. das auf einem Berg liegt. Der Ausblick soll atemberaumend schön sein über Setubal und den Rio Sado und nach Norden bis Sintra und Lissabon. Wir erwischten dicke Wolken und sahen leider nur grau. Ein Lichtblick war die Hochzeitsgesellschaft, die gerade aus einer kleinen Kirche kam.

Abends war Grillfest auf dem Gelände.  Hier sind einige Boote bewohnt. Und so fand sich eine internationale Runde zusammen.

Sonntag hatten wir endlich das passende Wetter, um Unterwasser zu malen, die Nacht von Montag auf Dienstag hingen wir schon im Travellift und gestern ging es endlich zu Wasser!!!!! Nun liegen wir am Schwimmsteg, genießen fließendes Wasser, müssen nichts mehr die Leiter rauf- und runterbuckeln. Sobald der Bootsbauer mit einigen kleinen Arbeiten fertig ist – eine Teakleiste im Cockpit erneuern und Ausbesserungsarbeiten  am Holz auf dem Schanzkleid – werden wir Segel setzen und nach Oeiras segeln.

Heute waren wir endlich auf der Statue des Christo Rei, die hoch über dem Tejo liegt. Allein der Sockel  ist 82 m hoch, die Christusstatue aus Marmor 28 m. Per Lift gelangt man auf die Aussichtsplattform. Errichtet wurde sie 1959 von der katholischen Kirche Portugals  als Zeichen ihrer Dankbarkeit, dass Portugal nicht in den Zweiten Weltkrieg eingetreten war.

Morgen wagen wir uns wieder ins Autobahngetümmel zum Flughafen und werden unser Auto abgeben. Den Nachmittag werden wir in Lissabon verbringen und für abends sind wir zum Fado verabredet. Das wird sicher ein ganz besonderer Abend, denn das Fadokonzert findet i m  Knast von Lissabon statt – wir sind gespannt!

Am Donnerstag haben wir das Auto am Flughafen wieder abgegeben, hatten anschließend Zeit, die Lissaboner Altstadt zu durchwandern, bevor wir uns mit Heiko und Gisela – Heiko liegt mit seiner SY Pinta ebenfalls im Tagus Yacht Center – zum Fadoabend trafen. In Alcantara pickte uns Alberto, ein Bekannter von Heiko auf und fuhr mit uns zu dem kleinen sehr einsam gelegenen Lokal neben dem Lissaboner Gefängnis. Wir wurden einfach zu Tisch gebeten, ein schmackhaftes Menue serviert, währenddessen lief im unvermeidlichen Fernseher ein Fussballspiel, Lissabon gegen eine holländische Mannschaft. Zum Glück ging es siegreich für Lissabon aus! Dann wurde das Licht gedimmt, der Fernseher ausgeschaltet und die Musiker stimmten sich ein. Aus der Tischrunde standen nach und nach Sängerinnen und Sänger auf und trugen ihre Lieder vor.  Einige der Sängerinnen waren doch sehr beeindruckend, besonders aber die stimmungsvolle Athmosphäre. 

Nach Mitternacht hat uns Alberto dann zu unserer Fähre gebracht. Bei der Verabschiedung wurden wir herzlich aufgefordert, beim nächsten Mal auch etwas vorzutragen. Peter übt schon heimlich!

Freitag ist der Tischler noch mächtig aktiv gewesen und hat alle Baustellen beseitigt. Eine Teakleiste im Cockpit ist erneuert und einige schlechte Stellen im Holz auf dem Schanzkleid sind prima ausgebessert. Sonnabend konnten wir bei Hochwasser endlich los. Den Tejo haben wir in voller Breite  genossen, d.h. kreuzenderweise. Nun liegen wir in Oeiras, genießen den Luxus dieses Hafens einschl. Internet und die schönen Promenaden ringsum und den breiten Strand. Morgen wollen wir nach Sines, vielleicht auch gleich durchsegeln bis Lagos, mal sehen….

Geschrieben von Heidi am 15.4.

 

Mittwoch, 16.4.: Vor dem Auslaufen erschien ein Marinero und brachte uns, wie schon im letzten Jahr, eine Tüte mit 5 Brötchen. Mit den 8 zuvor erworbenen würden wir also nicht Hunger leiden müssen!

Die Überfahrt nach Sines war außergewöhnlich ruhig – keine Atlantikdünung, Wind aus NW 2-3. Unter Groß und Genua segelten wir sehr gemütlich und als die Sonne herauskam, war der Segeltag perfekt und 54 sm auf der Logge. Da die elektrische Selbststeuranlage muckte und die Windsteuerung hakte, war am nächsten Tag mal wieder die Werkzeugkiste weit geöffnet. Die elektrische Selbststeueranlage hatte zum Glück nur ein Kontaktproblem, die Windsteuerung einen Riss  an einer Stelle im Zahnrad. Da können wir nichts machen, nur ein Auge drauf haben und hoffen, dass der Riss nicht weitergeht.

In Sines haben wir das Denkmal von Vasco da Gama besucht. Von dort hat man einfach den schönsten Blick über die Bucht und den Fischereihafen. Der gesamte Hang der Steilküste mit seinen Aufgängen ist fast fertig erneuert. Es fehlt noch die Bepflanzung und der Fahrstuhl. Am Treppenaufgang sind auf kleinen Terrassen Klangkörper aufgestellt, u.a.Trommeln und  Xylophon. Eine reizende Idee, wenn sich dort musikalische Menschen zusammenfinden. 

Am Freitag waren wir von den 3 Gastbooten das letzte, das die Leinen losgeschmissen hat. Bei bedecktem Himmel, wiederum Wind aus NW 2-3, später4-5, ging es unter Groß und Genua weiter gen Süden. Gegen 13.00 Uhr frischte der Wind weiter auf, so dass wir nur unter Groß weiterliefen.  Um 16.57 hatten wir Cap Sao Vicente gerundet und unter Begleitung zahlreicher Delfine am Ponta de Sagres hielten wir in die Bucht und ankerten auf 8 m Wasser.

Am Sonnabend blies der Wind aus N 4-5. Ohne Seegang waren die 17 sm bis Lagos schnell geschafft. An der Küste unterhalb Ponta da Piedada war reger Bootsbetrieb zur Grottenfahrt. So verträumt Sines ist, so lebhaft geht es in Lagos zu. Touristen  überall.

Heute früh am Ostersonntag wurden wir von Donnerschlägen und Blitz geweckt: Gewitter. Einen kleinen Rundgang haben wir gerade noch trockenen Fusses geschafft, schon entlud sich das nächste Gewitter. Zu allem Überfluss leckt mal wieder der Petroleumkocher. Wenigstens war das Wetter reparaturfreundlich – man versäumt ja keinen Sonnenstrahl – und nun läuft der Kocher wieder. Dieses Dauerproblem wird sich zu Hause ändern, aber nun müssen wir ja damit zurechtkommen.

Gleich wird es Zeit für unser Ostermenue: Vorspeise Muscheln, Hauptspeise Dorade – die Nachspeise gibt es vorweg: Erdbeeren!

Geschrieben von Heidi am 20.4.

Am Sonntag (27.4.) haben wir Cap Sao Vicente besucht. Leider fährt sonntags der Bus nur bis Sagres, so dass die letzten 8 km zu erwandern sind. Eigentlich nicht schlimm, nur etwas eintönig, da man den größten Teil der Strecke  an der schnurgeraden und doch sehr befahrenen Straße laufen muss.  Erschwerend war der starke und kühle Gegenwind. Erholsam dagegen ein kleineres Stück auf der Küste über den Klippen. Die „letzte Bratwurst vor Amerika“ am Cap (mit Urkunde)haben  wir uns redlich verdient und genossen. Kaffeepause am Cap, windgeschützt und in der Sonne,  Blick frei bis Amerika, ein Segel in den schaumgekrönten Wellen, dann  ging unsere Wanderung wieder zurück nach Sagres.  Mit dem letzten Bus,  der zahlreiche Abstecher in die am Weg liegenden Dörfer macht, ging es dann zurück nach Lagos.

Geschrieben von Heidi am 29.4.

 

Für morgen haben wir unsere Abreise nach Madeira geplant. Wir wollen zunächst die vorgelagerte Insel Porto Santo anlaufen. Gestern haben wir einen Großeinkauf getätigt, heute wird noch Frischfutter und Brot besorgt. Peter füllt gerade Frischwasser auf. Der Wetterbericht sieht gut aus, Wind aus nördlicher Richtung, Stärke 3-5, die Windrichtung stimmt.Distanz 456sm, sollte in gut 3 Tagen zu schaffen sein.

Geschrieben von Heidi am 1.5.

Auf zu neuen Ufern!

Am 2. Mai sind wir morgens aus Lagos ausgelaufen, mittags konnten wir endlich segeln und haben schon wenig später ein Reff ins Groß gelegt. Nach dem Passieren des Verkehrstrennungsgebietes konnten wir die Windfahnensteuerung einstellen und mit nur wenigen Korrekturen die 456 sm bis Porto Santo zurücklegen. ( Der Berliner würde sagen „Janze Zeit uff een Bug“) Der Wind wehte  beständig aus NW-N, Stärke 3-6. Anfangs machte mir der Seegang zu schaffen und nachts vermissten wir die hellen Nächte des Nordens. Das Schlafdefizit der Nacht wurde tagsüber ausgeglichen, es dauert etwas, bis man da seinen Rhythmus gefunden hat.

