Drymat

In diese Segelsaison starten wir mit einem Frühstart – jedenfalls, was die Anreise betrifft: 3.30 Uhr am 27.3. ab Kiel. Landung planmäßig in Lissabon bei angenehmen 24 Grad. Eine Woche Werftzeit, also hoch und trocken liegen und Leiter rauf und runter. Am 3. Tag nehmen wir eine Auszeit und fahren nach Sintra. Wandern durch den Park zum Pena-Palast, einem Meisterwerk der Romantik, ausgestattet mit Türmchen, Galerien und prunkvollen Gemächern. Nach kurzem Aufenthalt in der Altstadt besuchen wir das Cap Roca, den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes und fahren dann über Cascais die Küstenstraße entlang nach Seixal. Nach einem weiteren Abstecher zur Costa Caparica und Fonte de Telja geben wir den Leihwagen ab, trösten uns bei Kaffee und Törtchen für sage und schreibe 1,05 € (pro Person) und kehren an Bord zurück.

Inzwischen liegen wir in Oeiras, einem schönen Hafen an der Mündung des Tejo. Der Wind weht so kräftig aus N, dass wir es noch nicht geschafft haben, die große Genua anzuschlagen.

 

Geschrieben am 04.04.2012 von Heidi

 

Sines, 10.4.: Von Oeiras sind wir bei flauen Winden um das Cap Espichel nach Troia gesegelt/motort. An der Ansteuerung nach Setubal begrüßten uns die einzigartigen Sado-Delphine. Ein riesiger Hotelkomplex beherrscht diesen luxuriös ausgestatteten Hafen, ringsum sind wunderschöne Strände. Mit der Fähre ist Setubal zu erreichen. In der Markthalle erstehen wir für unser Ostermenue Hopfenspitzen als Spargelersatz und Navajas, eine Muschelart.

Auf der Rechnung der Marina Troia steht der schöne Satz:

 

Que os bons ventos o tragam ate nos – Let the good winds take You to us

 

Mit viel Sonne und angenehmem Wind erreichen wir Sines, den letzten Hafen vor der Algarve. Hoch über dem Hafen steht die Statue von Vasco da Gama, der hier geboren wurde. Im kleinen Altstadtteil wird heftig gebuddelt und gebaut.

Der Hafen ist noch leer, es liegen höchstens 4 bewohnte Gastboote hier.

 

Geschrieben am 10.4. von Heidi

Seit dem 11.4. liegen wir in Lagos. Sehr komfortable Marina, international belegt, aber nicht alle Boote sind bewohnt.

Von Sines nach Lagos (78 sm) hatten wir eine angenehme Reise, Cabo de Sao Vicente(sw-lichster Punkt Europas)bei flottem Wind umrundet. Das war auch der zunächst letzte Tag mit gutem Reisewind, seitdem reichlich Wind aus NW-N, teilweise Sturmstärke auch mal Regenschauer.

 

Geschrieben von Peter am 14.4.

7 Tage haben wir in Lagos verbracht mit langen Strandwanderungen zur Lagune Alvor und schönen Spaziergängen durch die Altstadt und entlang der Stadtmauer. Am Sonnabend empfing uns stolzer Hahnenschrei auf dem Bauernmarkt. Lebhaftes Gedrängel herrschte an allen Ständen.

Da die Wetteraussichten für den Besuch der Lagune Alvor nicht günstig waren – dort ist sehr wenig Platz zum Ankern – sind wir bei bedecktem Himmel und zunehmendem Wind aus W nach Albufeira gesegelt, die letzten Meilen im Ölzeug! Das Hafenbecken liegt sehr geschützt, in freundlichen Pastelltönen sind die Häuser ringsum gemalt. Den Ort erreicht man über eine breite Promenade hoch über dem Strand – der Strand ist über einen Fahrstuhl zu erreichen – In der Altstadt reiht sich Souvenierladen an Cafe und Restaurant, „normale“ Geschäfte findet man kaum. In der Mehrzahl englische Touristen bevölkern die Straßen, um in einem der vielen Lokale zur „Happy Hour“ einzukehren.

Gestern haben wir zunächst Olhao in der Ria Formosa angelaufen, konnten dort aber leider nicht anlegen. Der Yachthafen steht nur auf Voranfrage und für lange Liegezeiten zur Verfügung. Nun liegen wir vor der wunderschönen Ilha Culatra am Anker und wollen morgen weitersegeln ins spanische Ayamonte am Rio Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien.

Die Insel besteht aus Sanddünen, in der kleinen Ortschaft sind flache Häuser von sandigen Straßen durchzogen. Im Fischereihafen ist viel Betrieb.

Hinter der Ortschaft gibt es eine kleine, bei Ebbe trockenfallende Bucht, die als Winterlager für Yachten ( Katamarane, Kimmkieler etc. ) genutzt wird. Bei einigen ( darunter mehrere deutsche ) hat man den Eindruck, das sie hier für ewig liegen. Sozusagen ein Hippielager auf Yachten.

Geschrieben am 21.4. von Heidi und Peter

Gestern, am 23.4. sind wir in Alcoutim eingelaufen.

Hier haben wir uns mit Freunden vom letzten Jahr ( Ami und Michael Albrecht aus Hamburg) verabredet.

Heute eine Wanderung ins Inland (grosser Rundweg, Schwierigkeitsgrad: hoch)

Sollten 8,5 Kilometer sein, aber wir haben uns wohl mal verlaufen.

Geschrieben von Peter am 24.4.12

Alcoutim haben wir ausgiebig bewandert und dabei auch erfahren, warum so viele Orangenbäume noch voller Früchte sind – sie haben Frost bekommen. Gemütlich war die Terrasse über dem Steg. Bei einem Vino Verde vom Fass und Bier aus Flaschen konnten wir mit Blick über die Flusslandschaft den Abend genießen.

Da von Alcoutim nur 2 x wöchentlich ein Bus nach Mertola fährt, sind wir wieder nach Vila Real gefahren und haben ein Auto gemietet. Auf schönen Nebenstraßen war nach einer Stunde Fahrt die Museumsstadt Mertola erreicht. Entlang einer zinnenbekrönten Stadtmauer ziehen sich die weißen Häuser hinauf zur mittelalterlichen Burg. Karthager, Griechen, Römer, Goten, Araber und Christen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Schwalbennester hängen in Trauben unter den Dächern und Störche brüten auf vielen Dächern. Von der Burg aus konnten wir 7 Störche über dem Fluss kreisen sehen und das Geklapper aus den Nestern hören.

Ein beeindruckender Ausflug, gekrönt durch ein leckeres Essen in einem uralten Gemäuer.

Von Vila Real sind es nur 2 sm ins spanische Ayamonte, einen gut geschützten Hafen. Schöne Geschäfte und unzählige Restaurants gibt es im vom Autoverkehr befreiten Zentrum.