Die erste Nacht hatten wir auf dem Aufbau eine Seeschwalbe sitzen.  Bei  Sonnenaufgang ist sie grußlos  davongeflogen.  Sie hat die ganze Zeit auf den Handläufern balanciert, unschwer an den vielen Häufchen zu erkennen, die sie hinterlassen hat.  Sonst sind diese Vögel sehr agressiv, aber wenn sie in Not sind kommen sie angeschissen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Beim Segelbergen hat Peter noch einen kleinen Oktopus an Deck gefunden, dabei haben wir nur wenige Male Spritzwasser an Deck gehabt.

Ein Marinero wies uns gleich einen Platz zu und begrüßte uns mit Handschlag. Unser erster Weg führte uns zur Einklarierung bei der Policia Maritima zur Aufnahme der Personalien und Schiffsdaten, dann ins Hafenbüro mit dem gleichen Procedere, nur schneller. Erfreulich: TO-Mitglieder bekommen hier 30 % Rabatt auf die Hafengebühr, wir zahlen 20,01 €, alles incl.

Die Insel Porto Santo ist sehr kahl. Von den Abholzungen zu Columbus Zeiten – der hier zwei Jahre gelebt hat – hat sich die Natur nicht erholen können. Die Felsen um den Hafen erinnern in Form und Farbe sehr an die Berge bei Longyearbyen, es fehlt allerdings der Schnee und die Temperaturen sind wesentlich angenehmer.

Der kleine Ort (2 km entfernt) ist schnell erkundet, wirkt etwas verschlafen, aber es ist offensichtlich noch keine Saison. Erwähnen muss man noch den wunderbaren 8 km langen Strand auf dieser Seite der Insel.

Geschrieben von Heidi am 5.5.

 

Von Porto Santo nach Quinta do Lorde auf Madeira sind es 30 sm. Wir sind nur mit der Fock gesegelt, da der Wind von achtern kam und  wir vor dem Wind kreuzen mussten. Vor dem Hafen kam uns schon ein Boot entgegen und geleitete uns zum Liegeplatz. Auch hier stellte sich der Marinero  per Handschlag vor (Carlos) und hieß uns willkommen. Quinta do Lorde Marina gehört zu einer neuen Hotelanlage, ein komplett angelegtes Dorf mit Kirche. Da keine Versorgungsmöglichkeiten vorhanden sind, fährt in der Woche täglich ein Shuttlebus zum nächsten Supermarkt.

Gestern sind wir mit dem Bus nach Funchal gefahren. Über enge Küstenstraßen, durch noch enger bebaute Ortschaften dauerte die Fahrt 1 ½ Stunden für ca. 30 km. Ausblicke - atemberaubend schön, da Funchal im Gegensatz zu unserer NE-Ecke der Insel im hellen Sonnenschein lag. Die Markthalle mit ihrem riesigen Angebot an exotischen Früchten muss man gesehen haben – entsprechend war das Gedränge zwischen den Ständen. Wir sind langsam zur Seilbahn gewandert und nach Monte hochgefahren, um mit dem Korbschlitten in rauschender Fahrt abzufahren. Nachdem die beiden Lenker den Schlitten in Fahrt gebracht haben, habe ich doch erst einmal geguckt, ob sie auch wirklich mitfahren, aber sie haben uns bravourös runtergesteuert. 2 km lang ist die Strecke. Für den Weitertransport stehen Taxis bereit,  wir haben den Fußweg vorgezogen, was sich bei dem anstrengenden direkt bergab Gehen – keine Serpentinen, also keine Pause für die Knie und besonders die in den Schuhen nach vorn rutschenden Zehen – als ganz schön anstrengend erwies. In der Stadt haben wir uns dann mit einem frisch gepressten Zuckerrohrdrink erfrischt, sind rumgebummelt und durch die Parks spaziert. Eine Augenweide sind die vielen Bäume und Pflanzen mit nie gesehenen Blüten, die überall üppig blühen.

Die Fahrt zum Boot ging mit einem etwas betagten Bus in rasanter Fahrt vonstatten.Der Fahrer hatte ein ausgeprägt südländisches Temperament, vielleicht wollte er auch endlich Feierabend machen. Was waren wir froh, wenn der Fahrer mit uns auf die Küste zuschoss und doch souverän die Kurve kriegte und die steilen Abfahrten sicher ausbremste! Ein Wort noch zum Flughafen von Madeira. Die Landebahn steht auf hohen Stelzen, darunter befindet sich ein riesiges Bootslager. Weltweit das einzige Bootslager, das überdacht ist bei stehendem Mast! (Höhe ca. 70m)

Für die nächsten 2 Tage haben wir ein Auto gemietet, um Regionen anzusehen, die mit dem Bus für uns nicht zu erreichen sind.

Geschrieben von Heidi am 11.5.

4 Bilder von der Nordküste Madeiras

Sonntag haben wir die erste Tour mit dem Auto unternommen. Erst lernt man Madeira hauptsächlich von unten kennen, es geht durch Tunnel  und nach kurzer Gewöhnungsphase ans Licht und die bizarre-Gegend-bewundern taucht man schon in den nächsten Tunnel. Wir haben die Nordküste befahren mit Pausen in Porto da Cruz, das vor einer riesigen Felswand liegt, in Santana haben wir die kleine Seilbahn zum Strand genommen. Unterhalb der 300 m hohen Felsen liegen kleine Weinfelder direkt am Meer. In einer kleinen Prozession zogen Musikanten, kirchliche Würdenträger und Kinder von Haus zu Haus, brachten ein Ständchen, sammelten Umschläge ein – vermutlich mit einem kleinen Obulos -  zogen dann weiter. Die Küstenstraße wurde immer enger und wand sich die Berge hoch. An besonders schönen Stellen konnte man anhalten und die Aussicht genießen. An einer Stelle waren die Steine voller Eidechsen, die sich  gierig auf unsere Bananenschalen stürzten. So steil auch die Berge abfallen, es ist doch überall grün, kleine Terrassenfelder sind noch an den unmöglichsten Stellen angelegt. An besonders kritischen Stellen mochte ich gar nicht mehr nach unten sehen. Vor einigen unübersichtlichen Stellen und unbeleuchteten Tunneln musste man Hupen. Passieren wäre unmöglich gewesen und da rückwärts rauf oder runter rangieren müssen – puh! Leider hingen immer wieder zähe Wolkenbänke vor der Küste.

Ab Sao Vicente sind wir über das Binnenland (der höchste Berg ist über 1800m hoch) zurückgefahren. Eine Passstraße mündet in einen 3 ½ km langen abwärts führendenTunnel  und durch ein enges Flusstal auf die sonnige Südseite der Insel. Die Rückfahrt auf der Schnellstraße führt durch über 20 Tunnel und endet unweit des Hafens.

Gestern haben wir die schon bekannte Strecke bis Ribeira Brava zurückgelegt, einen Zwischenstop in Calheta eingelegt, wo man Sand aus Marokko aufgeschüttet hat, um Strandurlauber anzulocken. Im Yachthafen von Calheta ist im Winter eine Brücke zerschlagen worden, daher gibt es dort kaum Platz für Gastboote. Ab Funchal sind die Hänge voller Bananenpflanzungen. Bei Ponto do Pago, dem westlichsten Zipfel der Insel haben wir Rast gemacht, bevor wir die letzten km in endlosen Schleifen bergauf und bergab nach Porto Moniz gefahren sind. Dort wollten wir gern in den Lavapools schwimmen, aber schon bei der Anfahrt zogen dicke Wolken heran und am Wasser war es dann nicht mehr badefreundlich.

Die Rückreise wählten wir über die Höhe Paul da Serra.  In 1070 m Höhe bei Rabacal gibt es Wanderwege entlang der einzigartigen Bewässerungsanlagen auf Madeira, den Levadas. Da ein großer Teil der Straße gesperrt war, mussten wir auf einer  Nebenstrecke zur Südküste fahren. Durch Eukalypthuswälder und Ginstergebüsch schlängelte sich die Straße bergab.

Wir haben ganz sicher nur einen Bruchteil dieser wunderschönen Insel gesehen. Zum Wandern müßte man noch einmal wiederkommen. Aber wir wollen am Mittwoch den angekündigten Wind nutzen und zu den Azoren segeln.

Eines ist aber mal sicher: Radfahren ist hier nichts für Feiglinge. Wir sind ja einiges gewohnt aus dem Norden, aber hier haben wir die Räder gar nicht erst aus der Backskiste geholt!

Geschrieben von Heidi am 13.5.

 

 

Am 18.5. früh haben wir Vila do Porto auf der Azoreninsel Santa Maria erreicht. 4 Tage haben wir für die Überfahrt gebraucht bei Wind aus NE-NNE zwischen 3-6 Beaufort. Elend lang sind die Nächte. War in der ersten Nacht noch der Vollmond zu sehen, waren in den folgenden Nächten – und auch am Tage – dicke Wolken am Himmel. Auf halber Strecke brach uns das Fockfall, zum Glück am Tag. Das Abbergen war mühsam, weil das Segel teilweise im Wasser hing. Wir haben das Segel patschnass in die Backskiste gestopft und sind mit der stark eingerollten Genua weitergefahren. Der Wind war böig, die Windfahnensteuerung musste dauernd nachgestellt werden, was besonders bei Dunkelheit nicht so einfach war.

Die Nächte sind trotz der 19 Grad Wassertemperatur doch kalt. „ Long John“, unsere winddichten und gefütterten Hosen, Wollsocken und Seestiefel, dazu die entsprechenden Oberteile sind gerade richtig. Wir gehen nachts 3 um 3 Stunden Wache. Morgens wird – je nach Wellenlage – ausgiebig gefrühstückt, abends gibt es warmes Essen. Tagsüber und nachts reichen Obst oder Gemüse.

Als der  Leuchtturm von Santa Maria sein Licht zeigte, meinte ich, eine Tonne vor mir zu haben, dabei waren wir noch gut 20 sm entfernt. Unter der Küste waren wir auf Fallböen gefasst, aber da kam nichts an. Die See wurde immer ruhiger, so dass wir in aller Ruhe die Segel bergen, Fender und Leinen ausbringen konnten.

Im Hafen sind viele Plätze frei, die Schlengel sind komfortabel lang. Nach dem Anlegen morgens um 5.30 Uhr haben wir noch eine Runde Scrabble gespielt bei einem – können auch 2 gewesen sein – Glas Wein. Wir sind auf den  A Z O R E N  angekommen, ein Traumziel!

Nach der üblichen Einklarierung am späten Vormittag haben wir als Erstes ein neues Fockfall eingezogen. Zum Glück haben wir ein Ersatzfall dabei. Peter musste zweimal in den Mast steigen, weil ihm beim ersten Versuch diedünne Vorl eine mit dem Blei im heftigen Wind vertütelt davongeweht ist. Das Einziehen der Fock gestaltete sich wegen der Boen zum Kampf, der aber mit Hilfe unserer französischen Nachb arn erfolgreich war.

Über dem Hafen liegt eine alte Burg und von dort geht es weiter aufwärts in den kleinen Ort. Wir haben auch schon den Einstieg in eine Küstenwanderung gefunden, die wir wohl morgen unternehmen werden. Peter spült gerade ausgiebig unser „Fleur de Sel“ vom Deck, die Waschmaschine läuft. Hinter dem Hafen ist eine Strandecke, vielleicht gehen wir da nachher noch mal zum Schwimmen.

Geschrieben von Heidi am 19.5.

 

 

Bisher zurückgelegt: 1443 sm, davon nur 35 unter Motor

6 Häfen, 1 Ankerplatz

Inzwischen haben wir Santa Maria erkundet und sind ganz begeistert von der sehr unterschiedlichen Landschaft. Die Küstenwanderung führt zunächst an vielen Rinderherden vorbei. Die einzelnen Weideflächen sind durch Steinmauern abgetrennt. An der steilen Küste schlängeln sich gut begehbare Pfade mal durch Lorbeerwald, mal an Hängen voller Kakteen entlang. Überall sind Agaven mit ihren mächtigen Blütenständen. Zum Ende erreicht man einen alten Karrenweg bevor man den freien Blick auf die schöne Strandbucht Praiha Formosa  hat. Wir haben es beim schönen Anblick der Bucht belassen und sind den selben Weg zurückgewandert.

Zwei Tage haben wir uns dann ein Auto genommen. Die Busverbindungen sind nur auf die Schüler ausgerichtet. Man kommt zwar auf die Dörfer, aber nicht wieder zurück.

Die erste Tour führte uns nach Anjos, einer Bucht auf der Nordseite, an der einst Columbus gelandet oder auch nur geankert hat, da streiten sich die Historiker. Der sehr schöne Lavapool wurde von Brandungswellen erfasst, also Badeverbot. Im gebirgigen  Teil passierten wir weit verstreut liegende Dörfer, wunderschöne Täler und fuhren durch dunklen Wald. Ein Highlight dieser Insel ist der Ort Sao Lourenco am Fuße eines ehemaligen Kraters. Der gesamte Hang  ist mit Wein bepflanzt. Parzellen mit Steinmauern verhindern, dass der Boden abrutscht. Die Häuser, sie haben hier  blau gestrichene Einfassungen der Fenster und  Türen, reihen sich   an der Straße entlang. Ein neu angelegter Meerespool lockt zum Bade, aber leider schwammen dort kleine Quallen, die uns aus dem Mittelmeer noch als sehr giftig in Erinnungen waren.

Weiter ging die Tour nach Maia, ähnlich angelegt wie Sao Lourenco, die Fenster- und Türeinfassungen sind hier alle grün – es gibt auch einen Ort in gelb und einen in rot gehalten. Hier führt die Serpentinenstraße an einem ehemaligen Walausguck vorbei mit einem traumhaften Blick auf den Leuchtturm Ponta do Castello und die Überreste einer alten Walfangstation. In Maia haben wir dann die Chance wahrgenommen und sind in den Meerespool gesprungen. Vermutlich als einzige Gäste des Tages!

Den zweiten Tag haben wir den höchsten Berg auf der Insel besucht. Er ist über 570 m hoch und der Ausblick über  die gesamte Insel  ist wunderschön. Von einer kleinen Kappelle am  Nordzipfel der Insel konnten wir schattenhaft die Insel Sao Miguel ausmachen. In Santo Espirito haben wir ein kleines Museum besucht. Für  1,-- € Eintritt bekamen wir eine fachkundige Führung. Einblick in die Inselgeschichte, die Töpferkunst, die Landwirtschaft und den Walfang.

Den Leihwagen sollten wir einfach am Hafen stehen und den Schlüssel stecken lassen.  Das ist Inselleben!

Zu Hause freut man sich ja immer über ein Azorenhoch. Hier, mitten im Atlantik, wird das erst „gebacken“ und da fallen doch jede Menge Wolken an. Eigentlich soll Santa Maria die sonnigste der Azoreninseln sein, aber das gilt für den Moment noch nicht. Das Wetter ändert sich nahezu stündlich – ähnlich wie auf den Faröern, nur wärmer!

Geschrieben von Heidi am 24.5.

Bilder von der Rundfahrt auf Santa Maria mit Leihwagen

Inzwischen liegen wir in Ponta Delgada auf der Insel Sao Miguel. Am 25.5. sind wir von Vila do Porto losgesegelt. Erst unter Genua, dann unter Fock und später mit Hilfe der Maschine. Leider hat sich Peter beim Einrollen der Genua einen üblen Hexenschuss zugezogen und hatte so gar keinen Blick mehr übrig für die beiden Schildkröten, die wir in unmittelbarer Nähe hatten und immer wieder auftauchende „portugiesische Galeeren“, die vorbeisegelten. Bei klarer Sicht war Sao Miguel schon aus 50 sm Entfernung zu sehen.

Der Yachthafen ist riesig und wir haben alle Segler wiedergetroffen, die mit uns in Vila do Porto lagen. Am 25.5. ging hier das größte Inselfest zu Ende. Wir haben gerade noch das Abschlussfeuerwerk – sehr bescheiden gegen den Feuerzauber in Spanien – mitbekommen. Am Montag hatten noch viele Geschäfte geschlossen, die Balkone der Häuser sind noch geschmückt mit üppigen Blumengestecken.

Peter sitzt gerade beim Orthopäden, der ihm hoffentlich helfen kann (horse-injection) . Erst einmal sind die Pläne für eine Calderawanderung oder auch das Bad in den heißen Quellen gestrichen. Letzteres wäre sicherlich angenehm, aber die Busfahrt (jeweils 1 ½ Stunden) würde wohl den Nutzen aufheben.

Geschrieben von Heidi am 28.5.

Zu Heidis Text noch ein paar Worte vom Geschädigten:

Für die große Genua war hoch am Wind davon zuviel. Ich rollte sie ein, nicht so wie man es tun sollte, d.h. etwas abfallen und in Lee des Großsegels einrollen mit wenig Kraft sondern mit viel Kraft in vorgebeugter Haltung. Das ging leider sehr schmerzhaft ins Kreuz.

Wir sind dann mit der Fock weitergesegelt (Reffleine an Steuerbord, Genua an Backbord). Zum Einrollen der Fock dachte ich in meiner Weisheit als Hobbyorthopäde, andere Seite, gegenteilige Haltung, mit Glück renkt es sich wieder ein.

Das war ein Denkfehler und gab mir den Rest.

Jetzt war ich beim Orthopäden in Ponta Delgada, da nach 3 Tagen wenig Besserung zu verspüren war. Auch ein Leidensweg. Er verschrieb mir 3 oral einzunehmende Medikamente und 6 Injektionen. Die setzt Heidi intramuskulär an Bord. Die Injektionen gab es nicht in der Apotheke. Wir mußten aus 3 verschiedenen Apotheken einen Stempel auf dem Rezept vorlegen, daß es diese nicht dort gibt, damit (per Taxi) zur Hospitalapotheke und die Spritzten kaufen, an Bord stellten wir dann fest, daß es Ampullen waren und sind noch mal los, 6 Einwegspritzen kaufen.