Mit dem Rad erkundeten wir die Urlauberhochburg Isla Canela. Ansprechende Hotelanlagen säumen über Kilometer den Strand.

Gestern sind wir im Verband mit 3 Booten nach Mazagon gesegelt. Eine Boe erforderte ein Reff, legte sich aber rechtzeitig vor dem Einlaufen wieder. 34 sm schönes Segeln, aber man muss aufpassen, weil gewaltige Areale mit Netzbojen bestückt sind.

Geschrieben von Heidi am 2.5.

 

Die Fahrt von Mazagon verlief sehr angenehm nach anfänglichem Motoren. Das Erreichen des Guadalquivir war schon von weitem an der Verfärbung des Wassers erkennbar. Chipiona heißt der Fischereiort an der Mündung. Unser Ziel von dort aus: Sevilla, das wir in 2 ½ Stunden Busfahrt erreichten. Wir sind mit Ami und Michael von der „Loop over de Loft“ unterwegs. Unser Quartier in der Altstadt war leicht zu finden. Eine kleine Herberge, das Haus 500 Jahre alt mit einem bezaubernden Patio und individuell eingerichteten Zimmern. Erstes Ziel war die Kathedrale, deren Ausmaße und Schätze kaum zu beschreiben sind. Hier befindet sich die Grabstätte von Kolumbus. Vom Turm Giralda, ursprünglich einem Minarett, ist die gesamte Stadt zu überblicken, die Brücken über den Fluss, die große Stierkampfarena, Parks und Paläste. Unser Abendprogramm mit Tapas und gepflegtem Wein war ein Schlag ins Wasser – Touristen-Nepp – dafür entschädigte der Besuch einer einfachen Flamenco-Bar mit stimmungsvollem Gesang und Tanz.

Am folgenden Tag faszinierte uns der Besuch des Real Alkazar – die hohe Baukunst, die üppig verzierten Räume, Innenhöfe mit Brunnen und eine wunderschöne Gartenanlage sowie anschließend die Plaza de Espana in seiner gesamten Anlage und den umliegenden Parks – zwei Tage geben nur einen kleinen Eindruck von dieser schönen und eindrucksvollen Stadt.

Inzwischen liegen wir vor Wind in Chipiona, es ist warm geworden mit sage und schreibe 34 Grad. Der Wind ist heiß! Es weht mit 6-7, Boen 8 aus SE. Ami und Michael sind gestern noch nach Rota weitergesegelt, wir erkunden den Ort und haben ausgiebig gebadet. In der Markthalle haben wir uns unbekannte Meerestiere erstanden, die sich allerdings als kaum ergiebig, schwer zu knacken, wenn auch von feinem Geschmack herausstellten (s.Foto)

Morgen soll der SE noch heftiger wehen, wahrscheinlich segeln wir am Samstag weiter nach Rota.

Geschrieben von Heidi am 10.05.

Cadiz, 17.5.

Haben einige Tage in Rota gelegen und waren froh, dass der Strand gleich neben dem Hafen war. Die erste Hitzewelle hat uns doch ganz schön zu schaffen gemacht mit 36 Grad. Der Erwerb eines Sonnenschirms und eines Sandbohrers – nachdem uns der Schirm fast ins Wasser geflogen war - machte das ganze erträglicher: Schatten für den Kopf und eine leichte Brise, zwischendurch ein Sprung ins 20 Grad warme Wasser, herrlich!

Eine Nacht am Anker verbrachten wir in der Bucht von Cadiz. Am nächsten Morgen legte der Wind zu, so dass wir doch lieber den nahen Hafen aufgesucht haben. Cadiz, eine sehenswerte Stadt. Vom Torre Tavira aus hat man einen herrlichen Rundumblick. Es gibt noch 126 Türme hier, von denen die Handelsleute Ausschau hielten nach einlaufenden Schiffen.

Heute früh waren wir in der Markthalle mit einem überwältigenden Angebot an Fisch und Meeresfrüchten, Obst und Gemüse. Es werden u.a. Schnecken angeboten. Wir haben sie probiert, aber unser Lieblingsessen wird es nicht.

Mit uns liegt hier die „Röde Orm“ aus Kiel. Julia und Stefan sind mit ihren Kindern Julita ( 8) und Annika (14) unterwegs. Im letzten Jahr gestartet, haben sie Madeira und die Canaren besucht und wollen über die Kanäle wieder nach Hause. Die beiden haben ein Sabbatjahr genommen, die Kinder lernen per Fernschule.

Zur Zeit weht es aus SE, da liegt unser nächstes Ziel: Barbate.

Geschrieben von Heidi am 17.5.

 

Um Cadiz müssen wir einen großen Bogen fahren. Hoch am Wind geht es bis zur Ansteuerungstonne. Ein Schießgebiet passieren wir dicht unter Küste – in der Ferne sind Fontänen zu sehen und es rumst kräftig. Langsam setzt die übliche Nachmittagsbrise ein und so rauschen wir am Cap Trafalger vorbei und schon kommt Barbate in Sicht. „Röde Orm“ kommt kurz nach uns an. Barbate ist reiner Fischereiort. Der Pinienwald, der hinter dem Ort den Hang bedeckt, ist vor ca. 100 Jahren künstlich angelegt worden, um eine Wanderdüne zu befestigen. Die feinen Sandanhäufungen am Strand lassen die Wanderlust der Düne erkennen.

Mit Julia, Stefan und den Kindern verbringen wir Spieleabende (Eisbärsuche und 5.000 lernen wir dabei neu) und unternehmen eine Wanderung an der Küste entlang bis zum Torre del Tajo mit einem wunderschönen Ausblick über die Küste. Eigentlich wollten wir bis Cap Trafalger, aber bis zum Nachmittag hatten wir kräftige Schauer. Am Torre del Tajo konnten wir einen Schatz heben, den wir per GPS-Suche ausfindig machten.

 

 

In der Straße von Gibraltar herrschen besondere Bedingungen:

Der Wind weht hier gar nicht oder ziemlich heftig aus E oder W und legt bei Tarifa noch erheblich zu. Wir warten also halbwegs günstige Bedingungen ab und legen am 21.5. ab. Fotoshooting auf See mit „Röde Orm“ und mit achterlichem Wind segeln wir in die Straße von Gibraltar. Auf der marokkanischen Seite sind Straßen an den Bergen und Kräne am Hafen zu erkennen. An einem Berg entdecken wir arabische Schriftzeichen. Vor Tarifa kentert der Strom, deutlich zu erkennen am aufgewühlten Wasser. Der Strom läuft jetzt mit, der Wind legt hinter Tarifa zu, die Logge zeigt 9-10 Knoten an.

Der Felsen von Gibraltar kommt in Sicht. In der Bucht liegen zahlreiche Schiffe vor Anker, Fähren laufen ein und aus. Im spanischen Linea, machen wir fest neben „Loop over de Loft“.