Die ganze Unternehmung dauerte ca. 3 Std. (nur der Medikamentenkauf)

 

 

Dazu fällt mir ein kleiner Witz ein:

Ein bekannter Fernsehsender veranstaltet einen Wettbewerb zwischen 4 Ärzten. In die Mitte eines Fußballfeldes wird eine Truhe gestellt mit 10 000€. Jeder Arzt steht in einer Ecke und läuft bei „Los“ zur Truhe. Der Erste ist Sieger und erhält das Geld.

Die 4 Ärzte sind: 1 Radiologe, 1 Chirurg, ein guter Orthopäde und ein schlechter Orthopäde. Wer bekommt das Geld??

Antwort: Der schlechte Orthopäde

 

Warum: Der Radiologe denkt, für das bischen Geld lauf ich mir nicht die Hacken ab.

 Der Chirurg hat die Regeln nicht begriffen.

 Einen guten Orthopäden gibt es ncht.

Geschrieben von Peter am 28.5.14

 

Dank massiver Pilleneinnahme, Wärmebehandlung und täglicher Spritze kann Peter wieder besser laufen und so haben wir heute den Bus nach Furnas genommen, um der Behandlung mit einem Bad in der Geotherme noch eins draufzusetzen – es wirkte Wunder  und so konnten  wir den schönen Park mit seinen urwüchsigen Bäumen  geniessen und die vielen heißen Quellen umrunden. Die Busfahrt ging durch eine abwechslungsreiche Insellandschaft, mal Hänge wie im Mittelgebirge, dann wieder kurvenreiche Straßen an der Küste entlang und in den Orten durch wahnsinnig enge Gassen. Die Passanten standen  manchmal mit dem Rücken zur Hauswand wenn der Bus passierte, so wenig Platz gab es da. Hortensienbüsche fangen überall an zu blühen, mal in blau, überwiegend aber in strahlendem weiß.

Im Hafen laufen jetzt immer mehr Rückkehrer aus der Karibik ein, um nach kurzem Zwischenstopp zum Festland oder nach England zu segeln.

Gechrieben von Heidi am 30.5.

Fischerboote auf Sao Miguel

Ponta Delgada haben wir am 12.6. verlassen. Stetiger Wind aus SSW und wenig Dünung, nachdem wir erst einmal aus dem Bereich von Sao Miguel waren, machten das Segeln  ganz angenehm.  Wir waren schneller als geplant und erreichten den Hafen Angra do Heroismo  auf Terceira morgens um 4.00 Uhr. Vollmond erleichterte uns das nächtliche Segeln. Im Hafen steht leider bei Wind aus südlichen Richtungen Schwell, wenn auch nicht so ruckartig wie in Ponta Delgada. Wir fahren ständig etwas hin und her und an die Geräusche der Leinen muss man sich gewöhnen. Mal meint man, es läuft jemand über Deck,dann klopft es mal. Ohrstöpsel gehören zur nächtlichen Ausrüstung!

Die Stadt ist reich geworden durch Handel und Handwerk, weil die durch den Monte Brasil geschützte Bucht schon seit 1500 ein wichtiger Ankerplatz für die Schiffe auf der Fahrt nach Amerika war. Mächtige Festungen begrenzen die Bucht. Die prächtige Renaissancestadt ist hauptsächlich während der spanischen Herrschaft entstanden (Unesco-Welterbe).

Der Bau des Yachthafens zog sich über Jahre hin, immer wieder stieß man auf gesunkene Galeonen. Auf dem Meeresgrund vor der Küste vermutet man noch zahlreiche Wracks, viele davon mit unbekannten Schätzen an Bord.

Vom 20.-28.6. findet hier das Hauptfest „Sanjoaninas“ statt mit Musik, Umzügen und vielen Stierkämpfen, u.a. am Strand direkt neben dem Hafen. Hier werden die Stiere an langen Leinen auch auf den Straßen losgelassen (jeweils 1 Stier) und ähnlich wie in Pamplona stellen sich Mutige – ganz Mutige mit einem Schirm, den sie vor dem Stier aufspannen – dem Stier entgegen. Wenn der Stier  keine Lust mehr hat, darf er wieder auf die Weide.

Dieses Tierschützern sicherlich abartige „Vergnügen“ findet im Sommer nahezu täglich statt. Wir werden es uns trotzdem ansehen.

Geschrieben von Heidi am 14.6.

 

 

 

Straßenstierkampf in Angra do Heroismo

Portugiesischer Stierkampf in der Arena von Angra do Heroismo zum San Joaninas Fest

10 Tage haben wir es in Angra gut ausgehalten. Mit dem Bus sind wir an der Küste entlang nach Biscoitos im Norden der Insel gefahren und haben dort in einer Lavabadeanstalt gebadet.  Biscoitos hat seinen Namen nach der Beschaffenheit der Lava.  Einezweite Busfahrt ging nach Praia da Vitoria, dem zweiten Yachthafen der Insel. Der Yachthafen liegt innerhalb großer Molen und bietet so auch einen sehr gut geschützten Ankerplatz. Außerdem gibt es einen sehr langen und schönen Strand.  Durch das Innere der Insel  fährt der Bus leider nur morgens von Biscoitos nach Angra und nachmittags zurück – während der Schulferien gar nicht – so dass wir die Vulkanhöhlen dort nicht besucht haben.

Mehrfach waren wir zum Straßenstierkampf. Die Veranstaltungen finden in den engen Gassen der Altstadt statt. Die Stiere werden (immer einer zur Zeit) an sehr langen Leinen durch die Gassen gelassen und wer mutig ist und schnell laufen kann, stellt sich ihm mit Faxen entgegen. Regenschirm aufspannen und mit Tüchern winken. Wehe er kommt in Wallung, dann wetzt alles weg und klettert auf Zäune und Mauervorsprünge. Die Tiere sind unheimlich schnell. An den Leinen stehen immer mindestens 4 Mann, die locker mitgerissen werden, wenn es losgeht. Hauseingänge werden mit Paletten und Holz geschützt, in den Fenstern hängen die Zuschauer. Wir wurden auch eingeladen auf die Terrassen und vielfach auf die Gefahren dieser Veranstaltung hingewiesen.. Das Ende der Seillänge ist auf der Straße markiert, dahinter steht dann oft ein Wagen mit Bier und den hier üblichen belegten Brötchen. Fliegende Händler mit Körben voller Popcorn und Chips machen ihr Geschäft. Eine Knall bedeutet, dass der Stier frei ist, zwei, wenn er wieder in seiner Box ist.

Einen Abend haben wir uns noch einmal  den portugiesischen Stierkampf in der Arena angesehen. Der stärkste Stier wog 500 kg. Besonders mutig sind die 8 Männer mit ihren grünen Zipfelmützen, die sich so einem Koloss  entgegenstellen, auch wenn er müde ist vom Kampf mit dem Cabaleiro. Wir bewundern immer wieder die Reitkünste dieser Cabaleiros und vor allem die Pferde.

Im Hafen lagen einige Boote mit schulpflichtigen Kindern, die auf günstigen Wind nach England warteten. Der Wetterbericht war und ist tägliches Thema auf den Stegen.

Gestern sind wir bei fast spiegelglatter See nach Velas auf der Insel Sao Jorge gemotorsegelt. Einige Kleinwale und ganz weit weg den Blas von großen Walen haben wir gesichtet. Für Schildkröten weichen wir auch vom Kurs ab. Wir hatten Glück und haben eine sehr große Schildkröte beobachten können, bevor sie abtauchte.

Ab der Ostspitze von Sao Jorge hatten wir auch noch das Glück, die Spitze des Pico, dem höchsten Berg von Portugal mit 2.351 m,  über den Wolken zu sehen. Die Küste von Sao Jorge ist sehr steil. An den flacheren Stellen sind kleine Ortschaften, die über sehr steile Wege zu erreichen sind. Die Insel ist 65 km lang, aber nur 8 km breit und die Berge bis 1000 m hoch.

Der Empfang hier in Velas war toll. Der Hafenmeister pries Hafen, Stadt und Insel in wärmsten Worten an und lud uns ein zum Stadtfest . Es gab gegrillte Sardinen und Speck, den berühmten Käse der Insel, dazu Brot und Wein, alles kostenfrei und reichlich.  So einen netten Empfang haben wir noch nie erlebt. Stadtfest ist etwas relativ. Die Partymeile war ca. 200 m lang. An einem Ende eine Hüpfburg, am anderen eine kleine Bühne für Livemusik, dazwischen eine lange Tafel mit den Köstlichkeiten. Wir hatten Glück und man machte uns Platz auf einer kleinen Bank. Die Menschen sind hier ausgesprochen freundlich, ob Straßenkehrer, müßig herumsitzende Rentner oder eilige Hausfrauen, es wird immer gegrüßt.

Das fiel uns schon im ersten Hafen auf. Da grüßte eine alte Dame mit Kusshand von ihrem kleinen Balkon – und schon machte sich gute Laune für den Tag breit.

Geschrieben von Heidi am 24.6.