 

Ausflug nach Gibraltar mit dem Rad. Die Fahrt geht über die Grenze und den Flugplatz – wir sind gerade über die Landebahn gekommen, da wird die Straße gesperrt und donnernd fährt eine Maschine vorbei. Die Mainstreet ist voller Touristen, Schnaps, Tabak, Schmuck – hier gibt es alles steuerfrei, aber deshalb nicht preiswert oder gar billig. Die Aufmachung ist“ very British“.

Mit der Seilbahn geht es auf den Felsen, wo schon die ersten Affen rumturnen oder mit stoischer Gelassenheit die gaffenden Touristen ertragen. Wir wandern bergauf und bergab, besichtigen eine Geschützstellung aus dem II. Weltkrieg mit Ausblick auf den „Europapoint“ und Marokko, eine gewaltige Tropfsteinhöhle und eine Tunnelanlage aus der Zeit großen Belagerung von 1779.

Am lustigsten aber sind die Affen. Annika hat im Laden ihr Eis noch nicht einmal ausgepackt, da hat es ihr ein Affe schon geklaut und genüsslich verspeist. Sobald man sich am Rucksack zu schaffen macht, kommen sie an. Nahaufnahmen mit dem Fotoapparat werden auch nicht immer geduldet. Zum Glück werden wir nicht vom Affen gebissen und landen fußlahm und kapputt wieder an Bord.

Geschrieben von Heidi am 24.5.12

Am 25.5. fahren wir mit dem Bus nach Tarifa. Die Fahrt geht über die Berge, die mit zahlreichen Windmühlen bestückt sind. Tarifa ist bekannt als windige Ecke und so erleben auch wir es. Schaumkämme auf dem Wasser, der Sand weht am Strand, die Kitesurfer freut es. Leider kommen wir nicht bis zum Leuchtturm, der Zugang zur Halbinsel ist gesperrt.

Ami und Michael sind mit ihrer „Loop-over-de-Loft“ zusammen mit Axel und Sabine auf der „Bienchen“ auf dem Weg nach Marokko. „Röde Orm“ ist morgens nach einer Ehrenrunde nordwärts gesegelt. Am 26. segeln auch wir ab. Runden den „Europapoint“ unter Segeln, aber wenig später herrscht bleierne Flaute. Eine große Schildkröte können wir bewundern, bevor sie wieder abtaucht. Vor Estepona ankern wir und verbringen den Nachmittag am Strand und eine unruhige Nacht am Anker, es kommt Schwell auf.

Jetzt liegen wir schon 3 Tage in Estepona, haben uns an die Urbanisationen und die Hochhäuser gewöhnt und radeln jeden Tag zum Strand.

Geschrieben von Heidi am 28.5.

Wir sind von Estepona nach Marbella gefahren, hatten keine Lust mehr auf 10 sm Hack von vorn zum eigentlichen Ziel (Benalmadena). Lagen im alten Fischereihafen sehr ruhig und günstig, Strand gleich nebenan. Sind mit Axel und Sabine – Segler, die wir unterwegs getroffen haben – per Rad zum Nobelhafen. Die Hälfte der Super-Luxus-Schlitten steht zum Verkauf und rundherum ist „Sehen und gesehen werden“. Autokorso ohne Ende von Porsche bis McLaren und Lamborghini. Und die Geschäfte!!! Die Altstadt ist bemerkenswert hübsch. Die engen Gassen – Peter könnte sie teilweise nicht mit ausgestreckten Armen passieren – sind begrünt mit Rankgewächsen oder Blumentöpfen.

Jetzt liegen wir in Caleta de Vélez, einem Fischereihafen ohne Fremdenverkehr. Nächster Ort an der Küste ist Nerja. Wir warten auf einen Platz und liegen so lange am Warteschlengel. Gleich neben dem Boot ist eine Möwenvergrämungsanlage mit gruseligen Geräuschen. Als wir einliefen, dachte ich, es sei eine schlecht abgestimmte Sprechanlage für die Anmeldung. Zum Glück hat sie einen Ausschalter! Würden hier gern ein paar Tage bleiben und hoffen, dass bald jemand ausläuft.

Geschrieben von Heidi am 2.6.12

Fünf Tage haben wir es uns am Strand bei Caleta de Velez gut gehen lassen, bevor wir mangels Wind weiter motort sind. Bis Nerja war die Sicht noch gut, dann setzte Seenebel ein, der sich nur zögerlich wieder auflöste. Vor der Marina del Este bei Almunecar fiel der Anker, aber leider wurde unser Wunsch nach einem kühlenden Bad durch Algen und Qallen mehr als getrübt. Dafür entschädigte die Aussicht in der Bucht. Oft sind die Hänge verbaut, aber vor unserem Ankerplatz lagen wunderschöne Villen auf dem Berg.

Heute morgen hievten am Strand einige Männer ein Netz Hand über Hand auf den Strand. Ihre Freudenrufe über den Fang und die zappelnden Fische waren zu hören und zu sehen. Als wir Anker auf gingen, hatten wir guten Wind mit dem Wunsch nach mehr, aber die Freude währte nur kurz. Nebel wälzte sich heran und im Nu war um uns herum nur noch graue Suppe. Nachmittags lichtete sich endlich der Nebel, Wind aus SW-W setzte ein und legte bis auf 5 Bf zu. Endlich war auch die Küste wieder zu sehen. Hohe Berge, auf denen noch Schneereste zu sehen sind – die Sierra Nevada. An den flacheren Küstenstreifen bedecken weiße Planen das Land – hier reift all das Gemüse, das wir auch zu Hause kaufen.

Jetzt liegen wir in Almerimar, einem großen Yachthafen und um uns herum Urbanisation.

Eines muss man mal zum Service im Hafen sagen. Es dauert zwar immer ein Weilchen, bis alle Formalitäten erledigt sind, aber beim Festmachen helfen immer ein oder zwei Marineros, um einem die Mooringleine anzureichen. Besonders heute waren wir für diese Hilfe sehr dankbar, da wir erheblichen Seitenwind hatten.

Geschrieben von Heidi am 7.6.

 

P.S. am 8.6.: Neben Gemüseanbau und Urbanisation gibt es hier auch noch einen Golfplatz und als Kontrastprogramm ein kleines Naturschutzgebiet mit Salzseen, in denen wir unsere ersten Flamingos gesichtet haben.

 

Von Almerimar haben wir den Golf von Almeria überquert und wenige Meilen hinter dem Cabo da Gata in Puerto Genoves geankert. Die hügelige Landschaft ist nur spärlich bewachsen. Auffallend sind die Agaven. Die Blütenstände sind meterhoch und verholzt und sehen von weitem wie abgestorbene Bäume aus.