Gestern haben wir unser Traumziel Horta auf der Insel Faial erreicht.  Erster Anlaufpunkt ist hier das „Peter Café Sport“ mit seiner einmaligen Athmosphäre. An den Wänden, von der Decke und am Tresen sind Flaggen und Stander aus aller Welt zu sehen. Legendär soll der Gin-Tonic sein, aber wir haben als Einlaufschluck ein Bier bevorzugt, bevor wir die vielen Malings auf der Pier und an den Hafenmauern bewundert haben. Es sind wahre Kunstwerke dabei und einige von uns bekannten Yachten.  Hier macht es auch richtig Freude, Boote zu begucken.

 Sehenswert ist das Walfangmuseum, eine Walverarbeitungsfabrik, die von 1942 – 1974 in Betrieb war. Der Wal wurde komplett verarbeitet. Altes Filmmaterial zeigt sowohl die Fangmethoden mit kleinen Booten unter Segel und Ruder (heute fährt man Regatten damit) als auch die  schwere und blutige Arbeit in der Fabrik. Die Bucht von Porto Pim, wo die Wale angelandet wurden, ist jetzt ein beliebter Strand.

Da wir unseren Stegplatz morgen wieder räumen müssen und keine Lust haben, im Päckchen an der Mauer zu liegen, werden wir noch einmal Velas anlaufen (Horta ist das Mekka der Segler, aber Velas ist ein kleines Paradies,so der Hafenmeister) und bei günstigem Wind nach Terceira segeln.

Geschrieben von Heidi am 29.6.

 

Einige Beispiele für Molenbemalungskunst

Auf der Insel Sao Jorge wird sehr viel Rinderzucht betrieben. Der hier produzierte Käse ist weithin berühmt, aber auch Schlachtvieh wird gezüchtet. Es gibt aber keinen Schlachthof hier. Die Tiere werden in speziellen Containern nach Faial zum nächsten Schlachthof per Schiff transportiert.

Am Wochenende findet schon mal eine Generalprobe für die nächste Verladungsaktion statt.

Nachfolgend ein paar Bilder dazu.

Geschrieben von Peter am 6.7.

Hier in Velas haben wir die Tage noch einmal genossen, vor allem das Kulturfest u.a. mit Trachtenumzug und –tanz und die vielen kleinen Spezialitäten, die dort angeboten wurden. Zu Bierbuden wurden Viehcontainer umgebaut. Holztresen davor gezimmert, mit Folie verkleidet und das Dach mit Grünzeug belegt.

Vom Fussballspiel Frankreich gegen Deutschland habe ich mir die letzten Minuten angesehen mit einer Überzahl französischer Segler. Aber alle nahmen es gelassen. Lediglich die Katze vom franz. Nachbarboot hatte uns die Freundschaft gekündigt, sie nächtigte auf dem Großbaum einer englischen Yacht. Inzwischen kommt sie wieder zu uns und liegt vorzugsweise unter dem Doghouse.

Einen Nachmittag haben wir damit verbracht, doch noch einen Maling auf die Hafenmauer zu zaubern. Am längsten hat es gedauert, die Schablone herzustellen. Eine alte Seekarte mußte herhalten. Drei  verschiedene Scheren waren im Einsatz, um Rundungen und Winkel gut auszuschneiden.

Morgen ist nun der Tag unserer Abreise von diesen schönen Inseln. Zunächst werden wir wohl eine windarme Zone – da liegt im Moment das Azorenhoch – nach Norden durchqueren müssen, bevor wir dann hoffentlich einen langanhaltenden Westwind bis zum Englischen Kanal bekommen. Jedenfalls sieht so das derzeitige Wetterfenster aus.

Bis dann also

Geschrieben von Heidi am 7.7.

    Hierzu ein passendes Zitat, es stammt wohl von dem berühmten englischen Navigator Lecky,

      Verfasser des Werkes "Lecky`s wrinkles in practical navigation"

 

          Beyond the sea, behind the waves that roar, there may - or maybe not - a foreign shore

Wir haben es geschafft! Nach 10 Tagen und 20 Stunden (gefühlte Nächte mehr)  sind wir in Camaret sur Mer (bei Brest) eingelaufen.1365 Seemeilen haben wir gesegelt. Bei der Überfahrt war alles dabei! Flaue Zeiten vor allem zunächst auf der Fahrt gen Norden, bis wir endlich auf den Westwind „gestoßen“ sind.

Rauschende Fahrt trotz kleiner Besegelung, die Begegnung mit zwei Finnwalen, die wohl eine Stunde neben uns herschwammen und mehrfach unmittelbar vor uns unseren Kurs kreuzten. Wir hatten fast den Eindruck, als versuchten sie, unser schwarzes Unterwasserschiff als Artgenossen einzuordnen.

Obwohl es überwiegend bewölkt war, waren die Nächte heller. Der Vollmond machte sich doch bemerkbar. Und je weiter wir nach Osten kamen, um so früher wurde es wieder hell (leider abends auch dunkel). Besonders schön sah es aus, wenn Meeresleuchten die Heckspur erleuchtete.

Der Seegang war überwiegend erträglich. Unangenehm wird es, wenn der Wind nachlässt und die See sich noch nicht beruhigt hat. Dann knallen die Segel  und das Boot geht zukehr, schrecklich. Bisweilen war es so ruhig, dass wir im Salon am Tisch essen konnten. Nachts gab es Tee, Obst, später Trockenobst und Cracker.

Ursprünglich wollten wir die Scillys oder Falmouth anlaufen, aber  ein Gewittertief, das sich in der Biscaya bildete und nach Norden zog, brachte uns Ostwind, so dass wir unseren Kurs nicht mehr halten konnten und südlicher halten mussten.Für den engl. Kanal war Ost 7 angekündigt. Gewitter auf See sind faszinierend, aber auch beängstigend und überhaupt nicht einzuschätzen. Mal faucht eine Bö heran, dann herrscht gespannte Flaute. Na ja, und geregnet hat es natürlich auch.

Ca. 200 sm vor der Küste ließ sich eine erschöpfte Taube auf dem Doghouse nieder (zusammen mit vielen Insekten,die im Gewitter abregneten). Dankbar pickte sie Sesamkörner auf. Der erste Fangversuch ging schief und sie flog mehrere Runden ums Schiff, aber dann klappte es doch und sie verbrachte die Fahrt bis hier in einer Gemüsekiste.  Hier haben wir sie wieder frei gelassen und nach einem kleinen Orientierungsflug auf ein anderes Schiff ist sie dann verschwunden.

Bis kurz vor der Küste haben wir nur sehr wenige Schiffe gesichtet und nur einen einzigen Segler. In Küstennähe waren es nachts dann hauptsächlich Fischereifahrzeuge, unschwer auszumachen an der Festbeleuchtung, so dass man kaum die Positionslichter unterscheiden kann und die Fahrtrichtung kaum auszumachen ist. Vor dem Verkehrstrennungsgebiet vor Ushant war dann reger Schiffsverkehr und wenige Meilen vor der Einfahrt nach Brest fanden wir uns in dichtem Nebel wieder. Es ist anstrengend, permanent auf das Radar zu schauen und gleichzeitig den Kurs auf dem Computer zu verfolgen (Peter). Zweimal sind wir Fahrzeugen ausgewichen. Da sie nicht schneller fuhren als wir, nahmen wir an, dass es Fischereifahrzeuge waren. Die letzten 10 sm legten wir dann bei spiegelblankem Wasser und ohne Nebel zurück. Der Hafen war sehr gut belegt (Ferien in Frankreich und Wochenende) und wir brauchten einige Zeit, bis wir einen Platz fanden. Nach einem kleinen „Inlööp“ war dann ziemlich schnell Ruhe im Schiff.

Geschrieben von Heidi am 20.7.

Die Route von Sao Jorge nach Camaret-sur-Mer

In Camaret sur Mer waren die ersten Nächte ungewohnt ruhig und still. Kein Segel hat geschlagen, keine Welle ist gegen den Rumpf geklatscht, keine Leine hat geächzt, kein Block gequietscht und kein Motor ist gelaufen – herrlich! Da das Office geschlossen war, haben wir uns mit Hilfe eines anderen Seglers  den Zugang zur Dusche verschafft (man braucht einen Code) und standen dann etwas hilflos vor dem Duschautomaten. Kein Geld in der Tasche. Da erbarmte sich ein Franzose und schenkte uns spontan 2 x 2,-- €, damit wir in den Genuss des  warmen Wasserstrahls kommen konnten.

Nach einem ersten Rundgang durch den kleinen Ort – das Leben spielt sich im wesentlichen an der Uferstraße ab mit Restaurants, Creperien und Bars – haben wir dann doch die Fahrräder ausgepackt und sind zum Supermarkt gefahren. Man merkt gleich, dass man in Frankreich ist, ein Wahnsinnsangebot allein an Pasteten und Käse!!! Aber auch der Frischfischtresen konnte sich sehen lassen, wenn auch in einer anderen Preiskategorie wie in Portugal oder auf den Azoren.

Am Strand war es ganz schön, mal wieder im Sand zu liegen und die Zehen in feinen Sand zu bohren und schwimmen zu gehen. Mit dem Rad sind wir zum Aussichtspunkt  Pen Hir gefahren. Der Blick von der hohen Küste auf die Klippen und die Strandbuchten ist wunderschön.

Am 23.7. sind wir weitergesegelt nach l’Aber Wrac’H – der Name schreibt sich wirklich so! Uns kam eine ganze Armada von Oldtimern unter vollen Segeln entgegen auf der Fahrt nach Camaret. Durch ein Gewirr von Untiefen und Felseninseln erreicht man diesen Flusshafen. Bei der Ankunft kam uns ein Schlauchboot entgegen und brachte uns an den Liegeplatz. Es wurde gleich als Schlepper tätig und drückte uns gegen die Brücke, weil der Wind quer zur Brücke wehte. Man kann dort auch an Bojen festmachen, was sicherlich ganz idyllisch ist, aber der Preisunterschied zum Platz im Hafen beträgt nur 6,-- €, da nehmen wir doch lieber den schnellen Gang an Land, Wasser und Strom.

Am 24.7. konnte man morgens kaum  über die Einfahrt sehen – Nebel! Am späten Vormittag war es  dann wieder klar. Auf unserer Radtour zu den Dünen an der Küste haben wir mehr Hortensien gesehen als in Horta. Eine bezaubernde Landschaft. Wattlaufen und später im warm auflaufenden Wasser baden, das war traumhaft. L’Aber Wrac’H ist ein Wassersportparadies. Paddeln, Surfen und Segeln werden angeboten. Auf dem Fluss liegen kleine Cats in Reihen an den Bojen.

Heute sind wir nach Roscoff gesegelt und motort. Bei Ile de Batz setzte der Strom mit heftigen Wirbeln zum Glück in unsere Fahrtrichtung. Der Hafen ist tres modern, ganz neu, groß und steril. Kontrastprogramm zum  gemütlichen l’Aber Wrac’H. Gleich nebenan gehen die Fähren nach Irland und England ab. Der Name Roscoff hört sich zwar slawisch an, ist aber urbretonisch und bedeutet „Hügel“. Bereits 1790 erhielt der Ort Stadtrecht, man lebte hauptsächlich vom Hummer- und Langustenfang. Wir lassen uns morgen überraschen.

Geschrieben von Heidi am 25.7.

 

Hafen von Trebeurden in der Seekarte

Roscoff ist ein kleiner schöner Ort. Bretagnegrau  ohne trist zu sein. Blumen und bunte Fensterläden stehen im schönen Kontrast zu den Häusern. Der alte Hafen fällt trocken, an den Kaiwänden rutschen Kutter und Yachten, durch Leinen und Stützen gehalten, sacht auf den Grund. Eine lange Brücke führt zum Anleger für die Fähren zur Ile de Batz, damit jederzeit die Urlauber übersetzen können.

Wir laufen mittags aus, um mit dem auflaufenden Wasser nach Trebeurden zu segeln. Dort treffen wir Monique und Dominique, französische Segler, die wir 2006 auf Spitzbergen kennen gelernt haben und zu denen wir immer locker Kontakt gehalten haben. Ein herzliches Wiedersehen, das wir in ihrem schön gelegenen und gemütlichen Haus am Abend beim Grillen feiern. Für den nächsten Tag haben sie für uns einen Besuch auf der Ile Grande geplant. Wegen eines Volkslaufs mit ca. 900 Teilnehmern, der am Hafen startet, müssen wir einige Umwege fahren, um auf die Insel zu kommen – sie ist mit einem Damm mit dem Festland verbunden. Nach einem kleinen Imbiss in ihrer hinreissenden kleinen Ferienwohnung dort, marschieren wir, bewaffnet mit Eimern und, Grabegabeln durch das Watt zu einer vorgelagerten Insel. Peter und Dominique graben fast einen halben Eimer Muscheln aus. Monique und ich versuchen ihre geheime Quelle für eine bestimmte Algensorte zu erreichen, aber leider läuft das Wasser nicht weit genug ab. Also  „ernsten“ wir, was wir finden können und kehren bei auflaufendem Wasser zurück, um anschließend die Insel zu Fuss zu erkunden. Überall sind kleine Strandbuchten, gebadet wird auch von den Felsen aus. Dass Obelix in dieser Gegend gehaust hat, ist unschwer an den außergewöhnlich großen Langgräbern zu sehen. Lange Jahre wurde hier ein besonders schöner und extrem harter Granit abgebaut, u.a. für Straßenpflaster in Paris.

Unser Tag klingt aus mit einem Muschelessen und typischen bretonischen Crepes. Zuvor haben wir noch die Algen verarbeitet, so dass ich einen kleinen Vorrat mit an Bord nehmen konnte. Wir haben diesen Tag so richtig genossen.

Am Montag, 28.7. sind wir ausgelaufen nach Guernsey. Bei der Fahrt war mal wieder von jedem Wetter was dabei, auch Regen! Segel wurden aus- und eingerollt, das Groß gerefft und ausgerefft und am Ende liefen wir unter Motor. Guernsey erreichten wir gegen 22.00 Uhr, zogen aber dem zugewiesenen Liegeplatz bei zwei großen Motorbooten im Päckchen den Warteschlengel vor und ergatterten am nächsten Morgen einen sehr schönen Liegeplatz in einer Box. Nachmittags haben wir dann eine lange Küstenwanderung unternommen, die uns treppauf und –ab, durch schattige Wälder zur Feirman Bay führte. Eine Bucht, die früher Schmugglern als Versteck diente. Von der hohen Küste sind die Inseln Sark und Jersey zu sehen.

Am Dienstag hatten wir früh einen Platz in der 1. Reihe, als genug Wasser über dem Gate war und die Päckchen mit je 5 Booten am Warteschlengel aufgel öst wurden. Drei Schlauchboote preschten hin und her und „stapelten“ die Boote in die frei gewordenen Boxen. Die erste Frage ist nach dem Tiefgang, da im Innenhafen bei Niedrigwasser auch flache Stellen sind. Es ging typisch britisch zu – ohne Gedränge. Und tatsächlich wurden alle Boote wunschgemäß untergebracht.

Gegen Mittag sind wir ausgelaufen zur Insel Sark (10 sm) und haben dort einen schönen geruhsamen Tag am Anker verbracht, leider aber eine unruhige Nacht, da die wechselnden Strömung für unangenehmes Geschaukel sorgte. Früh um 7.30 sind wir heute Anker auf gegangen und – mangels Wind – nach Cherbourg motort.  Bis zu 12,5 Knoten zeigte das GPS bei Cap de la Hague und eine aufgewühlte See. Insgesamt haben wir 6 Stunden benötigt für 42 sm.

Geschrieben von Heidi am 31.7.

 

 

Cherbourg kennen wir ja schon von der Hinreise, hier haben wir 8 Tage gelegen und haben auf den passenden Wind nach Westen gewartet.

Im Fischladen  haben wir uns für die Miesmuscheln entschieden, im Gourmettempel fiel die Auswahl bei  d e m   Angebot doch schwer. Nach grober Voraussichtung haben wir dann am zweiten Tag richtig eingekauft!
Einen Abend haben wir bei Tom und Petra auf der SY Santos verbracht. Wir hatten schon in Velas auf den Azoren zusammen gelegen und uns an der französichen Küsten immer wieder getroffen. Da man günstige Winde nutzen soll, sind wir am  Sonnabend, dem 2.8. ausgelaufen, eine mächtig blaugraue Schauerwand achteraus, die für uns guten Wind, aber keinen Regen brachte. Aber der Regen blieb uns dann doch nicht erspart. Nach 70 sm ging auch dem Wind die Puste aus, so dass wir die letzten 16 sm nach Fecamp motort sind. Der Hafen war gesteckt voll, so dass wir morgens gleich weitergefahren sind nach Dieppe. Als wir vom Stadtbummel zurückkamen, lief ein Boot nach dem anderen ein und im Nu waren alle Plätze belegt. Abends rein, morgens raus, so haben wir jetzt Boulogne sur Mer erreicht. Die große Gruppe der „flieh(g)enden Holländer“ ist inzwischen weitergezogen, wir haben einen Ruhetag eingelegt, die große Burganlage mit der großen Basilika besichtigt, am Strand die Sonne – wegen Ebbe war es weit zum Wasser zu laufen – genossen und abends eine leckere Seezunge genossen. Boulogne ist einer der größten Fischereihäfen, der Fischmarkt bietet hauptsächlich Seezunge, Hai, sehr große Krebse und noch größere Hummer an. Für letzteren fehlt uns leider ein entsprechend großer Topf.

Eigentlich wollten wir heute auslaufen, aber im Moment regnet es in Strömen und inzwischen ist auch die Tide ungünstig.

Geschrieben von Heidi am 6.8.

Am 6.8. haben wir uns doch noch entschlossen, auszulaufen. Gegen Mittag  klarte es langsam auf, der Wind wehte aus SW mit 3-4 Windstärken  und so legten wir um 15.45 ab. Cap Gris Nez hatten wir um 18.30 Uhr quer und bereits um 20.05 die Ansteuerungstonne für das Fahrwasser nach Dünkirchen.  Es ist schön, wenn man die  pausenlos verkehrenden Fähren von Calais nach Dover  hinter sich hat. Um 22.35 waren wir in Dünkirchen längsseits fest an einem Segelschulboot. Vorleine, Spring und Achterleine wurden vom Skipper per Kommando verteilt und festgemacht, perfekt!