Für den nächsten Tag ist Wind aus West angekündigt, der sich im Laufe des Tages verstärkt. Nur unter Genua laufen wir bis zu 8 Knoten. Langsam kommt auch Seegang auf und so sind wir froh, als wir den Hafen von Garrucha erreicht. Da der Schwell in den Yachthafen steht, legen wir erstmal im Fischereihafen an und verholen abends an einen zugewiesenen Platz. Mit dem Bus besuchen wir das „weiße Dorf“ Mojacar hoch über der Küste. Die Aussicht über die Küste und der Blick ins Binnenland sind beeindruckend. Leider weht dort oben bei 31 Grad kein Lufthauch, die engen Gassen auf und ab zu klettern ist mühsam. Das Eis und ein kühles Getränk auf der Terrasse eines Cafes mit tollem Ausblick entschädigen uns.

Am 3. Tag in Garrucha gibt unsere Frischwasserpumpe den Geist auf. Wie sehr man sich doch an den Luxus von fließendem Wasser gewöhnen kann! Zum Glück haben wir noch eine Fußpumpe, aber für einen halben Liter Wasser muss man da ganz schön treten.

Wir geben unseren Plan auf, nach Cartagena und ins Mar Menor zu segeln und nutzen den angekündigten Ostwind, um nach Almerimar zu segeln. Dort ist ein gut ausgerüsteter Yachthändler und außerdem ein Stützpunkt von Trans Ocean. Ein deutsches Ehepaar betreibt im Yachthafen die Wäscherei. Der Mann ist Techniker und sehr hilfsbereit. 10 Stunden brauchen wir für die 67 Seemeilen. Wir müssen nicht mal einklarieren, sondern werden gleich von einem Marinero in den Liegeplatz eingewiesen. Am nächsten Morgen erstehen wir eine neue Pumpe – eigentlich war nur der Schalter kaputt – und zwar das gleiche Modell, so dass der Austausch problemlos erledigt werden kann. Das Wasser rauscht wieder!

Ami und Michael liegen inzwischen ebenfalls in Almerimar. Gelegenheit zum Klönschnack, während in den Kneipen das Fußballspiel Spanien-Kroatien läuft. Jedes spanische Tor wurde lautstark gefeiert. (auch mit Böllerschuss)

Jetzt liegen wir bei Cap Sacratif vor Anker. Als wir ankamen, waren noch einige Leute am Strand, aber jetzt gehört die Bucht uns allein. Das ist etwas ganz besonderes an dieser Küste.

Geschrieben von Heidi am 15.6.

Jetzt liegen wir schon seit dem 18.6. in Caleta de Veléz. Der Hafen gefällt uns, die Gebühren sind erschwinglich, die Versorgungsmöglichkeiten hervorragend und am Strand lässt es sich gut aushalten, zumal morgens um 10.00 Uhr schon seit Tagen Temperaturen herrschen, da würde bei uns jedes Kind hitzefrei bekommen: 28 Grad, steigerungsfähig.

Einen Tag haben wir uns aufgerafft und sind mit dem Bus nach Malaga gefahren. Haben das Picasso-Museum besucht und einen Teil der Burg Alcazaba erwandert, wo trotz der herrschenden Hitze ein angenehmes Lüftchen wehte.

Und dann lief ja auch noch die Fußball-EM. Dem Charme der Spiele konnten wir uns bei der Atmosphäre, wenn Spanien spielte, nicht entziehen. Herrschte beim Spiel gegen Portugal gespenstische Ruhe, war für uns der Spielverlauf deutlich zu hören: Erlösendes Jubeln beim Elfmeterschießen. Ehrensache, das Endspiel Spanien:Italien anzusehen und mit den Spaniern zu jubeln.

Am Mittwoch segeln wir nach Fuengirola, wo am Donnerstag dann Erik und Tina einsteigen für eine Woche.

Geschrieben von Heidi am 2.7.

 

 

Heute sind wir vom netten Hafen Caleta de Veléz herübergesegelt ins trubelige Fuengirola. Hochhauskulisse, die Strände voller Schirme und Liegen und am Hafen in Dreierreihe Kneipen und Lokale, an der Promenade sowieso.

Auf der Fahrt hierher haben wir 3 Sonnenfische gesehen. Zwei davon waren wohl 1 m und länger. Sie liegen an der Wasseroberfläche und man erkennt sehr schön die lange Flosse, die durchs Wasser wedelt.

Geschrieben von Heidi am 4.7.

Inzwischen haben wir mit den Tina und Erik Estepona erreicht nach einem Zwischenstopp in Marbella. Jeder Tag ein Erlebnis: Kreuzen mit flottem Wind aus Fuengirola, bei anschließender Flaute erfolgreiches Angeln (3 Makrelen), die wir gleich als Sushi verkostet haben und die letzten Meilen bei unangenehmem Schwell. In Bajadilla (Marbella) war die Altstadt unser Ziel, die wirklich schön zum Bummeln einlädt und der nahe Strand.

Von Bajadilla ging es unter Maschine mit Schleppgeschwindigkeit – nicht so erfolgreich – und Badepausen weiter nach Estepona mitten hinein in eine Festwoche mit lautstarkem Umzug von Flamenco-Gruppen durch die Altstadt, sonntäglichem Markttreiben am Hafen und als besonderem Highlight ein Stierkampf mit dem berühmten Torero Juan José Padilla. Das Foto, wie sich ein Stierhorn durch seinen Kiefer bohrt und zum Auge wieder rauskommt, war in vielen Zeitschriften zu sehen. Umstritten ist der Stierkampf und vor der Arena wurde auch demonstriert, wir haben uns dann aber doch getraut. 6 Kämpfe, 3 Toreros, Padilla mit seiner Augenklappe war der Star in der Arena.

Mit einem tollen Feuerwerk ging die Festwoche zu Ende.

Heute früh haben Erik und Tina Meeräschen überlistet und u.a. ein stattliches Exemplar gefangen. Meeräschen sind Algenfresser, lassen sich aber gut mit Brot anfüttern. Das Fleisch ist sehr fest und lecker, wir haben gerade ein fürstliches Gericht daraus verspeist.

Geschrieben von Heidi am 9.7.

Die Fahrt von Estepona nach Benalmadena hatten wir zeitweise angenehmen Wind – die Badepause musste leider ausfallen. Ab Cabo Pino baute sich eine recht ansehnliche Welle von achtern auf. Benalmadena wurde 1995 von einer englischen Yachtzeitschrift zum schönsten Hafen erklärt. Die Anlage verteilt sich auf mehrere Hafenbecken und zwei Inseln. Wir lagen vor einer der Inseln und waren dadurch abgeschirmt von der Partymeile mit Geschäften und Straßenhändlern – Gucci-Taschen, afrikanische Zöpfe flechten etc. -, Ausflugsbooten und aufdringlichen Kellnern vor den Lokalen. Der Stil der Häuser ist schon sehenswert mit Balkonen, Erkern und Türmchen (der Zuckerbäckerpepi hat „zugeschlagen“ ). Torremolinos ist nicht weit und entsprechend ist der Betrieb.

Von hier sind Erik und Tina wieder nach Hause geflogen. Die Woche verging wie im Fluge.

Wir sind noch nachmittags mit einem steten Ostwind nach Estepona gesegelt und vor der Costa Natura vor Anker gegangen. Am nächsten Morgen herrschte pottendicker Nebel, der sich auch am Tage nur mühsam lichtete.

Die zweite Nacht am Anker war doch etwas ungemütlich – Schwell und kein Wind. Um 9.00 gehen wir Anker auf. Frühstück gibt es unterwegs. Wenig später setzt Westwind ein und wir machen gute Fahrt. Vor Gibraltar liegen wieder zahlreiche Schiffe auf Reede. In Lee des Felsens bleibt kurz der Wind weg, um dann um so heftiger einzufallen. Wir sind nur noch ca. 1 sm vom Europapoint entfernt, da erwischt uns eine Boe und Peter sieht gerade noch unseren Windex und die Antenne davonfliegen. Vor uns ist das Wasser weiß – wie sieht es wohl hinter dem Felsen aus? Wir zügeln unsere Neugier, drehen ab und segeln nach Soto Grande. Den Windex ersetzen wir durch Bändsel in den Wanten, aber automatisch guckt man immer wieder nach oben.

Soto Grande ist ein Edelhafen. Hotels, sämtliche Bankhäuser, Southebeys und edle Boutiquen sind in der ansprechenden Anlage untergebracht. Leider haben wir Duschen und Toiletten für Gastlieger vergeblich gesucht und um einen elektrischen Anschluss zu bekommen, wäre ein Elektriker notwendig gewesen, um den Adapter gebrauchsfähig zu bekommen. Fix waren die Marineros beim Festmachen und bei der brüllenden Hitze von 38 Grad im Schatten reichte uns das Bad im Hafen und die anschließende Dusche am Schlauch. Wir konnten gar nicht so schnell Wasser trinken, wie wir es wieder ausgeschwitzt haben. Den Spaniern ging es auch nicht besser. Am Strand konnte ich eine Frau beobachten, die in einem Kinderpool saß und sich von ihrem Mann das Wasser eimerweise über den Kopf gießen ließ – und das zwei Schritte vom Wasser entfernt!

Eine Nacht in Soto Grande ist genug! Mit Ostwind Stärke 4 nehmen wir einen neuen Anlauf, Gibraltar zu runden. Es wird boeig, als wir uns dem Europapoint nähern und in der Bucht frischt es wieder erheblich auf. Die Umrundung Gibraltars ist mit Vorsicht zu genießen. Neben dem Wind sorgt auch die Strömung für ungemütliches und unberechenbares Segeln. Wir bergen die Segel und fahren zunächst zum Bunkern ins steuerfreie Gibraltar, bevor wir den spanischen Hafen La Linéa anlaufen. Hier wollen wir Antenne und Windex ersetzen und vor allem günstigen Wind abwarten, um Tarifa zu passieren.

Geschrieben von Heidi am 16.7.

 

 

Fremdfoto, gesendet von Marina La Linea
Fremdfoto, gesendet von Marina La Linea

Eine Woche in La Linea liegt hinter uns. Mit dem Rad sind wir einige Male nach Gibraltar gefahren, zum einen, um Ersatz für die Antenne und den Windex zu erstehen, zum anderen, um den Europapoint auch von Land aus zu sehen.   Nicht weit vom Leuchtturm steht eine beeindruckende Moschee. Die Einbahnstraße führte unten am Wasser hin und auf halber Höhe am Berg zurück (puh!). In der Mainstreet haben wir uns bei Chips und Bier erholt, bevor wir über den Flugplatz wieder zum Boot gefahren sind.

Gestern haben wir noch im Vorhafen geankert und sind um 7.30 früh gestartet. Gibraltar war schnell außer Sicht und wir im dicken Nebel. Um uns herum wurde heftig getutet, kein Wunder bei den vielen Schiffen dort vor Anker. Den dicken Echos = dicke Pötte im Radar möchte man nicht zu nahe kommen. 7 sm vor Tarifa lichtete sich langsam der Nebel. Und kaum hatten wir Tarifa passiert, drehte der Wind auf WSW und unter Groß und Fock konnten wir bis in den Hafen von Barbate segeln.

Geschrieben von Heidi am 23.7.

In Barbate haben wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wanderung zum Leuchtturm von Cap Trafalger. Im Mai waren wir mit Julia, Stefan, Annika und Julitha aufgrund des schlechten Wetters (Schauer) nur bis zum Torre de Tajo gekommen. Diesmal war es erheblich wärmer, der Schatten unter den Pinien sehr willkommen bei der ersten Rast. Der Wanderweg nach Canos de Meca wurde immer sandiger und beschwerlicher, ab und zu kam zwischen den Bäumen der kleine Ort und weit weg unser Ziel, der Leuchtturm, in Sicht, ein herrlicher Ausblick. Steil bergab durch tiefen Sand erreichten wir endlich den Strand und konnten uns in die Fluten stürzen. Am Strand wanderten wir dann weiter zum Leuchtturm, der auf einer kleinen felsigen Anhöhe steht. Die Halbinsel besteht aus einer schönen Dünenlandschaft, bewachsen mit einer uns unbekannten Lilienart und vielen Stranddisteln. Auf dem Rückweg haben wir immer wieder erfrischende Badepausen eingelegt und etwas zögerlich den Aufstieg über den heißen Sandberg in Angriff genommen. Vom Torre de Tajo ging es dann nur noch bergab und der Hafen rückte langsam näher. 20 anstrengende Kilometer, abends waren wir richtig „platt“.

Heute haben wir uns alles noch einmal von See aus angesehen, was wesentlich weniger anstrengend ist. Die angenehme Brise haben wir die letzten Meilen bis Sancti Petri nur mit dem Großsegel gesegelt – dafür erfolglos die Angel im Schlepp – da wir hier nur mit auflaufendem Wasser sicher einlaufen können.

Jetzt ankern wir hinter einem großen Bojenfeld und werden morgen mit dem Schlauchboot an Land fahren.

Geschrieben von Heidi am 26.7.

Sancti Petri, ein Wassersportparadies: Die Einfahrt ist schon etwas Besonderes. An Backbord befindet sich ein Kastell aus dem 16.-18 Jh. dessen Grundmauern aber viel älter sein sollen. Ein Dünensaum schützt die Einfahrt und den Ort, der eine sehr wechselvolle Geschichte hat. Gegründet in den 40-er Jahren rund um eine Thunfischfabrik, aufgegeben in den 70-er Jahren, wurde er vom Militär als Übungsgelände genutzt und erst in den 90-er Jahren der zuständigen Gemeinde Chiclana überlassen. Die Kirche und wenige Häuser sind erhalten geblieben, vieles wurde abgerissen oder verfällt. Angesiedelt haben sich ein Yachthafen, mehrere Surf- und Segelschulen, Kanuverleih und die Fischervereinigung betreibt ein uriges Lokal. Viele Boote liegen an Moorings, so dass man zunächst den Eindruck hat, der Wasserweg sei versperrt.