Dünkirchen ist keine schöne Stadt, aber man kann sehr schön mit dem Rad fahren, kilometerweit auch auf der Promenade.  Wenn diese aufhört, beginnt ein sehr schöner Dünengürtel, der leider mit zahlreichen Bunkern bestückt ist. Am Strand herrschte nicht nur Badebetrieb. Mit Pferd und Sulky wurde der Strand befahren, andere schoben große Kescher zum Krabbenfang durchs flache Wasser.

Heute früh um 9.00 haben wir Dünkirchen verlassen und sind unter Groß und Fock hoch am Wind – die angekündigte Winddrehung von SE auf SW blieb leider aus – nach Zeebrügge gesegelt. Die Küste ist sehr flach, unterbrochen durch Badeorte mit Hochhäusern. Vor Zeebrügge mussten wir auf das Einfahrtsignal warten, weil reger Schiffsverkehr herrschte und kaum waren wir im Vorhafen, kam ein gewaltiger Regenguss, Sichtweite gleich Null. Zum Glück war der Schauer schnell vorbei, nur die Sachen sind noch nass.

Geschrieben von Heidi am 8.8.

In Zeebrügge mussten wir auch beim Auslaufen  wieder auf das Signal warten. Die Oosterschelde ging es dann mit achterlichem Wind und kräftig setzendem Strom sehr flott nach Vlissingen, wo wir gleich einschleusen konnten. Dafür benötigten wir dann auf dem Kanal für 5 Brücken und 8 km bis Middelburg über 2 Stunden. An das Tempo auf der „Stehenden Mast-Route“ muss man sich erst gewöhnen. Middelburg ist der Hauptort auf Zeeland und es herrscht viel Betrieb. Boote laufen pausenlos ein und werden alle irgendwie untergebracht in zwei Innenhafenbecken. Wer Glück hat, ergattert einen Boxenplatz, der Rest liegt im Päckchen. Wir haben im Außenhafen einen Stegplatz bekommen. Die Stadt ist sehr alt mit wunderschön restaurierten Häusern. Radfahrer geniessen hier Narrenfreiheit. Auch in der Fußgängerzone wird geradelt und es stört keinen.

Von Middelburg  bis nach Wilhelmstad waren  4 Schleusen zu bewältigen. Es wehte heftig aus südwest, da wird das Einschleusen – jeder will natürlich mit und am liebsten der Erste sein – zum Abenteuer.  In Wilhelmstad liegt man in einem Graben unterhalb ehemaliger Batterien. Wir haben leider nur einen kleinen Teil vom Ort gesehen, weil wir nach einem vollen Tag unter Motor ordentlich Wasser in der Bilge hatten. Der Simmerring der Kühlwasserpumpe musste dringend erneuert werden und das ging dann problemlos im Yachthafen Noordschans. Die Einfahrt dort und das Manövrieren im engen Hafen bei viel Wind waren aufregend. Dafür hatten wir dann eine ruhige Nacht an einem schönen Liegeplatz in einem Kanal. Vor uns am Deich Reiher, hinter uns große Weidenbüsche, die den Wind abhielten.

Tag 3 auf der „Stehenden Mastroute“ bescherte uns lange Wartezeiten vor den Brücken und eine hohe Verkehrsdichte an Binnenschiffen. Zum Glück gibt es vor den Brücken oft Wartesteiger, an denen man festmachen kann. Durch die Wartezeiten ergeben sich Konvois mit sehr unterschiedlichen Booten. Unangenehm ist es, wenn ein Drängler und Trödler dabei ist. Wir haben „unseren“ Konvoi bei Boskoop verlassen und konnten dort gerade noch die kleine handbetriebene Brückezum Hafen passieren. Die Gegend um Boskoop ist durchzogen von Wassergräben, das Land liegt tiefer als der Kanal durch den man fährt. Im Hafen liegen auf der einen Seite Hausboote, auf der anderen hauptsächlich Motorboote, an denen man sich einen Platz suchen muss. Abends gab es ein Gewitter und es regnete kräftig.

Am Tag 4 fahren wir durch eine etwas abwechslungsreichere Gegend. Kleine Ortschaften, schöne Häuser mit Gärten bis zum Wasser, oft mit Booten davor – man hat ohnehin den Eindruck, dass jeder Holländer ein Haus am Kanal und außerdem ein Boot hat – und einige größere Seen. Windmühlen, die hollandtypischen Klappbrücken. Wir sind allein unterwegs und können einen großen Teil der Fahrt entspannt genießen bis wir vor einer Eisenbahnbrücke wieder auf einen Konvoi stoßen. Ca. 25 Boote sind es diesmal. In Dreierpäckchen liegen die Boote am Wartesteiger und  schon beim Vorbereitungssignal schmeißen alle hektisch die Leinen los. Platz zum Manövrieren gibt es nicht, auf der anderen Kanalseite liegen kleine Boote an Pfählen. Zwei Boote stoßen zusammen, wir drehen unfreiwillig um und fahren ein ganzes Stück rückwärts Richtung Brücke, bis wir eine breitere Stelle erreichen und hinter dem letzten Boot wieder in Fahrtrichtung Brücke drehen können. Zum Glück macht die Brücke nicht vor unserer Nase zu. 11 Brücken durchfahren wir mit diesem Konvoi, vorher hatten wir schon 11 Brücken passiert und erreichen  gegen 16.00 Uhr die Eisenbahnbrücke in Haarlem. An einem alten Wohnschiff machen wir fest. Die Weiterfahrt wird wegen eines Defekts von 18.00 auf 19.00 Uhr verschoben, dicke Wolken und Regen ziehen düster auf und so bleiben wir über Nacht am Wohnboot liegen. Neben uns lag die „Christine V“ aus Mönkeberg und wie sich beim Klönen herausstellte, hatten wir schon in Lagos am gleichen Steg gelegen, ohne dass wir uns dort gesehen haben.

Heute früh sind wir mit der ersten Brückenöffnung weitergefahren in den Yachtclub von Haarlem, der etwas außerhalb der Stadt liegt. Wunderbar ruhig, Rauschen im Schilf und Wildgänse nutzen diesen Gewässerteil als Nachtquartier. Hier darf man kostenlos Hollandräder ausleihen und so sind wir heute in total entspannter und kerzengerader Haltung per Hollandrad nach Haarlem in die Stadt gefahren.  Nach den Bordrädern gewöhnungsbedürftig, auf ein so großes Rad mit einem Riesenlenker zu steigen, aber ein tolles Fahrgefühl. Stadtbummel, gucken und staunen. Solche Hausfassaden haben wir noch nie gesehen.  Und selten so viele Straßencafes. Morgen ist noch einmal Haarlemtag!

Geschrieben von Heidi am 15.8.

 

Tag 5:

Gestern sind wir vom Haarlem-Yachtclub ausgelaufen. 2 Tage Stadt, 2 Tage im Hafen, letztere nur mit kurzen Spaziergängen, Brombeeren pflücken und an Bord in den Regen gucken, waren genug.

Heftige Schauer gingen nieder, vorzugsweise beim Anlegen in den Schleusen oder bei den Wartezeiten auf die Brücken – dabei hatten wir noch Glück, da die letzte Brücke vor dem Nordseekanal defekt war und zu unserer Überraschung plötzlich öffnete. Amsterdam haben wir nicht angelaufen, sondern sind durch die Oranjesluis und eine letzte Brücke ins Markermeer gefahren. Fender und Leinen wurden nach dem Passieren der Brücke verstaut und nach dem Verlassen des Tonnenstrichs die Fock ausgerollt, die Maschine abgestellt – gesegelt - herrlich!

Aus dem gemütlichen Segeln wurde dann leider nichts. Erst ließ der Wind nach, also setzten wir auch das Groß, um wenig später ein Reff einzulegen. Dunkelgraue Wolken brachten uns heftige Böen und Regen. Hoch am Wind konnten wir gerade den Kurs nach Hoorn halten. Etwa 3 sm vor dem Hafen kam ein Schlauchboot angeprescht und fragte an, ob wir die Küstenwache alarmiert hätten. Zum Glück nicht, also suchten sie weiter den Havaristen - einen Oldtimer, der nach uns eingeschleppt wurde.

Zwischen zwei Schauern waren wir heute in diesem schönen Städtchen. Am alten Hafen – das innere Hafenbecken wird als „Stapelhafen“ beschrieben - scheint die Zeit stehen geblieben. Große Plattbodenschiffe liegen dort und man kann bewundern, wie die Holländer mit diesen schweren Schiffen manövrieren.

Das Wetter ist momentan scheußlich. Vom Sommer sind wir direkt in den Herbst katapultiert worden. Den Ofen haben wir noch nicht in Betrieb, aber abends läuft der Heizlüfter.


Geschrieben von Heidi am 20.8.

Gestern hatten wir einen ganz schönen Segeltag. Die Schleuse in Enkhuizen hatten wir für uns allein. Auf dem Ijsselmeer erwischte uns eine sehr heftige Boe. Angesichts des dunklen Himmels und bei zunehmendem Wind hatten wir schon ein Reff ins Groß gelegt, sicherheitshalber dann aber noch ein zweites Reff eingelegt und die Fock verkleinert und sind nach Makkum gesegelt.