Am Ende des Mooringfeldes haben wir einen Ankerplatz gefunden. Bei Ebbe lagen Sandbänke frei, bei Flut ankerten neben uns etliche Angelboote und besonders abends fanden Minikreuzfahrten flussaufwärts statt. Freundliches Winken von der Backbordseite, flussabwärts freundliches Winken von der Steuerbordseite.

Heute hatten wir einen traumhaften Segeltag. Mit einem Holeschlag konnten wir in die große Bucht bei Cadiz einsegeln. So viele Segler wie hier heute, haben wir auf der ganzen Reise noch nicht gesehen – fast Kieler-Förde-Anblick. Leider konnten wir vor „unserem“ Strand nicht ankern bei der frischen Brise aus W. Jetzt liegen wir – krasser Gegensatz zu Sancti Petri - zwischen Werft und einer Brückenbaustelle, dafür sehr geschützt am Anker: Industrie-Idylle.

Geschrieben von Heidi am 28.7.

 

Von unserem letzten Ankerplatz in der Bucht von Cadiz konnten wir die Auslaufparade von Großseglern des Tall-Ship-Race Cadiz 2012 bewundern, aber dann wurde es Zeit, diesen schönen Platz zu verlassen, der Wind legte zu und so verholten wir in den sicheren Hafen. Diesmal lockten uns weniger die Sehenswürdigkeiten als die Geschäftigkeit beim abendlichen Bummel durch die Gassen.

Von Cadiz ging es gemütlich weiter in den Guadalquivir, wo wir vor einem Naturschutzgebiet in der Nähe der Ortschaft Sanlucar vor Anker gingen. Weiter Strand, Dünen und nur sehr wenige Menschen am Ufer. Dazwischen ein Hirsch (?), der sich den Badebetrieb aus der Nähe beguckte. Auf dem Fluss ankerten zahlreiche Angelboote. Was nicht ganz ungefährlich ist, denn der Tidenstrom setzt ganz heftig. Jedenfalls zog ein Angelboot in flotter Fahrt an uns vorbei und es wurde heftig am Anlasser gerissen – zum Glück mit Erfolg!

So gemütlich das Segeln zum Ankerplatz war, die wenigen Meilen stromab bis Chipiona hatten es in sich. Strom gegen Wind und die vielen Sände neben der Fahrrinne verursachten eine unangenehme steile und kurze Welle.

 

Chipiona ist ein Ort mit 15.000 Einwohnern, vervielfacht diese Zahl aber zur Ferienzeit um ein vielfaches. Entsprechend geht es zu am Strand, der Promenade und vor allem in der Fußgängerzone. In der Markthalle die Fisch- und Gemüsestände quellen über mit einem üppigen und preiswerten Angebot. Der Thunfisch, den wir erworben haben, zerging auf der Zunge. An kleinen Ständen werden Kaktusfrüchte angeboten. Sie schmecken erfrischend, haben aber viele kleine Kerne. Beim Schälen sind Handschuhe erforderlich.

Belagert war „unser“ Hähnchenhändler. Da muß man viel Geduld mitbringen, wenn jeder zweite in der Schlange zum Großeinkauf ansetzt. Der Händler verarbeitet alles nach Wunsch, ob Hähnchenbrust zu dünnen Filetscheiben oder das Zerlegen von Hähnchen mit einem furchteinflößenden Hackebeil. Unser in handliche Stücke zerteiltes Hähnchen haben wir zu Coque au vin verarbeitet, „oberlecker“.

Gestern sind wir bei auffrischendem Wind nach Mazagon gesegelt. Hoch am Wind pflügten wir zuletzt mit über 7 Knoten durchs Wasser, eine richtige Vollzeugbrise. Im Hafen musste erst einmal das Deck abgespült werden. Durch die Salzschicht auf den Scheiben konnte man gar nichts mehr sehen.

Heute früh hatten wir „nur“ 22 Grad und der böige Wind lässt die die Masten klappern und pfeifen.

Geschrieben von Heidi am 5.8.

Nur wenige Meilen von Mazagon entfernt liegt Punta Umbria, ein Flusshafen, den wir nur bei halber Tide erreichen können. Mit dem kräftigen Tidenstrom passieren wir nur unter Vorsegel die Einfahrt und legen in der fast leeren Marina an. Punta Umbria hat eine große Fischereiflotte. Rechts und links der Fahrrinne liegen die Kutter an Moorings. Morgens und abends herrscht reger Betrieb und Bewegung im Hafen, wenn die Kutter mit hoher Bugwelle ein- und auslaufen.

Mit dem Rad ist es nicht weit zum kilometerlangen Strand. Morgens ist Strandwandern angesagt, wenn die Sonne höher kommt, Ruhen unter dem Sonnenschirm. Zu bewundern sind die Verkäufer von kalten Getränken, die per Schiebkarre ihre Kühlkisten über den Strand schieben und lauthals ihre Ware anpreisen.

 

Die Einfahrt nach Isla Cristina soll lt. Handbuch noch weniger Wasser haben als Punta Umbria, wir haben also sehr viel Zeit und kreuzen bei schwachem Westwind, legen Badepausen ein und drehen bei, um wiederum die Tide abzuwarten. Mit einem ganzen Schwarm von Kuttern fahren wir flussaufwärts. Die Wassertiefe liegt bei 5-6 m, offenbar ist die Rinne gebaggert worden.

 

Eigentlich wollten wir von Isla Cristina ins portugiesische Vila Real am Guadiana, aber als wir den Hafen ansteuern, winkt uns ein Marinero ab, der Hafen sei voll. Nun liegen wir im spanischen Ayamonte, wo noch viele Plätze frei sind. Offenbar erfreut sich Vila Real großer Beliebtheit. Leider ist hier der Strand 10 km entfernt. Gestern zeigte das Thermometer 43 Grad (!), ein heißer Wind wehte, so dass nur das Bad im Hafen leichte Abkühlung brachte.

Heute früh sind es „nur“ noch 22 Grad, die Lebensgeister wieder munter.

Geschrieben von Heidi am 12.8.

Eine Nacht verbringen wir flussaufwärts auf dem Guadiana vor Anker mit Blick auf Ayamonte, Vila Real und die mächtigen Burgen bei Castro Marim. Abends sind die Kirchtürme von Ayamonte erleuchtet und eintönige getragene Musik schallt zu uns herüber.

Morgens um 5.45 verlassen wir den Ankerplatz, es ist noch stockdunkel und der Wind weht – nicht wie die letzten Tage morgens zuverlässig aus N – aus SSW. Die See ist ruhig und wir segeln hoch am Wind. Wir erreichen die Ria Formosa (Faro) gerade noch mit auflaufendem Wasser und ankern vor der Insel Culatra. Lagen wir auf der Hinreise mit 6 Booten hier, sind es jetzt, verteilt auf 2 Buchten, wohl 100! Es herrscht also reger Schlauchbootverkehr zum kleinen Fischereihafen. Fährschiffe bringen Tagesgäste und Wassertaxis Eilige nach Olhao. Der Atlantikstrand ist über einen Bohlenweg durch die Dünen erreichbar, das Wasser klar und erfrischende 19-20 Grad warm. Der Ort besteht aus flachen einfachen Häusern. Ein Plattenweg führt hindurch, ansonsten ist überall tiefer Sand. Bei Ebbe sieht man überall Muschelsucher auf den Sänden.

Geschrieben von Heidi am 17.8.

Etwas wehmütig haben wir Culatra verlassen und sind nach Albufeira gesegelt. Der Hafen liegt ja sehr schön geschützt mit einer modernen Bebauung ringsum, aber in die Stadt oder zum Strand ist jedes Mal ein Berg zu überwinden, der es bei knalliger Sonne in sich hat. Um unsere Vorräte zu ergänzen, machen wir uns auf zu „Lidl“ und erreichen total erschossen vom vielen Bergaufschieben dieses Einkaufsmekka (lt. Plan 1 x bergauf und dann geradeaus, entpuppt sich als Berg- und Talfahrt, von unseren Irrwegen mal abgesehen). Entsprechend groß – es soll sich ja lohnen – fällt der Einkauf aus und gibt unserem „Hackenporsche“ kurz vor dem Steg den Rest. Die Plastikräder brechen unter der Last zusammen – wir auch!

 

Entschädigt hat uns die Schlauchboottour entlang der Felsenküste und das abschließende Bad.

 

Jetzt liegen wir vor Portimao vor Anker. Der Gegensatz zwischen Portimao auf der einen und dem Fischerort Ferragudo auf der anderen Seite kann größer nicht sein. Skyline und Partymeile gegen verwinkelte Gassen mit Flair.

Geschrieben von Heidi am 22.8.

Von Portimao nach Lagos ist es nur ein „Katzensprung“ von 8 sm, und am Samstag ist dort ein unwiderstehlicher Fisch- und Bauernmarkt. Wir genießen zwei Tage dort. Den betriebsamen Ort, den herrlichen Strand mit glasklarem kühlem Wasser und segeln zurück nach Portimao, um weitere 3 Tage am Anker zu verbringen. 46,-- € Hafengeld – es ist noch Hauptsaison - sind wirklich kein Pappenstil, die „Mischkalkulation“ macht es erträglicher. Für zwei Tage soll es heftig aus N wehen, also fahren wir zurück nach Lagos. Zum Abschied von der schönen Algarve gönnen wir uns eine leckere Cataplana mit Meeresfrüchten.

Am 31.8. segeln wir nach Sagres und ankern vor dem Strand. Am 1.9. sollen wir Ostwind bekommen, den wir nutzen wollen, um Cap Vicente zu runden und nach Norden zu segeln. Morgens um 5.00 fängt das Boot an zu rollen - der Ostwind ist da! Bei Vollmond gehen wir Anker auf, setzen Segel und um 6.15 ist der Leuchtturm von Cap Vicente querab. Die See ist unangenehm, wie nicht anders zu erwarten, aber mit der Entfernung vom Cap wird die Dünung gleichmäßiger, aber leider wird der Wind immer dürftiger, so dass wir die Maschine zu Hilfe nehmen müssen. Der für mittags angekündigte zunehmende NW bleibt aus, so dass wir diese 63 sm zwar hoch am Wind, aber recht komfortabel hinter uns bringen. Abends um 19.00 sind wir fest in Sines.

Es ist deutlich zu merken, dass das Unterwasserschiff inzwischen ziemlich bewachsen ist. Einmal an der Geschwindigkeit und zum anderen freuen sich im Hafen Meeräschen und Doraden an dem Bewuchs. Was die Doraden abpicken, wissen wir nicht, aber es ist drinnen gut zu hören.

Geschrieben von Heidi am 2.9.

 

Ein paar Tage haben wir in Sines verbracht, um ein – zum Glück nur kleines – Motorproblem zu lösen. Ölalarm – Beim Ausbau des Alarmgebers brach ein Teil ab und wir mussten einen Monteur in Anspruch nehmen, weil der Schaden nicht mit Bordmitteln zu beheben war. Für viele ist Sines nur Zwischenstation auf der Reise von und zur Algarve, dabei hat der Ort viel mehr zu bieten, nicht zuletzt einen gepflegten Strand, der jeden Tag geharkt wird.

Von Sines sind wir in die Mündung des Rio Sado gesegelt und haben eine Nacht vor der Playa Galapos (nicht Galapagos) geankert. Es ist zweifellos eine der schönsten Buchten vor den steil aufragenden bewaldeten Hängen der Arabida, aber sehr anfällig für Fallwinde, wie wir erfahren mussten. Boen fauchten vom Berg, unsere Windmühle fing an zu kreischen, so dass wir sie abstellen mussten. Leider stand auch etwas Schwell am Ankerplatz. Am nächsten Morgen haben wir verholt in den Rio Sado und liegen hier ruhig im Schutz der Halbinsel Troia. Heute früh tauchten einige Sado-Delfine auf und nachmittags sind wir mit dem Schlauchboot ein Stück flussauf gefahren. Beim Baden muss man ein wachsames Auge auf die Umgebung haben. Es gibt hier Quallen von außergewöhnlichem Ausmaß. Der Durchmesser beträgt schätzungsweise 40 cm, die Länge sicherlich 70 cm.

Morgen geht es weiter nach Cascais.

Geschrieben von Heidi am 9.9.

Die Tage am Anker im Rio Sado hatten etwas leicht Herbstliches an sich. Morgens hüllte uns dicker Nebel ein, der erst mit der höher steigenden Sonne verschwand. Am Montag, als wir Anker auf gingen, war es zunächst klar. Der Nebel „lauerte“ auf See vor der Halbinsel Troia. Am Rande des Fahrwassers – es ist die Hauptzufahrt nach Setubal – fuhren wir unter Motor und mit laufendem Radar. Zwei Schiffe haben wir passiert. Neben dem Signal war deutlich die Maschine zu hören. Wenige Meilen vor Cap Espichel lichtete sich der Nebel endlich und wir hatten freie Sicht auf den malerischen Ort Sesimbra, das Cap und die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Cabo. Cascais haben wir doch „links“ liegen lassen und sind nach Oeiras gefahren. Vorgestern konnte Peter im Hafen einen handlichen Tunfisch einfangen. Ich hatte ihn schon länger beobachtet, wie er mit großer Geschwindigkeit am Steg entlangschwamm. Plötzlich sauste er auf einer kleinen Welle zwischen die Steine und kam nicht mehr frei. Peter ist dann mit Handschuhen und einem Ökobeutel bewaffnet zur Steinkante geschwommen und hat dieses Prachtexemplar eingesammelt. Frischer geht’s nimmer! Cascais ist von hier aus sehr gut mit dem Zug zu erreichen und so haben wir gestern dort den Tag verbracht. Haben Museen besucht und von der Promenade aus gebadet. Geschrieben von Heidi am 14.9.