Es war aber auch ein trauriger Tag. Am Abend zuvor rief uns Anna an, die seit Jahren unseren Papagei Lora in Pflege nimmt, wenn wir unsere langen Segeltouren unternehmen. Lora ging es überhaupt nicht gut und so vereinbarten wir, dass sie am nächsten Tag mit dem Vogel zum Tierarzt fährt. Morgens rief sie uns aus der Arztpraxis an. Ein Röntgenbild zeigte, dass Lora nicht mehr zu retten war und so stimmten wir schweren Herzens zu, dem Leiden ein Ende zu setzen. Über 40 Jahre gehörte Lora zur Familie, fast 20 Jahre war sie bei Anna und Familie Titarenko. Wir hatten viel Freude an ihr, ihrem Pfeifen und Sprechen, auch die schrillen Töne werden uns fehlen. „Gute Nacht, Lora“!


Geschrieben von Heidi am 22.8.

Von Makkum zur Schleuse Kornwerderzand sind es nur zwei Meilen. Wir haben Glück und können gleich einfahren in die Schleuse, stehen dann aber im strömenden Regen an den Leinen. Auf den 10 sm bis Haarlingen können wir zusätzlich die Fock ausrollen und dort schleusen wir dann wieder ein und fahren gleich durch bis Leeuwarden. Wir sind in Friesland und da wird „Klompengeld“ kassiert. Der Brückenwärter lässt an einer Angel absolut zielsicher einen Holzschuh zum Greifen herüber und darin versenkt man das Klompengeld. 7,-- € für die Stadtbrücken sind es hier.

Die Fahrt durch Friesland ist abwechslungsreich. Mal gibt es Wartezeit, weil der Brückenwärter Mittagpause hat, mal muss unser kleiner Konvoi zwischen den Brücken warten, weil der Brückenwärter von einer Brücke zur anderen mitfährt und natürlich dafür auch wieder sein „Klompengeld“ einsackt. Besonders schön ist die Durchfahrt durch Dokkum, wo sich beide Windmühlen drehen. Wir machen unterwegs an einem Rastplatz fest. Es gibt viele solcher Plätze, an denen man 3 Tagen kostenlos liegen kann.Genießen einige sonnige Stunden im Cockpit und einen Spaziergang zum nächsten Dorf, bevor ein Gewitter über uns losbricht.

Am Sonntag, dem 24.8. legen wir die 10 sm bis Lauwersoog zurück und legen - mal wieder - im strömenden Regen im Yachthafen Noordergat an. Der Wetterbericht kündigt uns Wind aus Ost an – wie passend!

Immerhin bleibt der angekündigte Regen aus und wir unternehmen ausgedehnte Radtouren, mal vor dem Deich, mal hinter dem Deich. Gestern haben wir dabei Steinpilze und Birkenpilze gefunden. In Hülle und Fülle und allen Größen standen diese Edelpilze am Waldrand. Wie das so ist, wenn man solche Schätzchen findet, man nimmt mit, was man schleppen kann. Gestern gab es Omelett mit Steinpilzen, Carpaccio von Steinpilzen und Schwammerlsuppe. Sauer eingelegt sind zwei Gläser,und für heute ist immer noch reichlich da.

Heute haben wir ausgeschleust und liegen im Außenhafen. Morgen müssen wir spätestens um 5.00 Uhr los wegen der Tide. Der Wind soll aus SE und S wehen. Ziel: Norderney.

Inzwischen haben wir festgestellt, daß wir bei Niedrigwasser im Schlick liegen und um 4.00 Uhr abfahren müssen.


Geschrieben von Heidi am 27.8.

Lauwersoog müssen wir schon morgens um 4.00 Uhr verlassen, da im Außenhafen an unserem Liegeplatz bei Ebbe nur noch 60 cm Wasser waren, wir standen im Schlick! Das Fahrwasser stimmte im Außenbereich nicht mehr mit unseren Seekarten von 2013 überein ,da es sich laufend ändert. Wind aus SE mit 3 bis 5 Windstärken – die Nordseeinseln Schiermonnikoog, Ameland, Borkum und Juist blieben weit an Steuerbord auf unserem Kurs. Vor dem Schluchtertief, einem Nebenfahrwasser nach Norderney, ist es ähnlich wie beim Auslaufen aus Lauwersoog, die Ansteuerungstonne und das Fahrwasser sind verlegt. In Norderney haben wir

zwei schöne Tage mit viel Sonne, können Strand und Wasser genießen und sind sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs . Norderney ist rundum eine schöne Ferieninsel.

Am 31.8. segeln wir weiter nach Hooksiel. Nach dem Einschleusen öffnet sich ein großer Binnensee mit mehreren Hafenanlagen, einem Wasserskilift und einer Bucht für Surfanfänger. In der Marina liegt man total ruhig. Mit dem Rad ist man schnell im kleinen beschaulichen Ort oder am 'Bade'-strand – sofern die Tide stimmt. Für uns ist es etwas unglücklich, morgens läuft das Wasser ab und erst gegen Abend hätte man baden können. Dafür geniessen wir die urige Strandsauna.

In der Marina von Hooksiel haben wir die günstigsten Hafengebühren während der ganzen Reise:

9,-- € incl. Strom, Wasser und Dusche!

Am Sonnabend, 6.9. schleusen wir aus.Bei flauem südlichem Wind segeln wir los, müssen aber schon bald die Maschine zu Hilfe nehmen. Die Leuchttürme Mellum Plate, Roter Sand und Alte Weser haben wir passiert und sind neben dem Tonnenstrich in die Elbe gefahren. Gegen 18.00 wird die Sicht immer schlechter – Nebel, und zwar so dicht, dass wir Tonnen und Türme nur noch schemenhaft ausmachen können, wenn wir sie in kurzem Abstand passieren. Im Radar ist die Schlickkante deutlich auszumachen. Gegen 19.00 Uhr haben wir die Kugelbake quer, der Nebel lichtet sich ein wenig. Wenig später tauchen die Masten eines Großseglers aus dem Dunst – die „Sedov“ liegt an der Pier – und dann haben wir die Einfahrt in den Yachthafen passiert. Ein anstrengender Tag! Von morgens 7.30 bis abends 19.30 Uhr haben wir 48 sm zurückgelegt und davon nur 13 unter Segeln.

Zur Entschädigung haben wir heute mit auflaufendem Wasser die Strecke von Cuxhaven nach Brunsbüttel sehr flott zurückgelegt, konnten zügig in die Schleuse fahren und wurden ganz allein durchgeschleust. Das alles noch bei herrlichem Sonnenschein. Die Kanalfahrt ist etwas öde, aber Peter fielen ein paar lustige Geschichten aus seiner Zeit als Lotse ein und „alte Bekannte“ waren unter den vorbeiziehenden Schiffen.

Um 19.30 machen wir beim BYC in Büdelsdorf an der Obereider fest. Bis Holtenau schaffen wir es während der Tagfahrzeit nicht mehr.

Morgen fahren wir die letzten Kilometer bis Holtenau (so misst man auf dem Kanal Entfernung und Geschwindigkeit), um dann noch ein paar Seemeilen nach Hause zu segeln.


Geschrieben von Heidi am 7.9.

Am 8.9. haben wir die bei schönem Wetter die Fahrt nach Holtenau fortgesetzt. Die Schleuse – es sind nur die beiden großen Schleusen in Betrieb – hatten wir auch hier für uns allein. Die letzten Meilen nach Schilksee sind wir gesegelt. Unter der Saling flattern die Flaggen der Länder, die wir in den letzten 4 Jahren besucht haben: Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Portugal und Spanien. Die Flagge der Azoren fällt dabei besonders auf.


Die Wohnung erscheint uns anfangs r i e s i g , aber inzwischen haben wir uns eingewöhnt und wissen Dusche, Geschirrspüler und vor allem Herd und Backofen zu schätzen. Kein Vorheizen am Kocher, kurz am Schalter drehen und schon wird die Herdplatte heiß! Internet in allen Räumen.


Die Segel abzuschlagen bei Ostwind Stärke 4-5 und quer zum Wind liegend, war schon eine Herausforderung. Mit einem Segel haben wir es probiert und uns dann ein ruhigeres Plätzchen mit der Nase im Wind gesucht, was im Schilkseer Hafen gar nicht so einfach ist. Das Boot auszuräumen kam einem mittleren Umzug gleich, aber bis auf einige wenige Sachen ist jetzt alles gewaschen, gewischt, getrocknet und verstaut.

Am 16.9. haben wir den Mast gelegt – dank an unsere Helfer Walter und Jürgen – und am 17.9. ist das Boot in Strande an Land gestellt worden.

Zum Absegeln am 20.9. in Maasholm sind wir (stillos) mit dem Auto vorgefahren.


Fast 4.000 Seemeilen haben wir dieses Jahr zurückgelegt und die wunderschönen Inseln im Atlantik kennen gelernt: Porto Santo, Madeira, Santa Maria, Sao Miguel, Terceira, Sao Jorge, Faial – jede für sich ist eine Reise wert.


1.375 mal ist unsere Seite bis heute aufgerufen worden. Wir danken allen, die uns auf diese Weise auf unseren Reisen begleitet haben, besonders für die Einträge ins Gästebuch.

Im nächsten Jahr werden wir weiter berichten.


Geschrieben von Heidi am 27.9.