„Düvel ok“ steht an Land. Mit dem hoffentlich nur vorerst letzten sonnigen Tag haben wir die Segelsaison abgeschlossen. Die Tage in Oeiras haben wir noch ausgiebig am Strand genutzt. In Lissabon haben wir das Azulejo-Museum besichtigt. Es ist in einem alten Kloster untergebracht und zeigt Kacheln vom 14. Jh. bis heute, u.a. ein Panorama von Lissabon aus dem 17. Jh. Die Rücktour durch den alten Stadtteil Alfama war von besonderer Art, da wir unsere neuen Räder nicht aus den Augen lassen wollten. Also bergauf und oftmals wegen der steilen Straßen auch bergab schieben. Basaltpflaster und Straßenbahnschienen, eine gefährliche Mischung für Radfahrer.

Das bedeutendste Museum für alte Kunst ist in einem sehr schönen Palacio untergebracht. Gemälde, sakrale Kunst, Exponate aus der Entdeckerzeit – im Museumsgarten konnten wir die Vielfalt dieses Museums verarbeiten.

Wir haben auf dieser Reise viele TO-Segler getroffen und sind mit vielen ins Gespräch gekommen. Karl-Heinz mit der „Ama me“, ausgerüstet mit allen Schikanen wie Badewanne, Waschmaschine, Trockner etc., der wegen technischer Schwierigkeiten nur kleine Etappen schafft, Kontrast dazu Georg, der gerade einhand aus der Karibik mit seinem 8 m Boot eingetroffen ist oder „La Favorita“, Lydia und Arno, die auf Wind noch Madeira warteten, die „Walross 4“ aus Berlin auf der Fahrt von Lissabon nach Tenerifa mit wechselnden Crews, um nur einige zu nennen.

Das Tagus Yacht Center ist international besetzt. Neben einigen deutschen Booten, Franzosen, Engländer, Schweden. Viele arbeiten noch an ihren Schiffen, einige werden vielleicht auch nie fertig.

Wir werden in einigen Tagen die Heimreise antreten. Mit dem angemieteten knallroten Fiat 500 geht es nach Porto. Geplant sind Pausen in Sitio, hoch über der Bucht von Nazare, Coimbra, der ältesten Universitätsstadt von Portugal und in Aveiro.  

Geschrieben von Heidi am 27.9.

 

 

Wir sind wieder zu Hause. Was für eine Reise! Am 30.9. sind wir von Seixal abgefahren. Trotz Routenplaner haben wir uns natürlich verfahren – nicht das einzige Mal, wie sich zeigen wird – und nach einer Ehrenrunde dann doch die Brücke des 25. April gefunden.

Lissabon kann man nur auf der Autobahn verlassen, es gibt unglaublich viele Auf- und Abfahrten. Nazare erreichten wir nach einem Zwischenstopp in Odemira, einer gut erhaltenen Burganlage. Es ist alles touristisch erschlossen, aber schön zum Bummeln. In Nazare haben wir nur kurz das Auto an der viel befahrenen und von Spaziergängern bevölkerten Uferstraße abgestellt, um uns ein Quartier zu suchen und als Peter das Auto holen wollte, war das Schloss geknackt und unsere Reisetaschen – dank Zentralverriegelung waren ja alle Türen offen – durchwühlt. Zu unserer großen Erleichterung stellten wir fest, dass nichts gestohlen war, aber die Freude über unser tolles Quartier in der 1. Reihe mit Balkon zur Wasserseite + Garage, war doch sehr getrübt. Besuch bei der Polizei, div. Telefonate mit dem Autovermieter und am nächsten Tag die Rückfahrt zum Lissaboner Flughafen, um das Auto zu tauschen. Von den Kosten mal ganz abgesehen. Die gute Laune wollten wir uns nicht verderben lassen und so haben wir den Abend hoch über Nazare im Ortsteil Sitio verbracht mit dem tollen Ausblick auf die Bucht.

 

Coimbra am Rio Mondego ist eine sehr alte, aber durch 30.000 Studenten auch sehr junge Stadt. Die Universität, die älteste Portugals, mit der prachtvollen Bibliothek liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt. Ein Höhepunkt war für uns der Abend im Cafe Santa Cruz, das sich in einer Kapelle befindet. Fado de Coimbra wird von Männern gesungen und wirkte auf uns so eindringlich, dass wir auch den zweiten Abend dort verbrachten.

 

Aveiro ist reich geworden durch Salz und erinnert mit seinen Kanälen ein wenig an Friedrichstadt. Kunstvoll mit etwas frivolen Bildern verzierte gondelähnliche Boote fahren durch die Kanäle und bieten Einblick in das alte und auch das moderne Aveiro.

 

Auf der Fahrt nach Porto haben wir uns dann schrecklich verfahren und sind auf einer neuen Autobahn gelandet, die uns weit Duroaufwärts führte. Leider hatten wir kein Mautticket, aber dank des Notknopfes am Bezahlautomaten durften wir die Autobahn gegen ein Entgelt von 50 Cent verlassen. Erholsam war die Fahrt am Duro entlang bis Porto, dann begann unser Irrweg durch die Stadt. Wie sich herausstellte, gibt es zwei Straßen gleichen Namens, die nur 5 km auseinander liegen. Jedenfalls waren wir zunächst in der falschen und landeten auf einem traurigen Hinterhof statt im Hotel. Der Computer führte uns in die Irre und nach dem Stadtplan zu fahren, erwies sich als Verzweiflungsakt. In einem kleinen Cafe bekamen wir dann zu unserer Erleichterung doch noch kompetente Auskunft und konnten sogar direkt vor dem Haus parken.

 

Der Flug startete pünktlich, die Landung bei starken Boen in Bremen wurde von den Passagieren mit Beifall bedacht und schon saßen wir wieder im Wagen und quälten uns von einem Stau zum nächsten nach Hause.

 

Obidos, Nazare mit Sitio, Coimbra und Aveiro waren jeder Ort für sich ein Erlebnis. Aber es ist einfacher, Sch…wetter auf See abzureiten und dann in einem Hafen zu liegen, als sich mit dem Auto durch den überwiegenden Einbahn-Straßendschungel der Städte zu bewegen.

Vielleicht haben wir auch nur zu viele Ziele in diese 5 Reisetage gepresst.

Geschrieben von Heidi am 7.10.

 

 

Videofilm der gesamten Reise